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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Kopf. »Sie tun sowieso schon zu viel.«
    »Sie arbeiten mehr als wir alle«, sagte Martha.
    Henry nickte. »Wie ein Roboter.«
    Felicity verzweifelte, wenn sie daran dachte, was auf sie zukam. Der Sand schabte und scheuerte unbarmherzig, unermüdlich. Das Leben, das sie führten, war ein einziger Kampf: Erschöpft standen sie Tag für Tag frühmorgens auf und arbeiteten, ohne sich auch nur eine Mittagspause zu gönnen. Keine Spaziergänge, keine freien Abende. Und jede Nacht, wenn sie todmüde auf ihr Bett niedersank, betete sie vergeblich, sie möge Ruhe finden. Es war hoffnungslos.
    »Wir müssen durchhalten«, sagte sie und stellte mit entschlossenem Nachdruck einen Stapel Bücher auf den Tisch. »Es gibt Leute, die sind schon mit Schlimmerem fertiggeworden. Irgendwie wird es schon gehen.« Sie lächelte tapfer.
    »Wir schaffen es«, sagte Martha, aber ihre Stimme klang ein bisschen unsicher.
     
    Am nächsten Morgen trotteten Felicity, Henry und Martha bleich wie Gespenster zur Priory Bay. Das Wetter war ebenso trübe wie ihre Stimmung. Kein Sonnenstrahl drang durch die Wolkendecke, die über ihnen hing.
    Die Straße vor der Schule war wegen Reparaturarbeiten gesperrt, die Schüler mussten über einen schmalen Steg gehen, um auf den Schulhof zu gelangen. Viele trödelten oder blieben stehen, um den Arbeitern zuzusehen, ein Stau bildete sich. Das Gedränge und Geschubse, das entstand, trug nicht dazu bei, die Laune der drei Freunde zu verbessern.
    Die Kinder, die auf dem Schulhof herumstanden, schauten müde und mürrisch drein. Man hatte nicht den Eindruck, dass sich die Schüler in den Ferien erholt und frische Kräfte gesammelt hatten.
    Das einzige Gesprächsthema an diesem Morgen war das rätselhafte Verschwinden des Chemielehrers. Allerlei wilde Gerüchte machten die Runde.
    »Habt ihr das Neueste schon gehört?«, fragte Charlotte Chiverton. Sie hatte dunkle Ringe um die Augen, wirkte aber erstaunlich munter und aufgekratzt – nichts befeuerte ihre Lebensgeister mehr als Klatsch und Tratsch. »Povl Usage ist zur Fremdenlegion gegangen. Die Lehrer hier sind echt total durchgeknallt.«
    »Mir hat jemand erzählt, er hat sich in die Luft gesprengt«, sagte ein anderes Mädchen. »Er hat mit irgendwelchen gefährlichen Chemikalien experimentiert. Die Schule versucht, es zu vertuschen.«
    Charlotte nickte wissend.
    Felicity, Henry und Martha sahen einander an. Alle diese Gerüchte über den Lehrer machten Felicity Angst.
    Zu allem Übel tauchte nun auch noch Miranda Blake auf. Auch sie wirkte angegriffen: Sie schien noch dünner geworden zu sein. »Du bist sicher traurig, dass du deinen Bewunderer verloren hast«, sagte sie mit hämischem Grinsen.
    »Klar, ich bin am Boden zerstört«, antwortete Felicity todernst.
    »Es ist sicher schlimm, aber du wirst drüber wegkommen, nur Mut«, sagte sie. Sie wandte sich Martha zu. »Ah, Felicitys treu ergebene Dienerin ist auch da.«
    »Zieh Leine, Blake«, murmelte Martha.
    »O Mann«, seufzte Miranda spöttisch. »Wir haben eben alle ein bisschen schwache Nerven nach diesen Weihnachtsferien.«
     
    Felicity und ihre Freunde schlugen sich tapfer. Wenn es in dem Gewölbe nur nicht immer so heiß gewesen wäre! Und dann mussten sie auch noch die ganze Zeit diese Schutzkleidung tragen. Aber sie konnten nicht darauf verzichten, der Sand war einfach zu aggressiv.
    »Wir sollten versuchen, nicht über die Geschichten nachzudenken, die wir gerade bearbeiten«, schlug Martha eines Tages vor, als sie wieder einmal nach der Schule in dem Raum unter der Bibliothek saßen.
    Henry grinste spöttisch. »Das ist leicht gesagt.«
    »Das kann man trainieren, hab ich gelesen.«
    »Na ja, einen Versuch ist es immerhin wert.« Felicity glaubte nicht so recht daran, aber irgendetwas musste passieren.
    Es stellte sich heraus, dass Martha recht gehabt hatte: Wenn sie es schafften, alle Gedanken von ihrem Tun abzuziehen, fiel ihnen die Arbeit tatsächlich leichter. Jasper gelang das am besten. Seine stoische Ruhe wirkte immer irgendwie tröstlich. Er beklagte sich nie, obwohl er kaum zum Schlafen kam. Sein Pflichtbewusstsein war vorbildlich.
    Es war ein sonderbarer Zustand, dachte Felicity eines Sonntagnachmittags, als die Kinder alle über ihre Arbeit gebeugt dasaßen, ganz auf die Bewegungen der Hand konzentriert, die den Füller führte, und nicht auf den Zweck ihres Tuns. Ihr half es, an ganz andere Dinge zu denken, an Spaziergänge über die Klippen, daran, wie sie bei Rafes Fest getanzt

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