Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)
zuschütten«, sagte sie. »Henry, könntest du das zusammen mit Percy und Will übernehmen?«
»Klar. Wird noch heute Abend erledigt.«
»Und anschließend müssen wir dafür sorgen, dass die Bibliothek nicht über unseren Köpfen zusammenfällt.« Sie sah Henry an. »Ist das zu schaffen?«
»Ich denke schon«, sagte er. »Das Ding ist solide gebaut. Wir können es so abstützen, dass man hier genauso sicher sein kann wie in jedem anderen Gebäude in Wellow.«
»Jasper, helfen Sie uns, die Geschichten zu schützen? Es wird wohl am besten sein, sie bleiben in dem Gewölbe.«
»Natürlich.« Der Zollbeamte nickte. »Wir können nicht zulassen, dass sie zerstört werden.«
»Ich mache auch mit«, sagte Martha.
Felicity drückte ihre Hand. »Bist du sicher?«
»Klar. Ihr könnt auf mich zählen.«
Felicity wandte sich wieder an Henry. »Soll Jeb euch helfen?«
»Nein, das schaffen wir schon alleine.«
»Dann kannst du dich auf die Suche nach Povl Usage machen«, sagte Felicity zu Jeb.
»Wird mir ein Vergnügen sein.«
»Im Übrigen schlage ich vor, wir sollten versuchen, mithilfe von Miss Camerons Rohrpostmaschine Kontakt zu den Bibliothekaren aufzunehmen«, bemerkte Felicity. »Kannst du rauskriegen, wie man das anstellt, Henry?«
»Mal sehen.«
»Was ist mit den Zerstörungen in der Stadt?«, fragte Martha. »Ihr habt ja gesehen, wie es da überall aussieht.«
»Das müssen wir der Stadtverwaltung überlassen«, sagte Felicity. »Wir müssen dafür sorgen, dass die Geschichten erhalten bleiben, bis die Bibliothekare ihre Aufgabe zu Ende gebracht haben.«
Der Rest der Weihnachtsferien brachte den Kindern wenig Erholung, da die Erdhexe ihre neu gewonnenen Kräfte auch weiterhin benutzte, um ihre Angriffe zu verstärken. Tag für Tag scheuerte der Sand über die Seiten der Bücher in der Bibliothek und der Untergrund der Stadt löste sich mehr und mehr auf.
Die düsteren prophetischen Träume kehrten zurück. Schon nach wenigen Tagen konnten die Kinder den Menschen ansehen, dass sie an Schlaflosigkeit litten.
Henry besorgte Overalls, die die Kinder tragen konnten, um sich vor dem Sand zu schützen, wenn sie die Schrift der Geschichten erneuerten. Die unförmigen Kleidungsstücke aus steifem, dickem Stoff waren scheußlich unbequem, aber unverzichtbar.
In dem Gewölbe war es sehr eng, wenn sie alle gleichzeitig dort ihrer Arbeit nachgingen, und der Raum heizte sich schnell auf. Der Sand war überall. Jeder Tag brachte viele Stunden schweißtreibender Plackerei mit sich.
Felicity war froh, dass Percy und Will so hilfsbereit mit Hand anlegten. Sie halfen Henry ohne Murren dabei, den Brunnenschacht wieder zu verschließen, und tauchten danach jeden Morgen gut gelaunt auf, um voller Elan und Sachverstand überall in der Bibliothek Stützen aufzustellen und raffiniert ausgedachte Armierungen anzubringen.
»Danke, ich weiß nicht, was ich ohne euch täte«, sagte Henry eines Vormittags zu den beiden, nachdem sie die Stützbalken im Gewölbe überprüft hatten. Außer den drei Brüdern hielt sich gerade nur Martha in dem Raum auf.
»Ist schon okay.« Percy legte einen Bohrer in seine Werkzeugkiste zurück.
»Wir sollten dir eigentlich auch dabei helfen, Jeb im Auge zu behalten«, sagte Will. »Der Kerl ist auf dem besten Weg, dir dein Schätzchen auszuspannen.«
»Felicity ist nicht mein Schätzchen«, knurrte Henry.
Percy kratzte sich hinter dem Ohr. »Seine Suche nach Povl Usage war bis jetzt nicht sehr erfolgreich, oder?«
Henry schüttelte den Kopf. »Er und Isaac haben jeden Stein umgedreht. Seit Weihnachten ist der Mann spurlos verschwunden.«
»Und dabei kennt doch ein alter Schmuggler wie Isaac ganz bestimmt jedes zwielichtige Versteck in der Gegend«, sagte Percy.
Martha schaute von ihrer Arbeit auf. »Es ist, als hätte sich Povl Usage in Luft aufgelöst.«
»Vielleicht ist er ertrunken«, meinte Henry.
Niemand widersprach dieser düsteren Vermutung.
»Ich würde ihm am liebsten den Hals umdrehen«, sagte Percy.
Tag und Nacht plagte die Erdhexe die Kinder und verdüsterte ihr ganzes Leben. Sie redeten nicht über ihre Träume miteinander, sie wollten ihre geheimen Ängste nicht preisgeben. Tief in ihrem Inneren fürchtete Felicity, all das Schlimme könnte leichter wahr werden, wenn sie es laut ausspräche.
Irgendwann gab Jeb die Suche nach Povl Usage auf und half den anderen beim Auffrischen der Geschichten. Alle arbeiteten fleißig und warteten, dass die Bibliothekare sich
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