Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
Vom Netzwerk:
Sie blätterte in Alices Tagebuch, das Felicity ihr geliehen hatte. »Es
muss
irgendeinen versteckten Hinweis geben.«
    »Abednego wird Miss Cameron zurückbringen, sobald die Bibliothekare das Problem gelöst haben«, sagte Jasper. Man sah ihm an, dass er fest davon überzeugt war.
    Auch Felicity konnte nicht glauben, dass Miss Cameron sie im Stich lassen würde. Aber dasselbe hatte sie früher von Alice gedacht. Sie hatte das Gefühl, dass sie allein mit all den Schwierigkeiten fertigwerden mussten.
     
    Fern von ihnen in einem anderen Teil der Welt saß Miss Cameron ebenfalls über ein Buch gebeugt und ihre Gedanken waren genauso trübe. Schließlich ließ sie den Band sinken: Sie hatte es satt, immer und immer wieder auf ein und denselben Satz zu starren.
    Sie war wie üblich früh am Morgen aufgestanden. Jetzt war es gegen zehn Uhr und bereits drückend heiß.
    Abednego trat in das Zelt. Er hatte Miss Cameron vom Hafen, in dem die
Sturmwolke
lag, hierherbegleitet und ihr die ganze Zeit Gesellschaft geleistet. Es vermisste sein Schiff und das Leben auf See, aber er beklagte sich nicht.
    Er trug ein Gewand aus mattgoldenem Baumwollstoff mit blauen und weißen Borten und einem Stehkragen. Um seinen Hals hing eine Korallenkette. Miss Cameron hatte ein leichtes Hemdkleid an, ein breitkrempiger Strohhut bedeckte ihren Kopf.
    »Sind Sie so weit?«, fragte er.
    Obwohl in diesen Breiten ständig die Sonne schien, war Miss Camerons Gesicht blass. Die dunklen Schatten unter ihren Augen traten täglich stärker hervor.
    »Sie werden Ihnen nicht erlauben, eine Nachricht zu schicken«, sagte Abednego. Er wusste, was sie bedrückte, was ständig an ihr nagte und sie nicht zur Ruhe kommen ließ.
    »Die Kinder müssen das Gefühl haben, dass wir sie im Stich lassen.« Ihre Stimme klang bitter und schuldbewusst.
    Abednego schüttelte den Kopf. »Jasper weiß, dass ich zurückkommen werde. Er wird sich um sie kümmern.« Er kniete sich neben ihr hin, sodass sein Gesicht auf ihrer Augenhöhe war. »Ich weiß, wie gern Sie Felicity haben, aber Sie werden jetzt hier gebraucht.«
    Miss Cameron ließ den Kopf hängen. Eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Abednego setzte zum Sprechen an, doch dann ließ er es.
    Die Bibliothekarin stand auf. »Wir müssen zum Dienst.«
    Er hielt ihr die Eingangsklappe des Zelts auf.
    Miss Cameron verzog das Gesicht, als sie ins Freie trat. Sie konnte sich einfach nicht an die sengende Sonne gewöhnen. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass die Hitze sie regelrecht lähmte.
    Überall ringsum standen weitere Zelte, aus denen Leute kamen, Hunderte von Menschen. Sie strebten dem Gebäude zu, das inmitten der Siedlung aus weißer Leinwand aufragte. Der quaderförmige Bau wirkte ungeheuer groß, aber er war nur ein Pünktchen in dem endlosen Meer aus Sand, das ihn umgab.
    Sie traten ein in die Halle. In dem riesigen Raum waren viele Reihen von mit Papieren übersäten Schreibtischen aufgestellt, an denen Menschen arbeiteten. An einer Wand standen ganze Batterien von technischen Geräten, die der Nachrichtenübermittlung dienten, größere und leistungsfähigere Ausgaben der Rohrpoststation im Gewölbe der Bibliothek von Wellow. Rund um die Uhr trafen dort Meldungen ein, Berichte von neuen Erkenntnissen und Entdeckungen, Antworten auf Nachfragen, Hintergrundinformationen. Und die Aufgabe der Leute, die hier an den Schreibtischen saßen, bestand darin, all die vereinzelten Nachrichten zu filtern und auszuwerten.
    Was sie suchten, war der Ort, an dem die Erdhexe wieder Gestalt annehmen würde. Man vermutete, dass es der Ort einer Wunschquelle sein musste: Denn dort konnte die Erdhexe ihre Geschichte wahr werden lassen.
    Sie hatten systematisch die ganze Welt durchkämmt. Täglich wurden neue Brunnen entdeckt. Alle wurden beobachtet, aber nirgends fand sich eine Spur von der Erdhexe.
    »Der Sand in der Bibliothek von Wellow wird bestimmt immer stärker, oder?«, fragte Miss Cameron.
    »Ihre Vorgesetzten sind der Meinung, sie können hier nicht auf Sie verzichten. Es ist eine Riesenarbeit, das wissen Sie doch selbst.«
    Ein Mann mit einem Klemmbrett näherte sich. Er trug einen weißen Kittel und eine Leinenhose. Er hieß Simeon, und eigentlich gehörte die Arbeit hier in der Halle nicht zu seinen Aufgaben, dafür war sein Rang zu hoch, aber in dieser Lage wurde jede helfende Hand gebraucht, und er wollte unterstreichen, dass sich in ihrer Organisation jeder dem gemeinsamen Ziel unterordnen musste.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher