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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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von Krämpfen geschüttelt, nach Luft, so erschöpft, dass sie den widerlichen Gestank und Schmutz gar nicht mehr wahrnahm.
    Povl Usage küsste die Tasche feierlich, dann steckte er sie ein. Er wandte sich seinem Opfer zu, das Gesicht zu einer irre grinsenden Grimasse verzerrt. Felicity, deren Magen sich langsam wieder beruhigte, fragte sich verzweifelt, was in aller Welt ihn jetzt noch aufhalten sollte.
    Aber er schien keine Eile zu haben. Er kauerte immer noch da, seine Finger strichen zärtlich über die Klinge des Messers. »Ich werde dich schön langsam töten«, murmelte er.
    Felicity überlegte fieberhaft. »Sie müssen sie wirklich sehr geliebt haben«, sagte sie. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Er stutzte. Ein Ausdruck von purer Leidenschaft zuckte über sein Gesicht. »Niemand wird je ermessen, was sie mir bedeutet«, flüsterte er.
    »Und sie hat Sie auch geliebt?«, fragte Felicity.
    Povl Usage schlug die Augen nieder. »Nur als ihren Diener.«
    »Ich habe gelesen, dass sie schön war«, sagte Felicity.
    »O ja, strahlend schön! Ihre Haut war wie Karamell, ihre Locken reines Gold.« Er beugte sich vor, strich mit der flachen Klinge seines Messers über Felicitys Wangen und ihre Haare.
    Sie erstarrte vor Angst. Aber sie durfte das Gespräch nicht abreißen lassen. »Das muss doch alles sehr viele Jahre her sein – wie kommt es, dass Sie so unnatürlich lange leben?«, fragte sie.
    »Die Hüterinnen besitzen besondere Kräfte, die Lebenszeit ihrer Diener zu verlängern.« Die Spitze des Messers glitt sacht über den Stoff von Felicitys Jacke und blieb genau über ihrem Herzen stehen.
    Sie hielt den Atem an, ihr Puls raste. Solange Povl Usage redete, bestand Hoffnung. Auch wenn sie keine Möglichkeit sah, zu entkommen.
    Sie blickte hinauf zu der taghellen, kreisrunden Öffnung des Brunnens, die gar nicht weit entfernt und doch unerreichbar war.
    Eine Gestalt erschien dort oben. Jeb? Felicitys Herzschlag setzte einen Moment aus.
    Und dann sprang Jeb. Er landete sicher auf dem Grund des Brunnens, in den Händen ein langes Stück Holz, holte aus, rasend vor Empörung, und schlug zu. Povl Usage kippte um und blieb bewegungslos liegen.
    »Der Blutstein!«, stieß Felicity hervor. »Er ist in seiner Jackentasche. Mach schnell!«
    Jeb drehte Povl Usage um und tastete ihn ab. Er fand die Stofftasche mit dem Stein und nahm sie an sich.
    Felicity wurde schwindlig. Sie schloss die Augen.
    Jeb beugte sich besorgt über sie. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«, sagte er.
    Ein Geräusch schreckte sie auf. Sie fuhren herum. Povl Usage war wieder zu sich gekommen und hatte sich aufgerappelt.
    »Nein!«, schrie Jeb.
    Aber Povl Usage war schon verschwunden. Es gab also wirklich einen unterirdischen Zugang zu dem Brunnen, dachte Felicity. Aus dem Dunkel hallte höhnisches Gelächter, das sich rasch entfernte. Sie wusste, dass es aussichtslos war, ihn zu verfolgen: Povl Usage würde wie ein Gespenst mit der Dunkelheit verschmelzen … und bei passender Gelegenheit wieder auftauchen, um sich den Blutstein zu holen.
    Von oben hörten sie Stimmen, die von Henry und Martha, und auch Jasper war wieder da. »Felicity, bist du da unten?«, rief Henry. In seiner Stimme klang nackte Angst. Dann redeten alle aufgeregt durcheinander, bis Henry mit ein paar kurzen, entschiedenen Anweisungen der Diskussion ein Ende machte.
    Das Ende eines Seils wurde heruntergeworfen. Jeb hielt es fest. »Ich glaube nicht, dass sie verletzt ist«, schrie er.
    Henry kam herabgeklettert, kniete sich sofort neben Felicity hin und begann, sie zu untersuchen. »Hast du Schmerzen? Kannst du den Finger hier bewegen? Und was ist mit deinem Arm?«
    »Es ist alles in Ordnung«, krächzte Felicity verlegen. Sie war völlig verdreckt und roch ganz bestimmt nicht gut.
    In Henrys Gesicht spiegelten sich in sonderbarer Mischung Zorn und Erleichterung. »Wie kann man nur so blöd sein!« Er fluchte. »Wolltest du unbedingt allen beweisen, wie todesmutig du bist?«
    Sie setzte ein besonders gewinnendes Lächeln auf. »Immerhin haben wir den Blutstein«, sagte sie.
    Henry musste lachen. »Das hab ich auch gar nicht anders erwartet, Felicity Gallant.«
    Jeb machte sich mit einem leisen Hüsteln bemerkbar. Er fand, dass es Zeit war, endlich wieder aus diesem ungemütlichen Loch herauszukommen.
    Henry drehte sich nach ihm um. »Du steigst als Erster rauf«, sagte er. »Dann kommt Felicity und zuletzt ich.«
    Einen Moment lang zögerte Jeb, als ob er widersprechen

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