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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
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Kendaric.
    Unzählige Kreaturen, die den schlimmsten Albträumen entsprungen schienen, waren hier auf vielfältigste Art und Weise dargestellt. Auch Menschen waren zu sehen, die meist die Rolle von Opfern spielten. Die Verworfenheit der Szenen war völlig klar.
    »Haltet Eure Fackel mal ein bisschen höher, mein Junge!«, sagte Solon; sein Akzent war so deutlich wie nie zuvor zu hören.
    James hob die Fackel, um für mehr Helligkeit zu sorgen, während sie sich weiter der Wand näherten.
    »Bleibt stehen!«, wies Solon ihn an, während er eine Hand nach Jazhara ausstreckte. »Schnell, Mädchen, eine andere Fackel! Schnell!« Jazhara wickelte die Fackel aus und gab sie dem Mönch, der sie an James’ Fackel entzündete und dann an Kendaric weiterreichte. »Stellt Euch da drüben hin!«, sagte er und deutete nach links.
    »Was?«

    »Ich hab gesagt, stellt Euch da drüben hin, Ihr granit-köpfiger Blödmann.«
    Solon ließ sich von Jazhara zwei weitere Fackeln geben und entzündete sie. Eine gab er der Magierin zurück und wies sie an, sich ein Stück weiter nach rechts zu stellen.
    Dann hob er selbst eine Fackel in die Höhe und schritt vorwärts. Und als er das tat, ergab sich ein vollständiger Überblick über die Steinmetzarbeiten.
    »Bei den Heiligen und Helden von Ishap«, flüsterte der Mönch.
    »Was ist das?«, fragte James.
    »Könnt Ihr das Zentrum sehen, Junker?« Solon deutete auf eine leere Fläche, die wie ein rundes Fenster aussah und um die herum die schrecklichsten der dargestellten Kreaturen voller Ehrerbietung knieten.
    »Ja«, sagt James. »Es ist leer.«
    »Oh, nein, es ist nicht leer, mein Freund. In diesem Zentrum ist etwas, das Ihr nicht sehen könnt.«
    Solon lief eilig vor der Wand auf und ab, wobei er gelegentlich stehen blieb, um die eine oder andere Einzelheit genauer zu studieren. Schließlich steckte er seine Fackel in einen Haufen Felsblöcke und winkte den anderen, dass sie die Arme senken könnten.
    »Was soll das eigentlich alles?«, fragte Kendaric.
    Solon starrte seine Gefährten nacheinander lange und ernst an. »Was ich euch jetzt sage, müsst ihr euch alle gut merken. Meißelt es euch in euer Gedächtnis, prägt es euch tiefer als alles andere ein, was ihr bisher in eurem Leben gelernt habt.« Er drehte sich um und deutete auf die Wand.
    »Diese Wand da vor uns erzählt die Geschichte einer überaus grausamen Zeit.« Er unterbrach sich und holte tief Luft. »Im Tempel wird gelehrt, dass nach den Chaos-Kriegen in einigen Teilen der Welt eine Zeit großer Dunkelheit anbrach, während die Kräfte von Gut und Böse um ein Gleichgewicht kämpften. Orte wie dieser hier sind auch schon zuvor gefunden worden; die Heimstätten von Dämonen und anderen Kreaturen von bösartiger Natur –
    Wesen, die nicht von dieser Welt sind und verbannt werden müssen, wann auch immer man ihnen begegnet.
    Diese Wand erzählt eine Geschichte. Die Einzelheiten sind nicht so wichtig. Was hingegen wichtig ist und was meinem Tempel überbracht werden muss, ist die Nachricht von diesem Ort, die Tatsache, dass es ihn überhaupt gibt.
    Ganz egal, was sonst noch geschehen mag – es gibt zwei Dinge, die wir unbedingt tun müssen.
    Als Erstes müssen wir zurückkehren und meinem Orden von diesem Ort erzählen, damit meine Brüder ihn läutern und für alle Zeit versiegeln können. Und ganz egal, was ihr sonst vergesst –ihr müsst unbedingt daran denken, jenes Ding zu beschreiben, das ihr das leere Fenster nennt, und meinem Hohepriester zu sagen, dass ich mir sicher war, dass es das Werk derjenigen war, die dem Namenlosen folgen.«
    »Der Namenlose?«, fragte Kendaric. »Wer ist das?«

    »Wenn das Schicksal es gut mit Euch meint, mein Junge«, sagte Solon, »werdet Ihr das niemals erfahren.« Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Obwohl ich die Befürchtung hege, dass das Schicksal es im Augenblick alles andere als gut mit uns meint.«
    »Ihr habt gesagt, es gäbe zwei Dinge«, sagte James.
    »Was ist das andere?«
    »Dass wir in dem Unterfangen, die Träne der Götter nach Hause zu bringen, auf gar keinen Fall scheitern dürfen. Denn der Verlust würde uns nicht nur verkrüppeln
    … Ich weiß jetzt, warum nach der Träne gesucht wird –
    und wer nach ihr sucht!«
    »Und warum wird nach ihr gesucht?«, fragte Jazhara.
    Solon deutete auf den leeren Fleck an der Wand. »Um ein Portal wie das da zu öffnen. Sollte dieses Portal jedoch tatsächlich eines Tages geöffnet werden, dann wird

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