Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
haben, dass eine Schmugglerbande von einem Ding angegriffen wurde, das so groß wie ein Bulle war, mit langen Armen und großen Zähnen.«
»Und Ihr wollt wirklich da runter?«, wandte Jazhara sich an James.
»Nein«, entgegnete der ehemalige Dieb. »Aber wir haben keine andere Wahl. Wenn wir Bär erwischen wollen, müssen wir Lucas finden, bevor der Pirat ihn findet. Und ich habe auch schon eine Idee, wo Lucas sich verkrochen haben könnte.«
William nickte. »Selbst wenn Bär Lucas nicht findet –
falls Lucas wirklich mit Knute unter einer Decke gesteckt hat und jetzt auf dem Schatz hockt, wird wahrscheinlich jeder, der ihn vor uns findet, versuchen, ihn zu töten.«
James sagte: »Wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren. Kommt mit.« Er wandte sich an Simon. »Wenn die Ablösung kommt, sag dem Dienst habenden Sergeant, dass wir in den Abwasserkanälen sind und den Mörder jagen. Ich möchte, dass eine Nachricht in den Palast geschickt wird, mit der Bitte an den Prinzen, eine Kompanie hinter uns her nach unten zu schicken; die Männer sollen uns helfen, die Schatzsucher zu vertreiben.«
»Wie Ihr befehlt, Junker.« Simon salutierte.
James hatte sich bereits halb herumgedreht, da fügte Simon hinzu: »Eine Sache noch, Junker.«
»Was ist denn noch?«
»Vor einiger Zeit ist ein Gerücht aufgekommen.« Er schaute sich um, als wollte er sich vergewissern, dass sonst niemand zuhörte. »Scheint so, als wäre eine Bande von Betrunkenen aus Fischstadt in der Nähe von Fünfpunkt aus den Abwasserkanälen aufgetaucht. Sie haben angeblich ein paar Kumpane dabeigehabt, die ziemlich mitgenommen ausgesehen haben.«
»Spötter?« James fragte sich, ob die Fischer mit der Diebesgilde aneinander geraten waren.
»Nein, nicht die Spötter, Junker.« Simon senkte die Stimme. »Sie haben gesagt, es war das Monster, von dem ich Euch schon erzählt habe. Sie sind zum Dala-Tempel gegangen und mussten den Priestern jede lumpige Kupfermünze geben, die sie in der Tasche hatten, nur um zu verhindern, dass ihre Freunde verbluteten.«
»Schon wieder dieses Monster?« William blickte zweifelnd drein. »Hör mit dem Unsinn auf.«
Simon zuckte die Schultern. »Ich habe nur erzählt, was ich gehört habe, Leutnant. Irgendein … Ding, andert-halbmal so groß wie ein Mann. Ein Fischer hat gesagt, es wäre plötzlich in den Tunneln aufgetaucht und hätte angefangen, Knochen zu brechen und Finger abzubeißen.«
»Großartig«, sagte James. »Wirklich großartig.« Er schüttelte den Kopf und führte seine Begleiter in das hintere Zimmer und zu einer Wand, die vom Boden bis zur Decke mit einem Regal voller getrockneter Nahrungsmittel, zusätzlichem Geschirr und Weinflaschen bedeckt war. Er zog den Schlüssel aus der Tasche, den sie in Knutes Zimmer gefunden hatten, und schob einen Beutel mit getrockneten Bohnen beiseite. Dahinter war ein Schlüsselloch, das von der Größe her zu Knutes Schlüssel passte.
Er steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte. Ein leises, knirschendes Geräusch und ein lautes Klicken folgten; dann packte James das Regal an einer Seite und zog es nach rechts. Es glitt ohne Mühe zur Seite und gab den Blick auf einen Durchbruch von halber Mannshöhe frei – und auf Stufen, die in die Tiefe führten. »Ihr müsst Euch ein bisschen bücken, wenn Ihr die Stufen hinuntergeht«, sagte er. »William, geh und hol uns eine Lampe oder etwas Ähnliches.«
William verschwand im Gastraum der Schänke und kehrte einen Augenblick später mit einer Laterne zurück.
»Wir könnten die Abwasserkanäle an einem Dutzend verschiedener Orte betreten«, sagte James. »Aber hier dürfte es am leichtesten sein, Lucas’ Spur aufzunehmen.«
Er deutete an, dass William ihm die Laterne geben sollte, und nahm sie dem jungen Soldaten ab. Dann führte er sie hinab in die Dunkelheit.
»Passt auf, dass Ihr nicht stürzt«, flüsterte James, als er von Lucas’ Tunnel auf den drei Fuß tiefer liegenden Boden des Abwasserkanals sprang. Er drehte sich um und bot Jazhara die Hand, die sie auch sofort ergriff. Gleichzeitig benutzte sie ihren Stab, um das Gleichgewicht zu halten, und sprang gewandt hinunter. William sprang als Letzter; als er landete, zermatschte er etwas unter seinem Stiefel.
»Was für ein Gestank!«, beklagte sich der junge Leutnant, während er seinen Stiefel an den Steinen abstreifte, die aus der zolltief stehenden Flüssigkeit herausragten.
James drehte sich zu Jazhara um. »Ich fürchte, das ist nicht ganz das,
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