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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Hobby gemacht hat. Was weiß ich. Jedenfalls kein Grund, sich die
Laune verderben zu lassen.«
    »Vielleicht doch«, meldete sich der Pirat zurück,
nachdem er sich von der ihm zugefügten Schmach erholt zu haben schien.
    »Ich komme ja viel herum. Und aus dieser und jener
Ecke höre ich so einiges Geflüster. In letzter Zeit scheinen immer mehr
solcherart zugerichtete Leichen in der Stadt aufzutauchen. Ob diese hier mit
den anderen etwas gemeinsam hat, weiß ich natürlich nicht. Und welcher Art die
Verwundungen der anderen waren, kann ich natürlich auch nicht sagen. Aiutaci
dio!«
    Ja, Gott mochte uns helfen. Doch vor allem mochte
er mich auf der Stelle von einem herabstürzenden Meteoriten erschlagen lassen,
sollte ich der Versuchung nachgeben, wieder den Detektiv spielen zu wollen.
Denn ohne daß ich meinen Gripskasten besonders anzustrengen brauchte, fielen
mir in Antonios Erklärungsliste sofort Widersprüche auf. Ich fühlte, wie in mir
jene nie richtig erloschene Glut aufzuflackern begann, die da unstillbare
Neugier hieß.
    Mein Leben lang hatte mich diese verdammenswerte
Krankheit begleitet, und wie jede schlimme Krankheit hatte sie mir am Ende
nichts als Schmerzen und Verzweiflung beschert. Oft hatte ich mich dagegen
aufgebäumt und mir vorgenommen, meine empfindliche Nase aus blutigen Rätseln
herauszuhalten. Und doch hatte ich zuletzt immer kapituliert und mich von der
Neugier mit Haut und Haaren fressen lassen. Entsetzliche Narben –
    die meisten davon an der Seele – waren stets die
Folge gewesen. Sollte ich also sehenden Auges schon wieder in mein Unglück
rennen, wo doch mein ursprünglicher Plan ein fröhliches »Salve Roma!« lautete?
    »Mit einer deiner Mutmaßungen wirst du wohl
sicherlich ins Schwarze getroffen haben, Antonio«, sagte ich nach der inneren
Einkehr. »Obwohl …«
    Ich wandte mich von der Leiche ab, wobei mir
richtiggehend schlecht wurde, da ich vor dem Bösen bewußt die Augen verschloß.
Ich war dabei, gegen meine eigenen Prinzipien zu handeln und zuzulassen, daß
ein grausames Verbrechen ungesühnt blieb. Aber sei es das Alter, sei es der
vergnügungssüchtige Blick auf den bevorstehenden Urlaub, zum ersten Mal
verspürte ich keinen Drang, der Spur des Blutes zu folgen.
    »Eigentlich bin ich hier, um mich vom Übel der Welt
abzulenken, Freunde«, fuhr ich fort. »Und wie ihr euch denken könnt, ist auch
für mich die beste Ablenkung die, die sich von meiner Magensäure zersetzen
läßt.
    Offengesagt, ich sterbe vor Hunger.«
    Um Antonios rabenschwarzes Maul flog ein wissendes
Lächeln, und in seinen Edelglubschern erschien ganz kurz ein Funkeln. Er hatte
mein Schmierentheater durchschaut.
    »Obwohl was, Francis?«
    »Was, obwohl, was?«
    »Du hast einen Satz mit ›Obwohl‹ angefangen und ihn
dann nicht zu Ende geführt. Ich habe den Eindruck, daß du an meinen genialen
Mutmaßungen etwas auszusetzen hast.«
    »Meinst du?«
    »Si, Signore, che ritiene, io!«
    »Nun ja, es sind wirklich nur ein paar
Unstimmigkeiten«, begann ich lustlos und ins Ungefähre.
    Der Himmel war jetzt eine purpurviolette Tafel und
mit spärlichen Sternen bestückt. Ein lauwarmer Wind kam auf und spielte mit
unseren Fellhaaren. Die Ruinenstätte stimmte einen unhörbaren Dialog mit ihren
Schöpfern über Jahrtausende hinweg an. Genau dieses stimmungsvolle Bild von der
Cäsarenstadt hatte ich zu Hause in meinen Träumen immer wieder heraufbeschworen
– natürlich ohne das traurige Detail des auf den Steinen liegenden leblosen
Körpers. Inzwischen war die Beleuchtung in der Anlage angesprungen. An den
Seitenmauern glühten längliche, ovale lachsorangene Neonlampen und sorgten für
eine immerwarme Atmosphäre. Am Boden angebrachte Scheinwerfer strahlten dagegen
einige besonders pittoreske Säulenreihen oder Rundbogenrudimente an und setzten
helle Akzente.
    »Beginnen wir mit der Unfall-Theorie: Sie erscheint
mir, mit Verlaub, als barer Unsinn. Gesetzt den Fall es hat sie tatsächlich auf
der Straße erwischt, dann muß sie wohl von einem merkwürdigen Gefährt
angefahren worden sein.
    Und zwar von einem, aus dessen Front spitze
Gegenstände herauswachsen, sagen wir mal, Stangen. Anders ist das sauber
geränderte Loch in ihrem Kopf wohl nicht zu erklären.«
    Peinlich, peinlich: Mein erfolgsgewohntes Ego labte
sich geradezu an den Gesichtern von Giovanni und Antonio, in denen sich
Verblüffung und Bewunderung in rascher Folge abwechselten, was meinen
Selbstdarstellungstrieb nicht gerade

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