Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Sheriff und seine Männer schlafen da drüben.« Mit einem Blick auf die in Stücke gehackten Leichen fügte er hinzu: »Ich glaube nicht, dass von denen noch einer am Leben ist.« Er kratzte sich am Bart. »Das war ein perfekt geplanter Überfall. Sie haben ganz genau gewusst, wann sie zuschlagen mussten. Die Wachmannschaft bestand gerade nur aus wenigen Männern und war daher kaum in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Abgesehen davon war es unwahrscheinlich, dass schnell Verstärkung eintreffen würde.« Er ging auf die Stufen zu, die hinab zu den Zellen führten, und zwei seiner Männer folgten ihm vorsichtig.
James gab William und Jazhara ein Zeichen, dass sie ihn begleiten sollten, und sie begaben sich zu der Treppe, die zum oberen Stockwerk des Gefängnisgebäudes führte. Als sie die Stufen erreichten, duckten sie sich reflexhaft, denn von oben kam das Geräusch einer neuerlichen Explosion.
Während Rauch herabwallte und Steine die Treppe herunterpolterten, hörten sie Hauptmann Guruths Stimme:
»Er will zum Nordtor!«
James zögerte keinen Augenblick. »Kommt mit!«, brüllte er und rannte durch die klaffende Öffnung direkt neben ihnen.
Als James die belebte Straße entlangblickte, die zum Nordtor führte, konnte er den Kopf und die Schultern eines großen Mannes erkennen, der seine Umgebung deutlich überragte und sich einen Weg durch die Menge aus Neugierigen und Schaulustigen bahnte, die sich versammelt hatten, um zu sehen, was da beim Gefängnis eigentlich los war. James, William und Jazhara hetzten hinter ihm her.
Während sie sich der Menge näherten, warf James einen Blick über die Schulter zurück und sah, dass Guruth und seine Männer in einen Kampf mit ungefähr einem halben Dutzend Söldner verwickelt waren. »Wir sind auf uns allein gestellt!«, rief er William und Jazhara zu.
Menschen, die von dem großen Mann beiseite geschoben worden waren, fanden sich ein zweites Mal beiseite gestoßen, dieses Mal von James und seinen Begleitern. »Aus dem Weg! Wir sind im Auftrag des Prinzen unterwegs!«, rief James.
Bei all dem Stimmengewirr konnte man ihn kaum verstehen, und schließlich überließ James es William, der stämmiger und kräftiger war als er, die Führung zu übernehmen. Die Menschen sprangen beiseite, als sie die Uniform der Palastwache erkannten und ihn rufen hörten:
»Im Namen des Prinzen, tretet beiseite!«
Dennoch war wertvolle Zeit verloren gegangen, und der große Mann war bereits außer Sicht. Als sie sich der Kreuzung mit der Straße näherten, die durch das Nordtor aus der Stadt führte, konnten sie eine weitere gewaltige Explosion hören, die unverzüglich von schrillen Schreien und Rufen begleitet wurde.
Sie erreichten die Ecke und sahen ein großes, zweistöckiges Gebäude in Flammen stehen. Rauch drang aus den Fenstern im Erdgeschoss, während Flammen außen an den Wänden hochzüngelten.
»Bei den Göttern«, sagte James. »Er hat das Waisenhaus in Brand gesetzt.«
Vier Frauen und ein Mann führten Kinder durch den Haupteingang ins Freie; viele von den Kleinen wirkten völlig verwirrt und wie betäubt, und sie husteten und keuchten aufgrund des Qualms. James rannte zur Tür.
Der Mann drehte sich um, sah Williams Uniform und brüllte: »Jemand hat das Waisenhaus in Brand gesteckt!
Sie haben eine Bombe durch das Fenster geworfen!« Er deutete mit einem zitternden Finger in die Richtung.
»Sofort sind Flammen hochgeschlagen, und wir sind gerade noch rausgekommen.«
»Sind die Kinder alle draußen?«, fragte Jazhara.
Wie als Antwort ertönte ein Schrei aus dem oberen Stockwerk.
Der Mann hustete und sagte dann: »Ich habe versucht, nach oben zu kommen, aber an der Treppe ist das Feuer zu stark.«
»Wie viele sind noch da oben?«, fragte William.
»Drei«, sagte eine der Frauen. Sie weinte. »Ich hatte die Kinder gerade zum Abendessen heruntergerufen, aber manche lassen sich viel Zeit …«
»Vielleicht kann ich helfen«, meldete Jazhara sich zu Wort.
»Und wie?«, fragte James.
»Ich verfüge über einen Spruch, der Euch vor der Hitze schützt, solange Ihr die Flammen nicht direkt berührt. Aber er wirkt nur kurze Zeit.«
»Dann macht schnell, Magierin«, sagte der Mann. »Das Leben dieser Kinder steht auf dem Spiel.«
William wollte schon seine Rüstung ablegen, aber James hielt ihn zurück. »Nein«, sagte er. »Ich bin schneller als du.« Außerdem hatte er keine Rüstung an, die er hätte ablegen müssen. Er reichte William sein Schwert und
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