Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feldpostnummer unbekannt

Feldpostnummer unbekannt

Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
Nadel zitterte im grünlichen Licht. Wohin sie auch ausschlug: nichts als Sand und noch einmal Sand. Die Kompanie war nur auf Nacht und Wüste gestoßen, aber sie konnte jeden Moment dem ›Wüstenfuchs‹, General Rommel, begegnen, der mit seinem Kübelwagen zwischen den Fronten herumkurbelte.
    Der Sprit ging zur Neige. Auf einer angegebenen Position sollten sie Nachschub fassen. Die Positionen stimmten meistens, aber der Nachschub blieb häufig aus.
    600 Meter vor ihnen, im Dunkel der Nacht, lauerte eine mehrfach überlegene britische Panzereinheit, auf die der ahnungslose Feldwebel Kleebach schnurgerade zurollte.
    Er ließ seine sieben Panzer halten und suchte auf der Karte seine Versorgungseinheit, die er in der Wüste nicht finden konnte.
    »Sauerei!« fluchte sein Fahrer, »der Sprit ist alle, und wenn wir noch lange so weiterzuckeln, müssen wir zu Fuß zurücklatschen.«
    »Schnauze!« brummte Kleebach.
    Vierhundert Meter vor ihm war der Feind, aber das wußte er nicht. Wenn er mit seiner Kolonne weiterrollte, prallte er direkt auf die dreifach überlegene neuseeländische Panzereinheit. Änderte er den Kurs, schlich er seitwärts an den Tommies vorbei, ohne daß sie ihn bemerkten, um ihnen dann am Rückweg geradewegs in die offenen Kanonenschlünde zu laufen. Sein Befehl lautete, einfach nach vorne durchzubrechen, draufloszuknallen und abzuwarten: Das System des Afrikakriegs war systemlos, was sich als die große Chance Rommels herausstellte, der ein Meister im Improvisieren war.
    »Möchte bloß wissen, was wir hier zu suchen haben«, maulte der Fahrer weiter.
    »Was weiß ich«, versetzte Kleebach nonchalant, »außerdem braucht der Kommandeur englische Zigaretten, weil ihm die Sondermischung schon bis zum Hals steht.«
    »Prima … und wenn sie uns dabei abknallen?«
    »Dann haben wir Pech gehabt.«
    »Und das nennen die dann Heldentod«, entgegnete der Fahrer giftig.
    »Ich habe ihn nicht erfunden«, versetzte Fhj-Feldwebel Kleebach gereizt. Er ließ sich von seinen anderen Fahrzeugen die Brennstoffbestände melden und wußte schon im voraus, daß die Zeiger auf Ebbe standen. Er überlegte noch einen Moment und entschloß sich dann, noch ein paar Kilometer weiterzurollen. Wenn er dann nicht auf die Benzinkutscher gestoßen war, mußte er in der Wüste übernachten und darauf setzen, daß ihn am Morgen die eigenen Leute früher fänden als die Tommies.
    Er rappelte wieder los; vierhundert Meter vor ihm lagen Sieg und Untergang, Heimaturlaub und Wüstengrab. Kleebach fragte nicht danach, er war jetzt kein Philosoph, sondern ein Feldwebel. Er teilte mit seinen Leuten verdrossene Zufriedenheit, denn schließlich war es in den verdammten Stahlkästen wenigstens warm.
    Er preßte die Augen an das Okular, sah ein paar Schatten, hielt sie für eine Täuschung, dann erkannte er die Glühpunkte der Zigaretten und nickte befriedigt. Er wunderte sich, daß die Männer keine Vorposten ausgestellt hatten. So sorglos können sich nur Benzinkutscher benehmen, dachte er und rollte auf sie zu. Die anderen sechs Panzer folgten in seiner Spur. Einer hinter dem anderen, als die Meldung durchging, daß die Kompanie endlich ihr Ziel erreicht hätte. Es machte die Männer wieder munter, wenigstens konnten sie sich während des Auftankens aus ihren gepanzerten Konservenbüchsen befreien und die Beine vertreten, und wenigstens reichte der Sprit dann für die Heimfahrt, wenn es wieder einmal zurückging.
    Hundert Meter noch.
    Kleebach öffnete das Turmluk. Er sah Soldaten, die rastend neben ihren Panzern standen, an einer Zigarette zogen und sich ebenfalls die Glieder reckten. Einer winkte ihm zu, und da, in diesem Moment, erkannte Kleebach ganz deutlich den flachen, schiefen Stahlhelm und zog seine Beine so flink wieder in den Turm zurück, als hätte er sie in siedendes Wasser getaucht. Tommies! An die zwanzig Fahrzeuge. Tommies, die gepennt hatten, ihn jetzt aber in Sekunden ausmachen und abknallen mußten.
    Na warte, dachte Kleebach. Feierabend! »Achtung!« rief er mit blecherner Stimme in sein Kehlkopfmikrophon, und dabei rollte sein Panzer stur weiter, sei es, daß der Fahrer die Situation nicht übersah oder in der Schrecksekunde nicht vom Gas gehen konnte.
    Die Tommies rührten sich noch immer nicht, pennten weiter mit offenen Augen im Bewußtsein ihrer Übermacht, oder vielleicht schon zu sehr verwöhnt von den Italienern, die bisher bei jeder Feindberührung davongelaufen waren.
    Kleebach spürte, wie sein Mund trocken

Weitere Kostenlose Bücher