Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
James schaffte es gerade noch, einen Schwerthieb abzublocken, der plötzlich von hinten kam. Er hatte den Angriff im allerletzten Augenblick erahnt und sich nach links weggeduckt. Wenn er sich nach rechts geduckt hätte, wäre er jetzt wohl einen Kopf kürzer, dachte er.
James wirbelte herum und sah, dass ihn einer der verbrannten Goblins angegriffen hatte. Die rechte Seite der Kreatur qualmte noch immer, und ihr rechtes Auge war zugeschwollen, daher bewegte James sich unverzüglich nach links, griff auf der blinden Seite des Goblins an.
Jazhara ließ einen weiteren Zauber los, einen sengenden roten Blitz, der einen der Goblins, die sich Kendaric näherten, mitten ins Gesicht traf. Die Kreatur schrie auf, ließ ihr Schwert fallen und griff sich an die Augen. Die anderen wandten sich der Stelle zu, von der dieser Angriff gekommen war, zögerten jedoch.
Kendaric nutzte die Gelegenheit, um sich umzudrehen und zu fliehen, sodass der Goblin jetzt völlig allein dastand. Bruder Solon und ein anderer Mann aus dem Gasthaus tauchten dort auf, wo eben noch Kendaric gestanden hatte, und griffen den Goblin gleichzeitig an.
Der Goblin sah Solons großen Kriegshammer auf sich zukommen und duckte sich, während der andere Mann versuchte, mit seinem Schwert zuzuschlagen. Doch die beiden Männer behinderten einander, sodass der Goblin die Gelegenheit nutzen und sich umdrehen und fliehen konnte.
Plötzlich rannten alle noch übrigen Goblins um ihr Leben. James führte noch einen halbherzigen Stoß gegen einen der Fliehenden, dem es jedoch gelang, der Schwertspitze auszuweichen. Er blickte sich um.
Das Gasthaus brannte jetzt lichterloh. Royos und die junge Frau hielten einander umklammert und starrten in die Flammen. Der Stallbursche stand bei den Pferden, die Augen furchtsam aufgerissen.
Ein halbes Dutzend Goblins lag reglos am Boden.
James schüttelte den Kopf. »Was führt Goblins so nahe zur Küste?«, wunderte er sich laut.
Bruder Solon stellte sich neben James. »Goblins sind normalerweise einfältige Gesellen, aber sie sind nicht völlig blöd. Wenn sie versuchen, Pferde zu erbeuten, dann heißt das, dass sie ganz in der Nähe ein Lager haben müssen.«
Das junge Mädchen trat zu ihnen. »Die Frau von Bauer Toth ist hier vorbeigekommen; sie war auf dem Weg nach Krondor, weil sie Soldaten holen wollte, die ihr Kind retten sollten«, sagte sie.
»Maria!«, rief Royos. »Das hättest du eigentlich gar nicht mitkriegen sollen.«
»Glaubst du wirklich, du könntest mich vor allem Bösen in der Welt beschützen, Vater?«, antwortete das Mädchen.
Sie drehte sich um und warf noch einmal einen Blick auf das brennende Gasthaus. »Ist mein Heim nicht direkt vor meinen Augen zerstört worden?«
Der Wirt legte ihr einen Arm um die Schultern.
»Manchmal vergesse ich, dass du allmählich erwachsen wirst, meine Tochter.«
Die anderen Gäste – unter ihnen zwei Männer mit Schwertern und einer mit einem großen Jagdmesser sowie zwei Frauen – kamen jetzt ebenfalls heran. »Meinen Dank für alles, was Ihr getan habt, um die Goblins zu vertreiben«, sagte Royos.
James nickte. »Ich wünschte, wir hätten mehr tun können.«
»Ihr habt Leben gerettet«, sagte Royos. »Gasthäuser können wieder aufgebaut werden. An Kunden zu kommen ist viel schwieriger.« Er küsste Maria auf den Scheitel.
»Genau wie an Töchter.« Royos und Maria wandten sich wieder dem Gasthaus zu; sie wollten eine Eimerkette organisieren, um die immer noch lodernden Flammen zu löschen.
»Tja«, sagte Solon. »Sie hatten uns alle beim Rauskommen abschlachten wollen.«
James kratzte sich am Ohr. »Warum solch ein auffälliger Überfall? Sie müssten doch eigentlich wissen, dass ihnen in den Bergen schon bald eine Patrouille auf den Fersen sein wird …«
»Vielleicht, um eine Patrouille von einem anderen Ort abzuziehen?«, sagte Jazhara.
James warf der jungen Magierin einen Blick zu und bedeutete ihr, ein paar Schritte mit ihm zu gehen. Er wartete, bis sie außer Hörweite der anderen waren, ehe er fragte: »Ihr glaubt, dass Bär dahinter steckt?«
»Vielleicht. Es kann ihm doch nur daran gelegen sein, dass keine Soldaten in der Nähe von Haldenkopf oder der Witwenspitze sind, wenn er versucht, die Träne der Götter in seine Gewalt zu bekommen.«
»Wenn wir wüssten, wie er an die Träne herankommen will, dann könnten wir leichter darauf schließen, wo er sich im Moment wahrscheinlich aufhält«, sagte James.
»Wenn ich dieser Bär wäre und dann
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