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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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atemberaubender Geschwindigkeit
auf mich zuraste und mir die Kehle zuschnürte. Die Bestimmung unseres Fluges
war New York, genauer Manhattan. An vorderster Front der Wolkenkratzer-Familie
stierten mir die Zwillingstürme entgegen wie längst verweste und wieder zum
Leben erweckte Verwandte. Sie wurden größer und größer, länger und länger, und
wir flogen unaufhaltsam auf sie zu.
    Die verspiegelten Fronten warfen das grelle
Sonnenlicht zurück, daß es einem auf der Netzhaut brannte.
    Mein Pulsschlag näherte sich dem Rhythmus eines
Trommelsolos. Ich zitterte am ganzen Leib und warf mich in meinem Gurt hin und
her. Denn ich wußte, was in wenigen Sekunden passieren würde.
    Da hörte ich dieses Geräusch …
    Ich löste mich vom Anblick der Türme und schaute in
den freien Himmel. Etwas Schwarzes jagte von der Seite auf uns zu. Erst war es
nur ein vibrierender Fleck in der Unendlichkeit des blauen Firmaments, doch
dann erkannte ich Antonio, der wie Superman oder besser gesagt wie Batman auf
die Maschine zuflog. Während seines Fluges schien er sogar mehrmals um die
eigene Achse zu rotieren.
    Dabei lachte er triumphierend, als sei er
tatsächlich ein Comic-Held, der die Welt im letzten Moment retten würde. Er kam
immer näher, und ich sah, daß sein keilartiger Kopf die Form einer
Raketenspitze angenommen hatte. Mit lautem Krachen durchstieß er das
Bordfenster und landete zielgenau auf dem Schoß seines Herrchens.
    Draußen war das Szenario plötzlich wie
weggezaubert.
    Die Sonne streichelte wieder flockige Wolkenfelder,
die Harmonie schien wiederhergestellt. Die Haare meines Sitznachbarn flatterten
wild im Luftzug aus dem Loch im Bordfenster. Der feine Herr hatte sich durch
den Zwischenfall in seiner meditativen Stimmung kein bißchen beeinträchtigen
lassen. Er lächelte immer noch milde hinter seinen dunklen Brillengläsern, nippte
gelassen am Rotwein und streichelte jetzt liebevoll sein Haustier. Auch ich
beruhigte mich angesichts des wiederhergestellten Einklangs langsam, obwohl ich
mir die Absurdität der letzten Minuten nicht erklären konnte.
    Ja, wie ich mir den eingekuschelten, zufrieden
schnurrenden Antonio so ansah, kehrte in mir so etwas wie Friede ein.
    Da aber riß der einsame Passagier mit einem Mal die
Brille vom Gesicht, packte Antonio am Nacken und drehte seinen Kopf wie einen
störrischen Schraubverschluß mit aller Gewalt zu mir herum, so daß ich ihn im
Profil betrachten konnte. Anstelle des Ohrs klaffte im schwarzen Fell ein
monströses Loch. Ich konnte durch die offene Schädeldecke direkt ins rosa
schimmernde Hirn sehen. Ein Schwall aus Blut und einer glitschigen Substanz
quoll daraus hervor, lief am Hals des Orientalen herunter und näßte die helle
Hose seines Herrn. Das Groteske an diesem Anblick war, daß sich Antonios
leuchtend grüne Augen immer noch bewegten und er sein listiges Lächeln um die
Maulwinkel trotz allem beibehielt.
    »Wir haben zu Hause viele von deiner Sorte,
Francis!«
    sprach der Mann und prostete mir mit dem Weinglas
zu.
    Im gleichen Moment barst Antonio in einer
ohrenbetäubenden Explosion in tausend Fetzen auseinander.

7.
     
    Es würde wohl kaum einen verwundern, wenn ich
sagte, daß ich aus diesem Alptraum schreiend aufgewacht sei.
    Doch so war es nicht. Vielmehr weckten mich völlig
reale Geräusche, allerdings von jener Subtilität, welche allein den
hypersensiblen, eigentlich für die Jagd gedachten Lauschern meiner Spezies
zugänglich sind. Ein Rascheln und Knistern, fast unhörbar und geheimnisvoll.
Noch die Traumbilder im Kopf, schaute ich mich im dunklen Zimmer um. Antonio
hatte sich auf dem Nachbarkissen zusammengekringelt und fiel augenscheinlich
von einer Tiefschlafphase in die nächste. Weder schnarchte noch furzte er
dabei, wie es sich für einen Adonis in jeder Lebenslage gehört, und
selbstverständlich machte er selbst im Kringeldesign eine tadellose Figur.
    Die Zimmertür stand einen Spaltbreit offen, durch
den fahles Licht fächerförmig auf den Boden fiel. Auch die verdächtigen
Geräusche kamen daher. Ich mußte mehrere Stunden geschlafen haben, denn die
Strapazen der Reise und die Müdigkeit waren nun wie weggewischt. Nach einer
kleinen Streckübung, bei der alle Muskeln und Sehnen gleichsam geölt wurden,
schlich ich mich zur Tür und riskierte einen Blick hinaus.
    Im matten Licht einer antiken Kutscherlampe sah ich
am oberen Treppenabsatz Samantha. Sie hielt sich direkt neben dem
Fahrstuhlkäfig auf und trippelte auf dem Marmorboden

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