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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Es war eine Freude, zu spüren, wie leicht und glatt alles lief. Ihr wurde leichter ums Herz. Ein Segeltrip war jetzt genau das Richtige. Sie machte das Boot los.
    Die
Ruby
schaukelte plötzlich heftig. Felicity geriet aus dem Gleichgewicht und hielt sich an der Bordwand fest.
    »Ich hab genug von dir«, sagte eine kalte Stimme leise. Und dann schlang ein magerer Arm sich von hinten um Felicity und hielt sie umklammert. Sie spürte kalt eine Messerklinge an ihrer Kehle.
    Povl Usage.
    »Wenn du eine falsche Bewegung machst, tu ich dir weh.« Seine Stimme klang rau und voller Hass.
    Felicity bekam eine Gänsehaut. Ihr war übel. Sie konnte Povl Usages Gesicht nicht sehen, aber sie hatte seinen unverwechselbaren Geruch nach Fäulnis und Moder in der Nase. Sie hustete. Er musste ihr aufgelauert haben.
    Er drückte seine bleiche Wange an ihre und atmete geräuschvoll ein. »Was für ein hübscher kleiner Hals«, sagte er und streichelte ihre Haut. Felicity schauderte.
    »Nimm das Ruder und leg ab«, befahl er.
    Felicity gehorchte. Das Großsegel blähte sich, das Boot nahm Fahrt auf. Ihre Hände zitterten, ihre Finger waren gefühllos.
    »Tu bloß nicht so, als könntest du nicht segeln«, sagte er und drückte das Messer etwas stärker gegen ihren Hals.
    Sie schluckte und nahm sich zusammen. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Wie konnte sie ihm entkommen, bevor sie zu weit draußen waren? Die Wellen waren weiß – sie war eingeschlossen von Millionen Teilchen der Erdhexe.
    Povl Usage legte seine Hand auf die von Felicity, hielt sie in festem Griff und zwang sie, die Pinne näher zu sich heranzuziehen, sodass das Boot schneller wurde. Felicity zuckte zusammen. Er war erstaunlich stark.
    Sie konnte ihn jetzt gut sehen. Seine kurzen, weißen Haare waren schmutzig. Seine leichenblasse Haut war schuppig, seine farblosen Augen funkelten. Er hielt Felicity umklammert und zog ihren Oberkörper nach hinten, sodass sie schneller segeln konnten. Der Wind ließ ihre Haare flattern und blies ihr Strähnen über die Augen. Normalerweise genoss sie es, so übers Wasser zu sausen, aber jetzt war sie ganz starr vor Angst.
    »Du bist lästig«, sagte er. »Aber es gibt zum Glück mehrere Möglichkeiten, eine Geschichte aus der Welt zu schaffen. Zum Beispiel kann ich dich umbringen.«
    Felicitys Herz raste, ihr Mund war trocken. Sie schaute über die Schulter nach hinten zum Hafen und zur Stadt.
    »Deine Aktivitäten gehen mir auf die Nerven.« Povl Usage schrie, um den Wind zu übertönen. »Damit ist jetzt Schluss. Ein kleiner Segelunfall wie damals bei deiner Tante und die Sache hat sich. Wirklich tragisch – irgendwie scheint der Name
Ruby
kein Glück zu bringen.« Er kicherte. »Dein Großvater wird sich die schlimmsten Vorwürfe machen. Das ist ein netter Nebeneffekt.«
    Felicity kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Er würde sie nicht sofort töten, er wollte, dass es wie ein Unfall aussah. Sie musste ihn dazu bringen weiterzureden.
    »Wir haben nichts gegen die Erdhexe«, sagte sie. »Wir wollen nur, dass die Geschichten erhalten bleiben.«
    »Das ist es ja: Die Geschichten müssen weg. Alle sollen genauso leiden, wie meine Herrin gelitten hat. Sobald sie es geschafft hat, wieder ganz zu werden, wird sie die Welt bestrafen.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Felicity. »Das ist alles so lange her.«
    »Wir sprechen miteinander«, sagte Povl Usage. »Sie und ich sind wie ein einziges Wesen.«
    Felicity lief es kalt über den Rücken. Die Erdhexe war in Millionen Sandkörnchen zersplittert. Der Mann war total verrückt. Aber sie durfte das Gespräch nicht abreißen lassen. »Wieso sind Sie ihr so treu ergeben?«, fragte sie.
    Er entspannte sich sichtlich, seine Augen glänzten. »Meine Herrin Terre hat mich gerettet. Die Usages sind eine Familie von lauter arbeitsscheuen Verbrechern. Sie hat mich von dort weggeholt. Ich wurde ihr Diener und durfte mit ihr durch die ganze Welt reisen.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Doch dann verliebte sie sich. Sie gab alles auf, was sie besaß, aber der Mann war ihrer nicht würdig, und sie erntete nichts als Elend und Leid.« Er kniff Felicity. Sie sah aus dem Augenwinkel sein Messer blitzen. »Und dir wird es jetzt gleich genauso ergehen.«
    Das kleine Boot mit dem roten Segel raste nur so übers Wasser. Povl Usage steuerte es hart am Wind, was gefährlich war, da das Boot so leicht querschlagen konnte. Felicity sah hoch zu dem Wimpel am Mast, der die Windrichtung anzeigte. Er

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