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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
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kümmerlicher Ersatz eines Soldaten! In meiner Kompanie hättest du noch nicht mal einen einzigen Tag überlebt!«
    William entdeckte das Amulett, das Bär um den Hals trug. Er sah, dass der rote Stein in seiner Mitte in blutigem Rot glomm, und wusste, dass Bärs Kräfte von diesem Objekt kamen. William packte einen seiner Männer an der Schulter. »Begib dich auf seine rechte Seite und lenke ihn ab!«, befahl er dem Mann.
    Williams Plan entsprang der schieren Verzweiflung, aber er erkannte, dass das ihre einzige Chance war.
    Irgendwie musste er Bär das Amulett abnehmen.
    Er tat so, als würde er zögern, und in diesem Augenblick griff der andere Soldat Bär an. Bär mochte unverwundbar sein, aber er hatte trotzdem menschliche Reflexe und drehte sich seinem Angreifer zu. Sofort stieß William mit seinem Langschwert zu. Er hatte allerdings nicht vor, seinen Gegner aufzuspießen, sondern versuchte vielmehr, die Spitze seines Schwerts unter die schwere Kette zu bringen, die Bär um den Hals trug. Die einzelnen Ket-tenglieder waren so groß, dass William sich berechtigte Hoffnungen machte, er könnte auf diese Weise das Amulett wegschnipsen – und Bär dann mit dem größten Vergnügen töten.
    Doch Bär reagierte mit unnatürlicher Geschwindigkeit; blitzschnell zuckte seine Hand vor und packte die schwere Klinge. Schmerzen schossen durch Williams Arme, als das Schwert sich plötzlich keinen Fingerbreit mehr bewegen ließ; es war, als ob es in einem Schraubstock steckte. Bär grinste William bösartig an, dann lachte er spöttisch auf.
    »Du bist wohl ein ganz Schlauer, was?«
    Ohne auf die hektischen Angriffe von Williams Männern in seinem Rücken und an seinen Seiten zu achten, schob Bär sich auf William zu, zwang ihn auf diese Weise, entweder zurückzuweichen oder sein Schwert loszulassen.
    William ließ den Schwertgriff los und tauchte nach unten, auf Bärs Beine zu. Er packte ihn in der Mitte der Oberschenkel und versuchte ihn hochzuheben. Bärs Schwung half ihm bei seinem Vorhaben, und der riesige Pirat flog über Williams Schulter und landete flach auf dem Boden. »Werft euch auf ihn!«, befahl William.
    Mehrere Soldaten gehorchten augenblicklich, warfen sich auf Bär und versuchten, ihn am Boden festzuhalten.
    »Reißt ihm das verdammte Amulett ab!«, schrie William.
    Die Männer griffen wild nach der Kette, während William sie alle umrundete und seinerseits versuchte, das Amulett zu ergreifen. Der Stapel aus menschlichen Körpern hob und senkte sich, doch mit unglaublicher Kraft stand Bär auf, schüttelte die Männer auf seinem Rücken ab, wie ein Vater es mit seinen spielenden Kindern tun würde. Er stieß Williams Hand beiseite. »Genug!«
    Bösartige Freude spiegelte sich auf seinem Gesicht, als er seine rechte Hand ausstreckte und einem Mann die Kehle zerquetschte und gleichzeitig einem anderen mit einem Rückhandschlag seiner Linken den Schädel einschlug. William wich zurück. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen musste er zusehen, wie Bär die Männer in seiner Reichweite einen nach dem anderen tötete.
    Die beiden noch verbliebenen Männer, die sich hinter Bär befanden, wichen einen Schritt zurück. »Lauft!«, rief William ihnen zu.
    Sie brauchten keine zweite Aufforderung, sondern drehten sich unverzüglich um und rannten, so schnell sie konnten. Jetzt blickte Bär William an, machte einen Schritt auf den jungen Offizier zu. William täuschte eine Bewegung nach links an, machte dann aber einen Satz nach rechts; Bär konterte die Bewegung, blieb weiter zwischen der Straße und William.
    Plötzlich begriff William, dass er nur noch eine einzige Chance hatte. Bär hatte die ganze Zeit mit seinen Männern gespielt. Sie hatten seine Söldner in die Flucht geschlagen, doch er selbst war unverwundbar, und er hatte sie nahe genug an sich herangelockt, um so viele wie möglich mit bloßen Händen zu töten.
    William drehte sich um und rannte auf die Klippen zu.
    Bär zögerte kurz und nahm dann die Verfolgung auf.
    William drehte sich nicht um; er wusste, dass schon ein halber Schritt darüber entscheiden konnte, ob er leben oder sterben würde. Ein Sprung von den Klippen würde ihm zumindest eine Chance verschaffen, mochte sie auch noch so klein sein.

    Als er sich dem Rand der Klippe näherte, widerstand William dem Drang, langsamer zu werden und einen Blick in die Tiefe zu werfen. Er rannte einfach weiter, vertraute auf sein Glück, machte einen Satz, der ihn so weit wie möglich hinaustragen

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