Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
er anfängt, sich zu bewegen}«
James warf ihr über die Schulter einen Blick zu. Auf seinem Gesicht lag ein reumütiger Ausdruck. »Die Nachtgreifer haben die ärgerliche Angewohnheit, nicht lange tot zu bleiben.«
Er führte sie nach draußen und um die nächste Ecke herum zur Rückseite des Gebäudes, wo sich eine lange, dunkle, gewundene Gasse befand. Es war noch immer sehr früh am Tag, und in dem düsteren Zwielicht hingen in jeder Ecke Schatten, in denen sich alles Mögliche verbergen konnte. Reflexhaft zog James sein Rapier.
Jazhara packte ihren Stab fester und machte sich auf alles gefasst.
Sie bewegten sich durch die Gasse, bis sie unter dem offenen Fenster ankamen, durch das der Magier gesprungen war. James deutete auf den Boden. »Hier muss er gelandet sein, und dann ist er« – er schaute in beide Richtungen – »hier entlang gelaufen.« Er deutete in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass in der anderen Richtung eine Sackgasse ist.«
»Wenn er die Straße erreicht hat und einfach normal weitergegangen ist, dann hat er sich kaum von den unzähligen Bürgern unterschieden, die ihren morgend-lichen Geschäften nachgehen.«
James nickte. »Genau aus diesem Grund liebe ich die Städte und hasse es, allein in der Wildnis zu sein. In einer Stadt gibt es viel mehr Orte, an denen man sich verstecken kann.«
Sie gingen weiter. »Ich weiß, dass viele meiner Landsleute in dieser Hinsicht anderer Meinung sind«, sagte Jazhara. Sie starrte in die Dunkelheit. »Sie finden es leicht, sich in der Wüste zu verstecken.«
»Nun, wie Ihr vielleicht schon bemerkt habt, bin ich kein Wüstensohn«, erwiderte James.
Sie kamen zu einem Stapel aus Kisten, und James schob eine davon beiseite. Der Gestank, der dabei aufstieg, veranlasste Jazhara, einen Schritt zurückzutreten. Im Innern befanden sich eine schmutzige Decke, ein paar halb verfaulte Nahrungsmittel und einige persönliche Habselig-keiten – eine Wollmütze, ein zerbrochener Kamm und eine schmutzige Tunika. »Niemand zu Hause«, sagte James. Er schaute sich um. »Der alte Thom muss unterwegs sein –
zum Betteln oder auf Diebestour. Wir werden hier vor Einbruch der Dunkelheit niemanden finden.«
»Ich kann es kaum glauben, dass Menschen tatsächlich so leben können.«
»Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist es gar nicht mehr so schwer. Der Trick dabei ist, den Abfall dazu zu benutzen, die Wachen auf Abstand zu halten.« Er schaute sich noch einmal in dem Gässchen um. »Gehen wir.«
»Wohin?«
»Zurück zum Palast. Wir sollten uns ein bisschen Ruhe gönnen; nach Sonnenuntergang werden wir dann hierher zurückkommen und uns ein bisschen mit Thom unterhalten. Ich nehme an, er hat etwas gesehen, von dem jemand anderer will, dass er nicht darüber spricht. Wenn wir herausfinden können, was das ist, können wir in all dem vielleicht endlich einen Sinn entdecken.«
»Es ist ganz offensichtlich, dass irgendjemand nicht will, dass wir das Schiff heben.«
»Ja«, sagte James. »Und während William Bär durch die Wildnis jagt, sorgt jemand anderer dafür, dass Gildenmeister und Bettler ermordet werden.«
»Der Kriecher?«, fragte Jazhara.
»Das vermute ich zumindest«, erwiderte James.
»Kommt, lasst uns in den Palast zurückkehren und uns etwas ausruhen.« Eilig verließen sie die immer noch düstere Gasse und traten hinaus auf die helle, von geschäftigem Treiben erfüllte Straße.
William gab seinen Männern ein Zeichen, Halt zu machen, als ein einsamer Reiter auf dem Pfad rasch auf sie zugeritten kam. Sie waren noch nicht einmal eine Stunde von der Stadt entfernt und folgten den Zeichen, die zwei Königliche Kundschafter für sie hinterlassen hatten. Der Reiter zügelte sein Pferd und salutierte. Es war Marie, einer der Kundschafter. »Leutnant.«
»Was habt Ihr entdeckt?«, fragte William.
»Ein halbes Dutzend Männer hat die Stadt zu Fuß über die Felder nordöstlich des Nordtores verlassen. Sie haben sich nicht die geringste Mühe gegeben, ihre Spuren zu verwischen. Einer von ihnen war ein großer Mann, ein schwerer Mann, wahrscheinlich derjenige, der Bär genannt wird. Seine Fußstapfen sind groß und tief. Am Rande des Feldes haben Pferde auf sie gewartet; anschließend sind sie in raschem Tempo diesen Pfad entlanggeritten. Jackson folgt ihnen. Er wird Zeichen hinterlassen.«
William bedeutete seinen Leuten, sich wieder in Bewegung zu setzen. Marie lenkte sein Pferd neben das des
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