Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
auf. »Eine letzte Sache noch. Die Patrouille, die ausgeschickt wurde, um Euch zu unterstützen, ist bis jetzt noch nicht in Müllersruh angekommen. Vielleicht sind sie da, wenn Ihr dort vorbeikommt, vielleicht tauchen sie auch erst später auf. Aber solange Ihr nicht sicher wisst, dass sie an Ort und Stelle sind, solltet Ihr in Haldenkopf jedem Ärger aus dem Weg gehen.«
James dankte Alan, und der Agent verschwand.
»Können wir uns etwas zu essen bringen lassen?«, fragte Kendaric.
James nickte. »Und wir lassen uns ein paar Zimmer geben.« Er stand auf und kehrte an die Bar zurück, um die entsprechenden Abmachungen mit Royos zu treffen.
Geduldig wartete William darauf, dass die Kundschafter zurückkehrten. Er hatte seine Patrouille auf einer kleinen Lichtung in der Nähe eines Bachs Halt machen lassen. Ein Baum war mit dem vereinbarten Zeichen gekennzeichnet worden, einem Symbol, das »Wartet hier!« bedeutete.
Er konnte die Anspannung in seiner Magengrube spüren. Der Grund, eine solche Markierung zu hinterlassen, konnte nur dann bestehen, dass sie sich ihrer Beute näherten. Die Zeit verging langsam, während er auf die Rückkehr seiner Fährtensucher wartete. Er sann über die Möglichkeiten nach, die er hatte. Er war Bär jetzt seit mehr als einer Woche auf der Spur. Mehrere Male hatte er warten müssen, wenn die Fährtensucher die Spur ihrer Beute verloren hatten – nur, um sie ein paar Stunden später wieder zu finden. Es war klar, dass Bär sich zweimal mit anderen Männern getroffen hatte. Die Kundschafter vermuteten, dass er Söldner anheuerte. Zweimal hatten ein paar Reiter Bärs Gruppe verlassen, um den einen oder anderen Auftrag zu erfüllen. Dreimal waren sie auf Anzeichen gestoßen, die darauf hindeuteten, dass sich Goblins in diesem Gebiet herumtrieben, und William hatte sogar einen seiner Männer nach Krondor zurückgeschickt, um das Fürstentum über ein mögliches Eindringen dieser Wesen zu unterrichten. William betete im Stillen, dass es sich nur um einen Stamm handelte, der sich auf der Wanderschaft zu besseren Jagdgründen befand, und nicht um eine Bande von Plünderern. Er wollte seine Energie auf Bär und seine Männer konzentrieren und sich nicht mit einer Horde nichtmenschlicher Unruhestifter herumschlagen, die versuchten, Kühe und Kinder zu stehlen. Er wusste, dass seine Ehre von ihm verlangte, die Goblins wieder zurück in die Berge zu treiben, sollten er und seine Männer einer solchen Bande von Plünderern begegnen –
auch wenn das bedeuten würde, möglicherweise Bärs Spur zu verlieren. Sosehr er Talias Tod auch rächen wollte, er konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ein Kind in den magischen Riten der Goblins geopfert wurde.
Schließlich tauchte einer der beiden Kundschafter auf.
Es war Jackson, der sein Pferd am Zügel auf die Lichtung führte. »Wir haben eine Söldnerbande ausfindig gemacht, Leutnant.«
»Sind es Bärs Männer?«
»Marie geht davon aus. Von Bär selbst haben wir allerdings keine Spur gefunden. Der Beschreibung nach ist er eigentlich kaum zu übersehen. Marie ist in der Nähe der Bande geblieben. Sie lagert auf einer kleinen Lichtung, ungefähr eine Meile die Straße entlang. Am besten schlagen wir mit der Hälfte der Kompanie vorsichtig einen Bogen um sie und greifen dann von beiden Seiten an.«
William dachte über den Vorschlag nach. Ihm missfiel die Idee, seine Truppe zu teilen, solange sie noch unterwegs waren, aber er wusste, dass die Söldner durchbrechen und in die Wälder fliehen konnten, wenn er sie nur von einer Seite angriff. Und darüber hinaus benötigte er Informationen weit dringender als Leichen. Schließlich nickte er. »Wie lange wird es dauern?«
»Wir können in einer Stunde bei ihnen sein.«
William warf einen Blick zum Himmel. Es war später Nachmittag. Sie würden die Söldner bei Einbruch der Dunkelheit angreifen. »Gut. Haltet euch bei Sonnenuntergang bereit. Greift erst an, wenn ihr uns kommen hört, aber dann schlagt mit aller Macht zu.«
»Leutnant.«
»Ja, Jackson, was ist?«
»Ich kenne diese Truppe. Es sind die Grauen Krallen aus dem Süden, aus Landreth.«
»Aus Landreth?«, fragte William. »Also Tiefländer.«
Jackson nickte. »Harte Burschen. Das letzte Mal, als ich von ihnen gehört habe, haben sie unten im Tal für ein Handelsunternehmen gegen keshianische Banditen gekämpft. Sie kommen manchmal nach Krondor, um dort ihr Gold zu verprassen, aber normalerweise sind sie so hoch im Norden
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