Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
sich Rattenschwanz-Jack ein. »Nicht, wenn du deine berühmte Schläue benutzt. Es gibt immer etwas, mit dem man handeln kann, alter Junge.«
»Und das wäre?«, fragte Jazhara.
»Geht und sprecht mit Mace«, sagte Jack. »Wenn er euch bedroht, fragt ihn, wer seine Leute anknabbert. Das dürfte reichen, um ihn hellhörig zu machen.«
»Danke, Jack«, sagte James. Er gab seinen Begleitern ein Zeichen weiterzugehen. Sie nahmen den Tunnel zu ihrer Linken, und als sie ihn betraten, stieß Jack einen gellenden Pfiff aus.
»Was war das?«, fragte William.
»Jack sorgt für sich«, sagte James. »Wenn er nicht Alarm gegeben hätte, könnten die Schläger auf die Idee kommen, dass er mit uns unter einer Decke steckt.«
Kurze Zeit später erreichten sie eine Ausweitung des Tunnels, und von beiden Seiten traten plötzlich Männer in ihr Blickfeld, umringten das Trio. Es war ein halbes Dutzend, allesamt bewaffnet. Ein großer grauhaariger Mann trat nach vorn ins Fackellicht.
Nach einem kurzen Augenblick begann er zu grinsen. Es war kein angenehmer Anblick. Stoppelige Hängebacken schwabbelten um einen Kopf, der eine Nummer zu groß für einen Menschen zu sein schien. Seine Augen erinnerten an ein Schwein. Eine Knollennase, die unzählige Male gebrochen worden war, bildete den Mittelpunkt seines missgebildeten Gesichts.
»Nun, Jimmy die Hand«, sagte der große Mann und schlug mit dem langen Totschläger, den er in der Rechten hielt, in die offene Handfläche seiner Linken. »Bist du auf der Suche nach ein paar Schmerzen, Junge?«
»Ich bin auf der Suche nach einem Gespräch, Mace.«
»Ich fand schon immer, dass du zu viel redest, schon damals, als du noch einer von uns warst, du kleine Rotznase.« Und dann rief er: »Auf sie, Jungs!«, und schwang seinen Knüppel in Richtung auf James’ Kopf.
Fünf
Ungeheuer
James duckte sich.
Der Knüppel zerteilte die Luft über seinem Kopf.
»Mace! Warte! Wir müssen miteinander reden!«, brüllte er.
Jazhara hielt ihren Stab bereit, und William schwang drohend sein Schwert, doch beide zögerten, auf die sich nähernden Diebe loszugehen, solange diese nicht selbst zugeschlagen hatten.
»Ich werde auch mit dir reden«, antwortete Mace und schwang seinen Knüppel erneut nach dem ausweichenden ehemaligen Dieb, »und zwar auf meine Weise!«
»Wer hat deine Schläger angenagt?«, rief James, während er zum dritten Mal auswich.
Der große Mann hielt inne, den Knüppel hoch über dem Kopf erhoben, bereit für einen weiteren Schlag. »Was weißt du davon, Junge?«
James achtete darauf, dass genug Abstand zwischen ihm und Mace war. »Ich höre so manches.«
Plötzlich sah der Mann besorgt aus, und James wusste, dass etwas Schwerwiegendes geschehen sein musste, denn solange er Mace den Bootsmann kannte, hatte der noch niemals Anzeichen von Furcht oder Zweifel gezeigt. Mace senkte seinen Knüppel und hob seine freie Hand, um die anderen Diebe aufzufordern, ihren Vormarsch zu stoppen.
»Also gut«, sagte er schließlich. »Was hast du gehört?«
»Nur, dass jemand – oder etwas – über deine Männer hergefallen ist und dass sie danach so ausgesehen haben, als wären sie …«
James bluffte. Er wusste nichts Genaues, aber er ging davon aus, dass das, worauf Rattenschwanz-Jack angespielt hatte, auf irgendeine Weise mit dem »Monster«
zu tun haben musste, von dem Simon ihnen im
»Regenbogen-Papagei« erzählt hatte. Und der Ratschlag des alten Tofmanns, diese Sache zur Sprache zu bringen, hatte bisher den erwünschten Erfolg gehabt.
»Zerfleischt worden«, beendete einer der anderen Diebe den Satz.
»Zerfleischt worden«, wiederholte James.
»Es ist ziemlich widerlich«, sagte ein anderer Dieb. »Als wären sie abgenagt worden, etwa so, wie ein Hund einen Knochen abnagt, versteht Ihr, Junker?«
Die anderen nickten.
»Wo ist das geschehen?«, fragte James.
»Genau das ist ja das Komische an der Sache«, sagte Mace. »Mal hier, mal dort – es sind immer andere Orte, und sie werden anscheinend völlig willkürlich ausgewählt.
Nie weiß man, wo es das nächste Mal geschehen wird.«
»Wie lange geht das jetzt schon so?«, fragte James.
»Beinahe eine Woche«, sagte Mace.
»Lass uns vorbei, Mace, dann kann ich herausfinden, was deine Männer tötet, und mich darum kümmern«, schlug James vor.
»Und wie willst du das anstellen, wenn noch nicht einmal einige meiner besten Männer mit diesem Ding –
was immer es auch sein mag – fertig werden konnten?«
Jazhara
Weitere Kostenlose Bücher