Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
folgte ihm dichtauf. Im Innern wartete ein Gemetzel auf sie. Zwei bewaffnete Männer lagen tot auf dem Fußboden; ihrer Kleidung nach zu schließen, handelte es sich bei ihnen um Söldner. Ein paar Stammgäste der Schänke lagen ebenfalls tot inmitten von zerschmettertem Mobiliar. In der Nähe der Feuerstelle lag eine junge Frau mit blutüberströmtem Kopf.
In einer Ecke stand William conDoin, durch Adoption Cousin des Königlichen Hauses von Krondor und Leutnant in der Palastwache des Prinzen, und hielt ein großes Schwert beidhändig vor sich. Drei Männer drangen auf ihn ein.
Als William die Neuankömmlinge entdeckte, rief er laut: »James! Jazhara! Helft mir! Talia ist verletzt!«
Einer der Männer drehte sich um, um sich dem Junker entgegenzustellen. Die anderen beiden griffen William an, der kaum genug Platz hatte, um die beiden Hiebe mit seinem größeren Schwert abzulenken. Es war ein so genanntes Bastard- oder »Anderthalbhand«-Schwert – eine verheerende Waffe auf dem Schlachtfeld, doch auf engem Raum kaum zu gebrauchen.
Jazhara hob die Hand, und ein Nimbus aus scharlachrotem Licht glühte darum herum auf. Sie schleuderte es auf den näher bei William stehenden Gegner
– und musste zusehen, wie das Licht, ohne Schaden anzurichten, dicht vor seinen Füßen zu Boden fiel.
»Verdammt«, murmelte sie. Sie hob ihren Stab und trat vorwärts, wollte dem Mann mit der eisenbeschlagenen Spitze einen Stoß seitlich an den Kopf versetzen.
Der Angreifer spürte die Attacke – oder vielleicht hatte er auch aus den Augenwinkeln etwas gesehen – und duckte sich seitlich weg. Dann wirbelte er zu seinem neuen Gegner herum und begann eine bösartige Attacke gegen Jazhara, die daraufhin zurückweichen musste.
Aber sie hatte dafür gesorgt, dass William sich nur noch auf einen Gegner konzentrieren musste, und er tötete den Mann schnell. Auch James beförderte seinen Gegner ins Jenseits und versetzte dem Mann, der Jazhara angriff, mit dem Schwertknauf einen Schlag auf den Schädel. Doch der Schlag schien den Angreifer lediglich abzulenken, anstatt ihn zu betäuben, und er drehte sich genau in dem Augenblick um, da Jazhara ein weiteres Mal mit ihrem Stab zuschlug. Das Geräusch brechender Knochen war unverkennbar, als die eiserne Ferse des Stabes den Hinterkopf des Mannes zertrümmerte.
James schaute sich im Gastraum um. »Was waren denn das für üble Mörder?«
William hatte sein Schwert auf den Boden geworfen und kniete neben Talia. Er hielt ihren Kopf in seinem Schoß.
Das Gesicht des Mädchens war blass, und das Leben floss schnell und unaufhaltsam aus ihr heraus. »Oh, William …«, flüsterte sie, »hilf mir.«
William schaute verzweifelt zu Boden. Er warf James einen Blick zu; der machte ein bedauerndes Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. Dann wanderte Williams Blick zu Jazhara. »Du warst eine der besten Schülerinnen meines Vaters. Kannst du nicht eine Heilung durchführen?«, fragte er flehentlich.
Jazhara kniete sich neben dem jungen Soldaten hin und flüsterte ihm zu: »Es tut mir Leid, William. Ihre Verletzungen sind zu schwer. Selbst wenn wir nach einem Priester schicken würden … es wäre zu spät.«
James kniete sich auf die andere Seite des Mädchens.
»Talia, wer hat das getan?«
Talia schaute zu James auf. »Sie waren hinter Vater her.
Ich weiß nicht, wer sie waren. Ihr Anführer war riesig, ein Bär von einem Mann.« Sie keuchte, und Blut trat aus ihrem Mund, befleckte ihre Lippen. »Er hat mir weh getan, William. Er hat mir furchtbar weh getan.«
William strömten Tränen über die Wangen. »Oh, Talia, es tut mir Leid …«
Plötzlich schienen die Qualen des Mädchens schwächer zu werden. James hatte das schon zuvor bei Menschen gesehen, die an der Schwelle zum Tod standen. Für einen Augenblick klärte sich ihr Blick, als ob die Schmerzen verschwunden wären, als ob die Sterbende auf der Schwelle von Lims-Kragmas Halle stehen und sie gleich betreten würde. In diesem Augenblick konnte sie in beide Welten blicken. »Sei nicht traurig, William«, flüsterte Talia. »Ich werde meine Rache haben, das schwöre ich bei Kahooli.«
Dann sank ihr Kopf zur Seite.
»Nein … Talia!«, schluchzte William. Er hielt sie noch einen Augenblick lang fest, dann ließ er ihren Kopf langsam auf den Fußboden sinken und schloss ihr sanft die Augen. Schließlich stand er auf und sagte mit fester Stimme: »Dafür werden sie bezahlen, James. Ich werde sie sofort verfolgen.«
James schaute zum
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