Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
James’ Gesicht und versuchte sich loszureißen.
James ließ sie nicht los. »Halt, halt! Immer langsam!
Und hör auf, mich zu schlagen.«
Das Mädchen hörte wirklich auf, nach ihm zu schlagen, zog und zerrte aber weiter und versuchte mit aller Kraft freizukommen. James ließ langsam ihren Arm los und hob die Hände, die Handflächen nach vorn gerichtet, um ihr zu zeigen, dass er sie nicht wieder packen würde. »Pass auf, Nita, wenn du hier bleiben willst, ist das in Ordnung. Wir werden dir nichts tun«, sagte er sanft.
»Was hast du da gerade eben gemeint, Nita? Wer sind diese bösen Männer?«, fragte Jazhara.
Das Mädchen blickte die Magierin an. »Sie sagen, dass sie genauso sind wie die Leute vom Gelben Schild und dass alle braven Kinder mit ihnen gehen. Aber sie haben mir wehgetan!« Während sie sprach, füllten sich ihre Augen mit Tränen, doch ihre Stimme blieb fest.
»Und wie haben sie dir wehgetan?«, fragte James.
Nita warf dem ehemaligen jungen Dieb einen Blick zu.
»Sie haben mich in ein großes Haus gebracht und in einen Käfig gesperrt, wie die anderen Kinder auch. Und dann haben sie mir gesagt, dass ich Stoff für Yusuf färben soll, weil sie mich sonst schlagen würden. Die bösen Kinder haben sie mitgenommen, und sie sind nie wieder zurückgekommen. Und dann sind da diese Ratten, und in dem Essen waren so eklige Sachen und –«
»Das ist ja schrecklich«, sagte Jazhara. »Wir sollten uns diesen Yusuf unbedingt vorknöpfen. Aber zuerst müssen wir uns um Nita kümmern.«
»Nun, wir könnten sie mit zum Palast nehmen«, überlegte James und drehte sich zu Jazhara um.
Das war die Gelegenheit, auf die das Mädchen gewartet hatte. In dem Augenblick, da James den Blick von ihr abwandte, rannte sie davon, die Gasse hinunter auf die nächste Straße zu.
James stand da und schaute ihr nach, wie sie um die Ecke bog; er wusste, dass er sie hätte einholen können, hatte sich jedoch dazu entschlossen, ihr nicht hinterherzulaufen. Jazhara starrte ihn an. In ihrem Blick stand eine unausgesprochene Frage. »Ich habe ihr gesagt, dass sie bei uns bleiben könnte, wenn sie wollte«, sagte James.
Jazhara nickte. »Dann werdet Ihr Euch um diese Angelegenheit kümmern?«
James bückte sich, um Jazharas Börse aufzuheben. Er wischte den Staub ab und reichte sie ihr. »Natürlich werde ich das tun«, erwiderte er. »Ich bin in diesen Straßen aufgewachsen. Das hat nichts mit Pflicht zu tun; es ist etwas Persönliches.«
Jazhara drehte sich um, sodass der Palast jetzt hinter ihr lag, und begann, den Weg zurückzugehen, den sie gerade gekommen waren.
»Heh!«, rief James. Er beeilte sich, sie einzuholen. »Wo wollt Ihr hin?«
»Nun, ich nehme an, dass wir uns tiefer in die ärmeren Viertel dieser Stadt begeben sollten – das heißt natürlich, sofern dieser Yusuf nicht im Palast lebt, was ich nicht so recht glauben kann.«
»Da habt Ihr Recht«, sagte James. »Es gibt einen Färber namens Yusuf in dem Viertel im Norden, das Stinkstadt genannt wird. In dem Viertel liegen die Gerbereien, Schlachthäuser und andere Geschäfte, die starke Gerüche erzeugen. Aber wollen wir da jetzt gleich hingehen?«
Jazhara warf James einen entschlossenen Blick zu.
»Nun, früher können wir wohl kaum anfangen, oder?«, meinte sie.
»Wohl kaum«, erwiderte er. Und grinste.
James hielt die Augen offen, spähte in jeden im Schatten gelegenen Winkel, wohingegen Jazhara entschlossen geradeaus starrte, als wäre sie auf ein bestimmtes Ziel fixiert. Während sie zielstrebig durch das Armenviertel von Krondor gingen, richtete Jazhara eine Frage an ihn.
»Glaubt Ihr, dass es Ärger geben wird?«
»Immer«, antwortete James und warf einen Blick in eine Seitenstraße, die sie gerade passierten.
Ein allmählich zunehmender strenger Geruch sagte ihnen, dass sie ihrem Ziel mittlerweile ziemlich nahe gekommen waren – jenen Bereichen des Armenviertels, die der stinkenden Geschäfte wegen auf der windab-gewandten Seite der Stadt lagen. »Was glaubt Ihr, wo dieser Yusuf wohnt?«
»Die Kleidermacher befinden sich alle am Ende dieser Straße sowie in den beiden angrenzenden«, sagte James. Er drehte sich zu Jazhara um. »Es ist Euch natürlich klar, dass Yusufs Laden während der Nacht mit ziemlicher Sicherheit geschlossen ist, oder?«
Jazhara lächelte. »Was uns die Möglichkeit geben wird, uns ein bisschen umzusehen, ohne dass wir bemerkt werden, stimmt’s?«
James erwiderte ihr Lächeln. »Ich mag Eure Art zu denken,
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