Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
ihnen ein Zeichen, die Köpfe unten zu halten. Als James an seine Seite kam, sagte der Hauptmann: »Astalon soll ihre schwarzen Herzen verrotten lassen.« Er nickte den beiden jungen Männern zu.
»William. Junker James.« Ohne darauf zu warten, Jazhara vorgestellt zu werden, fuhr der Hauptmann der Wache fort:
»Wie ihr sehen könnt, haben wir hier ein kleines Problem.«
»Was ist passiert?«, fragte James.
»Verfluchte Banditen! Sie haben den hinteren Teil des Gefängnisses in die Luft gejagt und die Hälfte meiner Männer niedergeschlagen.«
»Wer sind sie?«, fragte William.
»Das weiß ich genauso wenig wie Ihr, Junge. Der Anführer ist ein wahrer Riese, kahlköpfig und mit einem dichten Bart. Er hat eine Art Knochenamulett getragen, und er kann verdammt gut mit dem Schwert umgehen.«
»Das ist der Kerl, James«, sagte William.
»Welcher Kerl, mein Junge?«, fragte der Hauptmann, während ein weiterer Pfeil in der Unterseite des Wagens stecken blieb.
James warf William einen Blick zu. »Derjenige, der Talia getötet hat, das Schankmädchen vom ›Regenbogen-Papagei‹.«
Guruth stieß einen langen Atemzug aus und sagte dann mit schwerer Stimme: »Lucas’ Tochter. Sie ist… sie war …
so ein süßes Ding.« Er blickte William an. »Mein Beileid, Will.«
Kalte Wut schwang in Williams Stimme mit, als er antwortete: »Ich werde ihm das Herz aus dem Leib reißen, Hauptmann. Ich schwöre, dass ich das tun werde.«
»Nun, dann ist das hier Eure Chance, Junge«, sagte Guruth. »Sie haben uns hier festgenagelt, aber vielleicht schafft ihr beide es ja, den Weg zurückzukriechen, den ihr gekommen seid, einen Bogen zu schlagen und von hinten an das Gefängnis heranzukommen.«
»Wo ist der Sheriff?«, fragte James.
Guruth neigte den Kopf in Richtung des Gefängnisses.
»Da drinnen, nehme ich an. Ich wollte mich gerade mit ihm treffen, als hier das Chaos ausbrach.«
James schüttelte den Kopf. Er mochte Sheriff Wilfred Means nicht besonders, aber der Mann war ein guter, loyaler Diener des Prinzen, und sein Sohn Jonathan war einer von James’ Agenten. Er ging davon aus, dass er im Laufe der nächsten Stunden feststellen würde, ob der junge Means noch am Leben war.
»Wenn der Sheriff und seine Männer da drin waren, als diese Bastarde das Gefängnis in die Luft gejagt haben, wird es noch mindestens zehn bis fünfzehn Minuten dauern, bis Hilfe vom Palast eintrifft«, sagte James.
»Stimmt, und das verschafft ihnen genug Zeit für ihr blutiges Werk – wie auch immer das aussehen mag«, sagte Guruth. »Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass jemand versucht, in ein Gefängnis einzubrechen. Es muss also etwas da drin sein, das sie haben wollen.«
»Nein, da drin ist jemand, den sie haben wollen«, sagte James.
»Du denkst, Lucas ist zum Gefängnis gerannt?«, fragte William.
»Vielleicht«, erwiderte James. »Aber wir werden es erst erfahren, wenn wir irgendwie hineingekommen sind.«
»Ihr lasst die Frau am besten hier, bis die Palastwachen eintreffen«, sagte Guruth.
»Ich weiß Eure Besorgnis zu schätzen, aber ich kann auf mich selbst aufpassen«, sagte Jazhara trocken.
Der Hauptmann zuckte die Schultern. »Ganz wie Ihr wollt.«
Sie duckten sich tief auf den Boden und kehrten auf dem gleichen Weg zurück, auf dem sie hergekommen waren.
Sie verblieben in der geduckten Haltung, bis sie die große Kreuzung erreichten, wo sie außer Reichweite der Bögen und Armbrüste waren. Dann erhoben sie sich und fingen an zu rennen.
Schnell erreichten sie die Rückseite des Gefängnisses, in der ein weiteres gewaltiges Loch klaffte. »War das die zweite Explosion?«, fragte William.
»Das war die Erste«, sagte Jazhara. »Sie haben das hier in die Luft gejagt, um die Männer zu erwischen, die hier gerade geschlafen oder gegessen haben« – sie deutete durch das Loch auf einen Tisch und mehrere umgestürzte Schlafstellen –, »und dann, als die Männer vom vorderen Teil des Gefängnisses angerannt kamen, um ihren Kameraden zu helfen, haben sie die Explosion auf der anderen Seite ausgelöst, wo sie ziemlich sicher angegriffen haben, wodurch sie alle, die drinnen waren, von hinten erwischt haben.«
»Wenn wir hier draußen bleiben, werden wir die Antwort nicht herausfinden«, sagte James.
Er duckte sich und rannte zu dem Loch, das in den Wachraum führte, wobei er die ganze Zeit mit einem Pfeilhagel rechnete. Stattdessen fand er nur zwei Männer, die die Leichen auf dem Fußboden plünderten. Der eine starb,
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