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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Leugnen ist zwecklos, deine
scharfsinnigen Betrachtungen sprechen für sich. Und weißt du was: Ich möchte
bei dir in die Lehre gehen, möchte dein Dr. Watson sein. Wir beide, du, der
Meister, und ich, dein Lehrling, werden dieser Mordserie ein Ende bereiten.«
    »Wie kommst du eigentlich darauf, daß ich mich
darauf einlasse, du Spinner?«
    »Weil ich es in deinen Augen lese, Francis. Das
Lodern der Neugier und das Strahlen des Ehrgeizes sehe ich darin.
    Gestehe es dir ein, il mio amico: Du hast
angebissen! Und vermutlich ist dieser Köder im Vergleich zu den früheren gar
nicht einmal der Schmackhafteste. Du kannst halt nicht anders, du fliegst auf
diese Fälle mit den vielen Widerhaken. Laßt uns also gemeinsam den finsteren
Angler stellen, bevor er den ganzen See ausfischt.«
    »Da wir inzwischen beim Angeln angelangt sind: Wie
stehen die Chancen, daß mir innerhalb der nächsten Sekunden so ein Kollege mit
Kiemen ins Maul hineinspringt, bevor ich vor Hunger zusammenbreche?«
    »Du willst etwas fressen? Das ist alles?«
    Antonio schaute mich an, als hätte ich behauptet,
daß ich von Trollen abstamme.
    »Nein, ich will euch vorher noch einen Vortrag über
Garry Kasparovs Strategie bei seinem letzten Turnier halten. Natürlich will ich
etwas fressen, und zwar sofort, was denkst du denn, du Idiot!«
    »Aber, aber Francis, du befindest dich in Rom, dem
kulinarischen Mekka des gesamten Planeten. Du wirst noch so viele Delikatessen
in dich hineinschaufeln, bis du am Ende nach einer verfaulten Fischgräte
lechzt.«
    »Unter Delikatessen verstehst du nicht zufällig die
Spaghetti Bolognese mit Grünstich dort oben auf den Treppenstufen?«
    »Spaghetti Bolognese mit Grünstich?«
    Er schüttelte sich angewidert, so daß sich für
einen Moment jedes einzelne Haar seines Samtfells stachelgleich aufrichtete und
ihn aussehen ließ, als hätte er an einer Steckdose geleckt.
    »Ich glaube, mein lieber Francis, du hast wirklich
Hunger, und der läßt dich inzwischen wirr reden. Also wonach verlangt dein
Gaumen? Bei La Rosetta bekommen wir den besten Fisch. Wenn du auf Fleisch
stehst, erstatten wir am besten Checchino Dal 1887 einen Besuch. Und die ganz
hohe Küche ist bei La Pergola beheimatet.«
    »Tja, schwere Wahl«, sagte ich, wobei ich gehörige
Mühe hatte, daß mir das Wasser nicht wieder aus den Maulwinkeln lief. »Das
Problem ist, daß mir während des Flugs meine Platin-Card abhanden gekommen
ist.«
    »Pah, nur Dummköpfe und Menschen bezahlen fürs
Essen! Mir als ehrenamtlichem Gourmetkritiker liegen sämtliche Spitzenköche der
Metropole zu Pfoten.
    Schlemmen ist Kultur, und wer könnte die Qualität
dieser Kultur besser bewerten als unsereiner mit seiner sensiblen Zunge.
Jedenfalls schlucke ich eher Blausäure, als an diesem fürchterlichen Ort um
Abfall zu betteln. Komm mit, Francis, folge mir und erfahre, wie dein Gaumen in
die vierte lukullische Dimension vordringt.«
    »Eccellente, Antonio!« sagte Giovanni. »Ich hatte
zwar bis jetzt keinen blassen Schimmer, daß die ganze Fresserei die Kultur
hebt, aber da mir die Kultur über alles geht, opfere ich mich ebenfalls und
schließe mich euch an.«
    »Nichts da!« entgegnete Antonio kalt und zog in
Richtung eines Gesteinshügels los, der aus umgekippten und in grobe Scheiben
zerbrochenen Säulen und verfallenen Gemäuerresten bestand. »Du bleibst schön
hier und hältst die Augen offen. Es tut mir leid, alter Freund, aber als ich
das mit der sensiblen Zunge sagte, lag die Betonung auf sensibel und nicht
darauf, in welcher Rekordgeschwindigkeit diese Zunge egal welchen Dreck ins
Maul befördert. Und was dein Magenknurren betrifft: Hat Francis nicht etwas von
herumliegender Spaghetti Bolognese mit Grünstich gesagt? Denk immer dran, grün
ist die Farbe der Hoffnung!«
    Obwohl ich Antonios arrogantes Verhalten
mißbilligte und obwohl der graue Pirat mir nun unendlich leid tat, so verbat es
meine gegenwärtige Verfassung, den Moralisten raushängen zu lassen. Um ehrlich
zu sein, hatte allein Antonios Aufzählung der Restaurant-Namen jegliche Moral
in mir zerstört.
    Dennoch brauchte ich einige Zeit, um mich von dem
schwarzen Maskengesicht der toten Siamesin mit den aufgerissenen azurblauen
Augen zu lösen. Diesmal blendete ich das große Loch in ihrem Schädel aus,
stellte mir vor, wie sie einst die Sonne genossen haben mochte und den lauen
Wind, das zärtliche sich Reiben an denen, die sie mochte. Ich malte mir aus,
wie sie, ganz begehrenswerte Lady, ihre Wirkung

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