Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
eine Nacht richtig schlafen, bevor wir aufbrechen.«
»Das hoffe ich auch.«
Sie erreichten das Quartier der Wrackberger-Gilde, ein ziemlich unauffälliges zweigeschossiges Gebäude, das einen Block vom Seetor entfernt lag. Vor dem Haus standen ein paar Männer um einen großen Wagen herum.
Zwei von ihnen kletterten auf den Wagen, während zwei andere davongingen und dabei eine große Kiste mitschleppten.
James blieb stehen und tippte einem der Männer auf die Schulter.
Ohne sich umzudrehen und nachzusehen, wer sich da hinter ihm befand, schnarrte der Mann: »Mach, dass du wegkommst!«
James war müde und nicht in der Stimmung für irgendwelche Grobheiten. Er sagte nur: »Wir sind im Auftrag des Prinzen hier.«
Der Mann warf ihm einen raschen Blick zu. »Also, wenn Ihr wegen der Sache mit dem Gildenmeister hier seid
– ich habe dem Hauptmann der Wache bereits alles gesagt, was ich weiß.«
James packte den Mann jetzt fester an der Schulter und drehte ihn zu sich herum. Der Packer holte mit seiner großen Faust aus, um James zu schlagen, doch ehe er das tun konnte, hielt ihm der Junker bereits einen Dolch an die Kehle. »Sei etwas nachsichtig mit mir«, flüsterte er. Der drohende Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Vielleicht könntest du dir einen kleinen Augenblick Zeit nehmen und mir das Ganze auch einmal erzählen.
Was genau hast du Hauptmann Guruth über den Gildenmeister erzählt?«
Der Mann ließ die Faust sinken und trat einen Schritt zurück. »Selbst das Gehirn eines Ochsen würde ausreichen, um zu bemerken, dass er ermordet wurde.«
Einer der anderen Packer, der das Gespräch beobachtet hatte, rief: »Es war Kendaric! Der war’s, oh, ja! Seine Gier wird uns alle noch teuer zu stehen kommen!«
Der erste Mann deutete auf den Eingang zum Gildenhaus. »Wenn Ihr irgendwelche Einzelheiten wissen wollt, dann solltet Ihr am besten reingehen und mit Jorath sprechen. Er ist jetzt der verantwortliche Geselle.«
James steckte seinen Dolch wieder ein und gab Jazhara ein Zeichen mitzukommen. Sie betraten den Gildensaal, in dem ein paar Männer in einer Ecke standen und eifrig miteinander diskutierten. Ein junger Mann, der dem Aussehen nach Lehrling sein musste, stand ganz in der Nähe. Er kontrollierte eine Reihe von Möbelstücken und persönlichen Gegenständen und trug Zahlen in ein Hauptbuch ein. James trat zu ihm. »Wir suchen den Gesellen Jorath.«
Der Junge hörte nicht auf zu zählen, sondern deutete mit seinem Federkiel einfach nur über seine Schulter auf eine Tür an der Rückwand.
James bedankte sich und ging mit Jazhara zu der angewiesenen Tür.
Sie betraten einen Raum, der fast völlig von einem großen Tisch und mehreren Stühlen eingenommen wurde.
Vor dem Tisch stand ein Mann in mittleren Jahren mit dunklen Haaren und einem sauber gestutzten Bart. Er trug ein einfarbiges blaues Gewand, das auch einem Priester oder Magier hätte gehören können. Er blickte von dem Dokument auf, mit dem er sich gerade beschäftigt hatte, und fragte: »Ja, was ist?«
»Ich komme vom Palast«, sagte James.
»Dann vermute ich, dass Ihr gekommen seid, um mir mitzuteilen, welche Fortschritte Ihr inzwischen gemacht habt –schließlich habe ich bereits alle Fragen beantwortet.«
Die Stimme des Mannes troff förmlich vor Arroganz.
James kniff einen kurzen Moment die Augen zusammen, schob seinen Ärger jedoch zunächst einmal beiseite. »Wir gehören nicht zur Garde. Wir wollen ein Schiff heben lassen.«
»Ich fürchte, da habt Ihr leider Pech. Die Gilde ist geschlossen. Ihr habt es wohl noch nicht gehört, aber der Gildenmeister ist ermordet worden.«
»Was ist geschehen?«, fragte James.
»Das weiß niemand so genau. Anscheinend hat es einen Kampf gegeben. Der Gildenmeister wurde tot in seinem Zimmer gefunden, und all seine persönliche Habe lag um ihn herum verstreut. Er muss einen guten Kampf geliefert haben, aber wie es scheint, hat irgendwann sein Herz versagt.«
»Und warum wird die Gilde geschlossen?«, fragte James.
»Der Gildenmeister und Geselle Kendaric waren die einzigen Mitglieder unserer Gilde, die dazu in der Lage waren, das Ritual durchzuführen, das notwendig ist, um ein großes Schiff zu heben.«
»Nun, dann müssen wir unverzüglich mit diesem Gesellen sprechen.«
»Ich fürchte, das ist völlig unmöglich. Kendaric ist der Hauptverdächtige, was den Mord am Gildenmeister anbelangt, und es scheint, als wäre er untergetaucht. Und da der Gildenmeister tot und
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