Feldpostnummer unbekannt
und die Haut am Rücken pelzig wurde. Er hatte nichts mehr zu verlieren, und deshalb handelte er wie ein Narr, gab mechanisch die Befehle durch, rollte mit den drei vorderen Panzern links an den Engländern vorbei, ließ die anderen vier in einen rechten Halbkreis ausschwenken und drehen. Die goldenen Sekunden verstrichen ungenutzt.
Jetzt erst merkten die Neuseeländer, die auf Verstärkung gewartet hatten, daß etwas nicht stimmte, aber nun waren sie bereits umzingelt. Bevor sie noch auseinanderflitzen und auf ihre Panzer zueilen konnten, hatte sich Fhj-Feldwebel Thomas Kleebach aus dem Turm geschwungen, war mit der Maschinenpistole im Anschlag auf den gelähmten britischen Major herangewuchtet.
»Hands up!« schrie er.
Der Offizier starrte den Deutschen an wie ein Gespenst. Während er mechanisch die Hände hob, sah er, daß er von einer lächerlichen deutschen Panzerkompanie geblufft worden war, aber Kleebachs MP belehrte ihn auch, daß ihm jetzt keine Zeit mehr zum Handeln blieb.
Er schüttelte verbissen den Kopf.
»All your men down to the ground«, befahl ihm der Feldwebel. »Alle Ihre Leute auf den Boden!«
Vier, fünf andere standen jetzt, ebenfalls mit der MP in der Hand, hinter Kleebach.
Der Brite gab den Befehl mit einer Stimme weiter, die auf Glas biß. Er wirkte so erschüttert, daß Kleebach Mitleid mit ihm hatte.
»Don't mind, Sir«, sagte er, »next time it will be us … Machen Sie sich nichts draus, Sir, nächstes Mal sind wir dran.«
Er nahm dem englischen Major die Pistole weg und zwang ihn, in den deutschen Führungspanzer einzusteigen.
Kleebachs Leute sammelten die feindlichen Waffen wie Fallobst am Boden ein. Zunächst waren die Tommies auf einen Haufen getrieben und von vier, fünf MP-Schützen bewacht worden. Jetzt verlud man sie auf zwei Beute-Lkw's, die Benzinfässer befördert hatten.
Die Überrumpelung war gelungen, ohne daß auch nur ein Schuß fiel. Der Wüstenkrieg hatte sich eine unblutige Spielart geleistet und den Fahnenjunkerfeldwebel Kleebach zu einem Helden wider Willen befördert.
Im Moment jedoch hatte er andere Sorgen, als daran zu denken. Mit 35 Männern mußte er 98 Tommies bewachen und zudem seine Beute von drei Lkw's und 17 Panzern vom Typ Mark II in Sicherheit bringen. Wenn er für die gefangenen Briten im ganzen acht Bewacher und zwei Fahrer abstellte, blieben ihm noch 24 Soldaten. Für seine eigenen Panzer brauchte er mindestens je einen Fahrer und einen Schützen.
So blieben ihm noch zehn, für sie hatte er eine Spezialverwendung. Er setzte je einen von ihnen neben einen britischen Panzerfahrer, damit er nicht vom Kurs abwiche. Trotzdem hatte er sich an der Beute überfressen, und so leid es Kleebach auch tat, er mußte die letzten sieben ›Marks‹ zusammenschießen, obwohl ihm der Feuerschein der Detonationen die Hölle auf den Leib hetzen konnte. Ein Husarenstück dieser Art hatten seine Männer noch nie geübt, aber es klappte, als hätten sie es alle Tage erlebt. Die deutschen Panzer wurden bis zum Überlaufen mit britischem Benzin vollgepumpt, selbst auf die Gefahr, daß die eigenen Maschinen am fremden Sprit verreckten. Die geschnappten Neuseeländer fluchten ausgiebig, aber sie wagten keinen Massenausbruch, bei dem mindestens die Hälfte von ihnen gefallen wäre.
Als die überzähligen sieben Marks als abschußreif gemeldet wurden, tanzte Kleebachs Fahrer aus der Reihe, weil er der Meinung war, daß die großdeutsche Wehrmacht schon genug an dem Handstreich verdient hätte, ein gewöhnlicher Landser aber auch auf seine Kosten kommen müsse. Und so entstand eine kurze Verzögerung, weil er die erbeuteten Konserven und vor allem Zigaretten erst noch verteilte, bevor ein deutscher Etappenhengst sie kassieren konnte. Jeder erhielt eine riesige Büchse tropenfest verpackter Zigaretten und Fressalien, soviel er haben wollte.
»Leider war kein Schnaps dabei«, sagte Kleebachs Fahrer grinsend.
»Schnell jetzt!« fluchte sein Chef.
Im Feuerschein der krepierenden Feindpanzer trat die Kompanie ihren Rückweg an. Voraus die erbeuteten Marks, flankiert von deutschen Bewachern. In der Mitte die Lkw's und Kleebach selbst als Schlußlicht. Als er merkte, daß die gefürchteten Verfolger ausblieben, setzte er sich an die Spitze. Bisher hatte er Glück gehabt, aber er machte sich keine Illusionen. Bei dem Durcheinander des Wüstenkriegs konnte sich in jedem Moment eine andere britische Einheit aus der Nacht schälen, und dann war für ihn der Ofen aus. Es kam
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