Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
James beinahe enthauptet hätte.
Als James zurückwich, stieß Jazhara mit ihrem Stab zu und zwang so den Assassinen, sich weiter in den Raum zurückzuziehen. Klugerweise blieb er gleich hinter dem Türrahmen stehen, sodass James und Jazhara ihn nicht gleichzeitig, sondern immer nur nacheinander angreifen konnten. Ohne den Blick von dem Assassinen abzuwenden, sagte James: »Jazhara! Geht nach unten und seht nach, ob Ihr irgendeinen Hinweis auf den Verbleib seines Magierfreundes findet. Ich werde mich in der Zwischenzeit um dieses mörderische Schwein kümmern.«
Jazhara befolgte die Anweisung, ohne irgendwelche Einwände zu erheben; sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte die Stufen hinunter. Von unten – wo man die Kampfgeräusche zweifellos hören musste – drangen fragende Rufe herauf.
James wog die Situation ab. Weder er noch der Assassine würde freiwillig durch die Tür gehen. Wer auch immer sich vorwärts bewegte, konnte sicher sein, dass er in dem Augenblick angegriffen werden würde, da er direkt im Türrahmen stand und dadurch in seiner Bewegungs-freiheit eingeschränkt war. Der Angriff würde es zweifellos erforderlich machen, zu einer Seite hin auszuweichen.
Sie steckten in einer Pattsituation.
Schließlich trat James einen Schritt zurück, senkte den Degen, als würde er seinen Gegner regelrecht einladen, ihn anzugreifen.
Der Izmali blieb in Habachtstellung, ließ misstrauisch die Schwertspitze kreisen; er weigerte sich, die Einladung anzunehmen.
»Schon bald wird Hilfe hier sein«, sagte James. »Ich bezweifle, dass du mit der gebrochenen Kniescheibe aus dem Fenster springen wirst.« Er schaute an dem verletzten Bein hinunter. »Ich bewundere deine Stärke. Die meisten Männer würden jetzt auf dem Boden liegen und sich vor Schmerzen winden.«
Der Assassine kam einen winzigen Schritt – nicht mehr als zwei Zoll – näher.
James sprach weiter. »Ich habe in den letzten Jahren schon eine ganze Menge von euch Nachtgreifern getroffen.
Der Erste, den ich getötet habe – das ist inzwischen viele Jahre her –, hat versucht, den Prinzen zu ermorden.
Damals war ich noch ein Junge. Ich habe ihn vom Dach geworfen.«
Der Assassine bewegte sich einen weiteren Zoll vorwärts.
James ließ die Degenspitze auf den Boden sinken und holte tief Luft, als würde er sich entspannen. »Aber das war nichts im Vergleich zu der Horde in der Wüste. Ich glaube nicht, dass du schon davon gehört hast, denn du warst wahrscheinlich die ganze Zeit hier. Ich meine, wenn du mit in der Wüste gewesen wärst, wärst du jetzt genauso tot wie alle anderen, stimmt’s?«
Und noch ein Zoll.
»Ich verstehe noch immer nicht, wieso sich eure Bruderschaft von einer Horde religiöser Fanatiker manipulieren lässt. Dabei ist doch bisher nur eines herausgekommen: Die meisten von deinem Clan sind getötet worden. Der Kriecher hat wohl doch nicht ganz so viel Kontrolle über die Nachtgreifer, was?«
Der Assassine spannte sich an.
James machte eine kurze Pause, verlagerte sein Gewicht etwas nach vorn, als würde er sich auf seinen Degen stützen. »Es ist wirklich ulkig, dich hier zu finden. Ich dachte, ich hätte den Letzten von eurem Haufen in der Sonne verrotten lassen, als Fressen für die Bussarde.«
Von draußen erklangen Rufe, die von der Ankunft der Stadtwachen kündeten. Der Izmali spannte sich noch mehr an, hob sein Schwert und machte einen Satz auf James zu.
Doch James bewegte sich in dem Augenblick, da er das Schwert des Assassinen hochzucken sah.
Wie James gehofft hatte, hatte seine Tirade den Assassinen so abgelenkt, dass er nicht wahrgenommen hatte, dass James sich wieder auf die Tür zubewegt hatte.
Die Spitze des Krummsäbels prallte gegen den Sturz und wurde abgelenkt, während sich James dem Schwertkämpfer entgegenwarf und seine eigene Klinge hoch-brachte. Das verletzte Knie des Mannes gab nach, und er stolperte und stürzte halb auf James’ ausgestreckten Degen.
James warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht in den Stoß, und der Assassine erstarrte, als das Rapier sich tief in seinen Körper bohrte. James ging wieder zurück in die Ausgangsstellung und zog seinen Degen mit, während der Assassine auf dem Fußboden zusammenbrach.
Einen Augenblick später erschienen Jazhara und zwei Stadtwachen auf dem oberen Treppenabsatz. »Der Magier ist entkommen«, sagte die junge keshianische Adlige.
»Diese Wachen hier waren am Tor, und ich habe sie um Hilfe gebeten.«
Mit einem Blick auf den toten
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