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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Beton sichtbar. Poppy war auf eine große Betonplatte gesprungen, die in der Mitte zerbrochen war. Nur zwei rostige Eisenstücke hielten die beiden Hälften zusammen. Irgendwo weiter unten sah Felicity feuchte Steine schimmern. »Es ist ein alter Brunnen«, sagte sie.
    Poppy stöhnte leise.
    Felicity hielt ihre Schwester fest gepackt. Etwas Sand rieselte in das Loch. »Keine Angst«, sagte sie in zuversichtlichem Ton, »es wird alles gut.«
    Anne und Rafe kamen angerannt.
    Die Mutter schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Ach, du lieber Gott!«
    »Verdammt, dieser blöde Brunnen.« Rafe machte sich daran, die sandige Erde von der kaputten Abdeckplatte wegzuräumen, damit er besser sehen konnte. Poppy war eingeklemmt, ein loser Betonbrocken hatte sich verkeilt.
    »Halt sie fest.« Er versuchte behutsam, das Bruchstück anzuheben, um Poppy zu befreien.
    Es bewegte sich. Poppy schrie auf. Die Mutter stöhnte, die Hände vor dem Mund.
    »Ich fall gleich runter«, wimmerte Poppy.
    »Quatsch, ich hab dich sicher«, sagte Felicity. Sie schloss die Augen und bemühte sich krampfhaft, das Jammern ihrer Mutter auszublenden. Sie in der Nähe zu haben, war so ziemlich das Schlimmste, was in dieser Situation passieren konnte.
    Felicitys Arme wurden langsam taub. Sie biss die Zähne zusammen. Sie würde nicht loslassen, komme, was wolle.
    »Jetzt ist Platz genug«, sagte Rafe. »Aber ich muss das Ding hier halten. Schaffst du es, Poppy alleine rauszuheben?«
    »Klar.« Felicity holte tief Luft. Sie zog und zerrte, aber der Winkel war ungünstig, und Poppy hing fest. Rafe schnaufte angestrengt; der Betonbrocken war schwer.
    Anne schluchzte jetzt hemmungslos. Felicity achtete nicht darauf. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und zog noch einmal. Ein kräftiger Ruck, sie kippte nach hinten und Poppy landete auf ihr. Die beiden Mädchen kicherten vor Erleichterung.
    Felicity strich ihrer Schwester die Haare aus den Augen. »Alles okay?«
    Poppy nickte nur.
    Rafe ließ das Bruchstück der Platte los, dann beugte er sich über seine Enkelinnen. »Das ist noch mal gut gegangen, so wie es aussieht«, sagte er erleichtert. Er lugte hinunter in den Brunnenschacht. »Das Loch ist gar nicht so tief, wie ich dachte.«
    Poppy lief zu ihrer Mutter und umarmte sie.
    »Der Brunnen wird seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt«, erklärte Rafe. »Er lieferte nicht genügend Wasser, und ich hatte auch Bedenken, ob es sauber genug ist. Ich werde mich gleich morgen darum kümmern, dass das Loch anständig abgedeckt wird.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Das hätte ich schon längst tun sollen. Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein?«
    »Aber das ist doch nicht deine Schuld, dass die Platte kaputtgegangen ist«, sagte Poppy, die schon wieder ganz die Alte war. »Und überhaupt ist ja nichts passiert. Wahrscheinlich hätte ich mir nicht mal besonders wehgetan, wenn ich wirklich reingefallen wäre.«
    Ihr Vater tauchte an der Tür zum Garten auf. Offensichtlich hatte er gar nicht mitgekriegt, was geschehen war. »Ah,
da
seid ihr«, sagte er munter. »Ich hab euch schon gesucht.«
    Poppy fiel ihm um den Hals. »Wollen wir ins Haus gehen?«, fragte sie.
    Felicity beobachtete sie lächelnd. Sie war rundum zufrieden mit ihrem Leben. Allen ihren Lieben ging es gut und sie konnte ihre Tage mit Henry draußen auf dem Wasser verbringen und unbeschwert ihre Ferien genießen. Viele Jahre lang hatte sie sich wie ein Fremdkörper in ihrer Umgebung gefühlt, aber diese Zeit lag hinter ihr.
    Der letzte silberne Streifen Sonnenlicht verschwand am Horizont und die Luft wurde kühl. Felicity fröstelte.
    Plötzlich beschlich sie ein unbehagliches Gefühl. Tief in ihrer Seele zweifelte sie daran, dass sie so viel Glück wirklich verdient hatte.
    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, streifte ihre Sandalen ab und strich mit ihren Fußsohlen über das Gras. Sie beugte sich hinunter und wischte den weißen Sand ab, der an ihren Beinen klebte. Ein leises Geräusch war zu hören, als die Körnchen auf den Boden rieselten.
Das klingt nach Unglück,
flüsterte eine Stimme in Felicitys Kopf.
    Sie stand auf.
Was für ein Blödsinn,
sagte sie sich.
Das ist ja lächerlich.
    Das war ein Irrtum, wie sich bald zeigen sollte. Aber fürs Erste glaubte Felicity, ihre Ängste seien unbegründet.



Zweites Kapitel
    F elicity fand immer schon, dass es am ersten Schultag besonders hektisch und ungemütlich zuging. So war es auch in diesem Jahr. Dutzende von Erstklässlern, ihre

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