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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
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Kendaric verschwunden ist, können wir unsere Geschäfte nicht mehr fortführen.« Der Mann stieß einen leisen Seufzer aus. »Was insgesamt betrachtet vielleicht gar nicht so schlecht ist.«
    »Was meint Ihr mit insgesamt betrachtet?«, fragte James.
    Jorath legte das Pergament beiseite, in dem er gelesen hatte. »Ganz im Vertrauen gesagt, hat die Gilde nun schon seit einigen Jahren Verluste gemacht. Die Gilden anderer Städte – etwa von Ylith oder Durbin – haben neue Techniken entwickelt, die es ihnen ermöglichen, viel wirkungsvoller zu arbeiten. Sie haben alle neuen Verträge eingeheimst.«
    James schwieg längere Zeit. Schließlich sagte er: »Und woher wisst Ihr, dass dieser Kendaric den Gildenmeister getötet hat?«
    Jorath nahm eine andere Schriftrolle vom Stapel und warf einen Blick darauf. »Sie haben pausenlos gestritten.
    Manchmal hat es so ausgesehen, als würden sie sich gleich prügeln. In der Nacht, in der der Gildenmeister ermordet wurde, hat Abigail – das ist die Frau, die das Gildenhaus sauber macht – einen lauten Wortwechsel zwischen ihm und Kendaric gehört.«
    »Das ist noch kein Beweis«, sagte Jazhara.
    »Nein, das stimmt. Aber seit die Leiche gefunden wurde, ist er verschwunden. Daher kann man davon ausgehen, dass er schuldig ist.«
    Jazhara wollte etwas erwidern, aber James schüttelte fast unmerklich den Kopf. Er wandte sich an Jorath. »Könnten wir uns vielleicht die Zimmer von Kendaric und dem Gildenmeister ansehen?«
    Jorath zuckte die Schultern. »Bitte. Die Wache ist bereits oben gewesen, aber wenn Ihr glaubt, dass es etwas bringen könnte –nur zu.« Er wandte sich wieder seinen Schriftrollen zu und überließ James und Jazhara sich selbst.

    Jazhara wartete, bis sie die Treppe hinaufgestiegen waren. Als sie allein waren, fragte sie James: »Was?«
    »Was, was?«
    »Was sollte ich nicht zu Jorath sagen?«
    »Das, was Ihr gedacht habt«, sagte James und ging auf die erste von drei geschlossenen Türen zu.
    »Und was habe ich gedacht?«, fragte Jazhara.
    James öffnete die Tür und warf einen Blick über die Schulter zu Jazhara zurück. »Dass Kendaric möglicherweise ebenfalls tot ist. Und dass irgendjemand vielleicht etwas dagegen hat, dass bei der Witwenspitze ein ganz bestimmtes Schiff gehoben wird.« Er schaute nach unten. »Dieses Türschloss ist aufgebrochen worden.«
    Dann neigte er den Kopf leicht zur Seite, als würde er lauschen, und gab Jazhara zu verstehen, dass sie sich ganz still verhalten sollte. Schließlich hob er die Hand. »In dem Zimmer ist jemand«, flüsterte er.
    Jazhara stellte sich neben James und nickte. James machte einen Schritt zurück und trat dann kräftig gegen die Tür; die Schlossplatte zerbarst, als die Tür weit aufschwang.
    Die alte Frau, die sich in dem Zimmer befand, machte einen Satz rückwärts und schrie auf. »Himmel!«, rief sie.
    »Wollt ihr eine alte Frau zu Tode erschrecken?«
    »Tut mir Leid«, sagte James mit einem verlegenen Lächeln. »Ich habe gehört, dass jemand hier drin ist, und gesehen, dass das Schloss aufgebrochen worden ist …«Er zuckte die Schultern.
    »Als ich den Meister nicht wecken konnte«, sagte die alte Frau, »habe ich zwei Lehrlingen aufgetragen, eine Stange zu bringen, und die Tür aufzubrechen. Ich habe den Meister gefunden … Dort hat er gelegen.« Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Augenwinkel.
    »Was kannst du uns erzählen?«, fragte James. »Wir sind im Auftrag des Prinzen hier.«
    »Der Meister war ein wunderbarer Mensch, aber er hatte ein schwaches Herz. Ich habe ihm immer Hagedorntee gemacht, gegen die Schmerzen in der Brust. Es hat ihm nicht gut getan, sich dauernd mit dem Gesellen Kendaric zu streiten.«
    »Und wie war Kendaric so?«, fragte Jazhara.
    »Er war ein armes Straßenkind, hatte keine Familie, keine Freunde. Der Gildenmeister hat sein Eintrittsgeld in die Gilde bezahlt, weil Kendaric so arm war. Aber der alte Meister hat gewusst, dass der Junge außergewöhnlich begabt war, und es wäre ein Verbrechen gewesen, ihn nur deswegen nicht zuzulassen, weil er arm war. Der Meister hatte Recht, denn der Junge wurde ein sehr guter Geselle, der beste sogar. Er wäre deshalb auch der nächste Gildenmeister geworden, wenn nicht …« Ihre Stimme verebbte, während ihr erneut Tränen in die Augen traten.

    »Ihr habt gesagt, er war außergewöhnlich begabt?«, hakte Jazhara nach.
    »Oh, er ist immer wieder auf neue Ideen gekommen, wie man dies und das tun

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