Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
unvorstellbares Leid über uns hereinbrechen. Kein Mensch, kein Elb, kein Zwerg – noch nicht einmal die Dunklen Brüder, die Goblins oder die Trolle –, nichts, was sterblich ist, wird in der Lage sein, ihm zu widerstehen.
Die mächtigsten Priester und Magier werden beiseite gefegt werden wie Spreu im Wind. Selbst die unbedeuten-deren Götter werden zittern.« Er deutete auf die Steinmetzarbeiten, in denen unmenschliche Kreaturen dargestellt waren, wie sie Menschen fraßen oder ihnen Gewalt antaten. »Und so sähe das Schicksal der Überlebenden aus«, fügte er hinzu. »Wir wären nichts weiter als Vieh, das aufgezogen wird, um ihren Hunger zu stillen.«
Jegliche Farbe wich aus Kendarics Gesicht.
»Wenn Ihr noch mal ohnmächtig werdet, lassen wir Euch einfach hier liegen«, sagte James.
Kendaric holte tief Luft. »Es wird schon gehen. Lasst uns einfach weitermachen und herausfinden, was meine Magie blockiert.«
Sie begaben sich zu einer großen zweiflügeligen Tür zu ihrer Linken. »Sie ist abgeschlossen«, sagte James, nachdem er sie untersucht hatte, und deutete auf ein paar Juwelen, die in einem bestimmten Muster in die Tür eingelassen waren.
»Könnt Ihr sie öffnen?«, fragte Kendaric.
»Ich kann es versuchen«, sagte James. Er schaute sich das Muster genauer an und sagte dann: »Ich glaube, es ist ein … magisches Schloss.« Er fluchte leise. »Die sind immer am schlimmsten.«
»Warum?«, wollte Kendaric wissen.
»Weil mechanische Schlösser einem nur vergiftete Nadeln in den Daumen jagen oder in einem Feuerball in die Luft fliegen, wenn man einen Fehler macht«, sagte James. »Ich habe mal eins aufmachen müssen, aus dem kam eine ziemlich widerliche Klinge herausgeschossen, und die hätte mir glatt die Hand abgetrennt, wenn ich sie nicht rechtzeitig wieder weggezogen hätte … Magische Schlösser allerdings … die können alles Mögliche tun.«
Kendaric trat einen Schritt zurück. »Seid Ihr wirklich sicher, dass Ihr an dem Ding da … herumspielen wollt?«
»Nun, ich habe für alle Vorschläge ein offenes Ohr«, sagte James ungeduldig. Er musterte das Schloss aus allernächster Nähe. »Es gibt sechs Edelsteine. Und sechs Löcher, um die herum eine blasse Farbe vorherrscht.
Etwas, das wie ein Rubin aussieht und ein rotes Loch. Ein grüner Edelstein und ein grünes Loch.« Er beugte sich noch näher an die Tür heran, steckte fast schon seine Nase in das Schloss. »An der Kante sind winzig kleine Spiegel.«
Er ließ sich auf die Fersen sinken und berührte einen kleinen weißen Edelstein in der Mitte. Plötzlich schossen sechs Lichtstrahlen daraus hervor. »Oh, verdammt!«, sagte er. Er begann hektisch, die winzig kleinen Spiegel an der Kante des kreisförmigen Schlosses zu bewegen.
»Was ist das?«, fragte Kendaric.
»Ich glaube, James muss jeden Edelstein und jeden Spiegel so bewegen, dass das Licht durch den Edelstein geht, die Farbe ändert und dann ins richtige Loch reflektiert wird«, sagte Jazhara.
James sagte nichts, während er verzweifelt genau das zu tun versuchte.
»Und wo ist das Problem?«
»Nun, angesichts der Tatsache, wie sehr James sich auf die Sache konzentriert, vermute ich mal, dass es eine zeitliche Grenze gibt, wie lange man es versuchen kann«, antwortete Jazhara.
James war immer noch damit beschäftigt, die sechsfache Edelstein-Spiegel-Kombination zu bewegen, als plötzlich das Licht ausging.
Nichts geschah.
Dann erklang hinter ihnen ein Geräusch.
Als sie sich umdrehten, hatte Solon bereits seinen Kriegshammer gehoben und James sein Schwert in der Hand.
In den neun Nischen nahmen die Skelettkrieger gerade ihre Waffen und Schilde auf und traten dann heraus auf den Fußboden.
»Das sieht nicht gut aus«, flüsterte Kendaric.
William lag im Dunkeln.
Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, wie er auf die Wasseroberfläche geprallt und dann von der reißenden Strömung mitgerissen worden war und wie er sich schließlich an einem Felsen den Kopf angeschlagen hatte.
Er stand auf und stellte fest, dass er vollkommen trocken war. Er betrachtete seine Hände und schaute dann an sich hinunter und sah keine einzige Wunde. Er betastete vorsichtig sein Gesicht und seinen Kopf und fand nicht die kleinste Verletzung. Keine Hautabschürfung, kein Riss, noch nicht einmal ein blauer Fleck.
Einen Augenblick lang fragte er sich, ob er womöglich tot war und sich irgendwo in Lims-Kragmas Halle befand.
»William!«
Er wirbelte herum und stellte fest, dass
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