Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Wachposten gerade antworten wollte, schossen fünf Pfeile über ihre Köpfe hinweg, und William rief:
»Jetzt!«
Die Bogenschützen hatten gut gezielt; fünf der Söldner waren bereits tot, bevor sie überhaupt begriffen hatten, dass sie angegriffen worden waren. Vom gegenüberliegenden Waldrand flogen weitere Pfeile. Wie William feststellen konnte, standen auch die Bogenschützen von Sergeant Hartag bereit.
Auf beiden Seiten des Lagers tauchten jetzt Soldaten aus dem Königreich auf, während die Grauen Krallen nach ihren Waffen griffen und sich bereitmachten, dem Angriff entgegenzutreten. William griff den nächsten Wachposten an, der den Schild hob, um den Hieb von Williams großem Bastard-Schwert aufzufangen. William schwang die Klinge nach unten, drehte dann die Waffe und ließ sie eine elliptische Kurve beschreiben, sodass die mächtige Klinge seitlich auf den Schild krachte, ihn zur Seite schlug und dabei den Soldaten drehte, sodass er nicht zurückschlagen konnte, da sein Schwertarm sich jetzt auf der von William abgewandten Seite befand. Als der Wachposten sich wieder umdrehte, um seinerseits zuzuschlagen, ließ William sein Schwert von dem Schild nach unten zucken; er traf den Mann von hinten in die Beine, zerschnitt ihm die Kniesehnen. Der Wachposten stieß einen Schrei aus und ging zu Boden, und William trat ihn mit dem linken Fuß. Der Söldner war nicht tot, aber er würde auch nicht mehr kämpfen. William wollte Gefangene. William wollte wissen, wo er Bär finden konnte.
Williams Männer hatten den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite, aber die Söldnertruppe der Grauen Krallen war ein hart gesottener, erfahrener Haufen. Der Kampf war blutig, und nur die Tatsache, dass ein halbes Dutzend Söldner schon zu Beginn des Scharmützels ausgeschaltet worden war, ließ Williams Männer den Sieg davontragen.
Nachdem William den dritten Gegner getötet hatte, schaute er sich um. Er hatte erwartet, dass die Söldner um Gnade bitten würden, doch zu seiner Überraschung kämpften sie noch immer weiter, obwohl sich mittlerweile jeder von ihnen zwei Männern des Prinzen gegenübersah.
»Lasst zumindest einen am Leben!«, rief William, obwohl er sich an den Mann erinnerte, dem er die Kniesehnen durchtrennt hatte und der irgendwo inmitten des Getümmels auf dem Boden liegen musste. Die Bogenschützen hatten ihre Bögen beiseite gelegt, ihre Schwerter gezogen und mischten sich jetzt ebenfalls ins Geschehen. Die Söldner leisteten noch immer Widerstand, und mehrere von Williams Leuten lagen am Boden; sie waren entweder tot oder schwer verwundet. »Hört auf!«, rief William einem sich zurückziehenden Söldner zu, der verzweifelt versuchte, zwei Soldaten aus Krondor auf Distanz zu halten.
Der Mann ignorierte Williams Worte und suchte weiter nach einer Lücke in der Deckung seiner Angreifer.
William fluchte angewidert, als ein weiterer Söldner getötet wurde. Er umging einen der letzten noch lebenden Söldner und schlug ihm von hinten die flache Seite der Klinge gegen den Helm. »Tötet ihn nicht!«, brüllte er den beiden Männern zu, die im Begriff waren, den Mann aufzuspießen. Der Mann stolperte, und einer von Williams Soldaten machte einen Satz nach vorn, packte den Söldner am Schwertarm. Der andere trat jetzt ebenfalls vor und schlug dem Söldner den Schwertknauf so kräftig ins Gesicht, dass er betäubt zu Boden sank.
Dann war es vorbei. William schaute sich um.
»Sergeant!«, rief er.
Hartag eilte herbei. »Leutnant?«
»Wie sieht es mit unseren Verlusten aus?«
»Sechs Männer liegen am Boden, Leutnant. Drei sind tot, und zwei weitere werden ihnen bald folgen. Einer könnte vielleicht überleben, wenn wir ihn schnell zu einem Heiler bringen. Ein paar andere sind verwundet, aber es ist nichts Ernstes.«
»Verdammt«, murmelte William. Damit blieben ihm noch achtzehn Mann, von denen nicht einmal alle voll einsatzbereit waren. »Und was ist mit den Söldnern?«
»Es sieht ziemlich übel aus, Leutnant. Sie haben nicht um Gnade gebeten, sondern bis zum Tod gekämpft. Ich habe noch nie von Söldnern gehört, die so etwas getan haben. Normalerweise sind sie klug genug, um zu wissen, wann sie besiegt sind.«
»Wie viele von ihnen sind noch am Leben?«
»Zwei«, antwortete Hartag. »Der eine verblutet allmählich an einer tiefen Beinwunde und wird nicht mehr allzu lange unter uns weilen.« William nickte. Ihm war sofort klar, dass das der Mann sein musste, dem er die Kniesehnen durchtrennt hatte.
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