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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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ließen. Es bedurfte keiner aufwendigen
Hirnakrobatik, den Zweck dieser Luken zu erraten. Sie dienten der
Frischluftzufuhr und sogen den Sauerstoff aus der Oberwelt über
Lüftungsschächte bis hierher. Deshalb war die Luftqualität im Tempel besser als
in den Katakomben. Gegenwärtig stand nur eine einzige Luke offen, wohl diejenige,
deren Luftloch oben von der aktuellen Windrichtung begünstigt wurde.
    Der Anblick der zahllosen Zylinderhüte und
schwarzen Pelerinen im Kerzenschein hätte allerdings kaum ausgereicht, meinen
ohnehin nicht niedrig zu nennenden Blutdruck in alarmierende Höhen zu
katapultieren. Nein, der Grund meiner sich steigernden Panik war das, was sich
hinter dem Kapuzenmann befand: ein Käfig im gleichen Chromgefunkel wie der
Säbel in seiner Hand. Es war eine drollige Konstruktion: zirka zwei Meter hoch
und so geräumig, daß ein kompletter Mittelklassewagen hineingepaßt hätte. Die
Seitengitter waren lediglich mit verfilzten Kordeln und einfachen Knoten zu
Rechtecken zusammengebunden. Das Dachgitter fehlte völlig, und daher wirkte das
Ding wie ein zu groß geratener Laufstall.
    Diese Sicherheitsmängel boten für die Gefangenen
aber keineswegs die Aussicht auf einen Ausbruch, waren sie doch aufgrund ihrer
Körpergröße und ihrer Muskelkraft selbst solch einem primitiven Zwinger
unterlegen. Innen war die gesamte Belegschaft des Largo Argentina versammelt,
teils apathisch auf dem Boden kauernd, teils getrieben über die Köpfe der
Nachbarn springend. Das furchtsame Winseln und Miauen der Brüder und Schwestern
ging in dem Chorgesang unter; allein den verzerrten Gesichtern war die Bedrängnis
anzusehen. In der vordersten Reihe hockte Giovanni und starrte wie ich mit
entsetztem Blick auf das gespenstische Treiben herunter. Er war wohl in dieser
Nacht nur kurz dazu gekommen, die Totenwache für die ermordete Siamesin zu
halten.
    Völlig in den Bann dieses Spektakels gezogen, hatte
ich eine Weile alles um mich herum ausgeblendet. So auch Samantha, die sich
inzwischen zu mir auf die Balustrade gesellt hatte. In ihren saphirblauen Augen
lag ebenso viel Verzweiflung wie in meinen, und das nebelfarbene Gesicht wurde
von Zuckungen heimgesucht.
    »Na, hättest du gedacht, daß du den Killern so
schnell begegnen würdest, Francis?« sprach sie mich leise von der Seite an.
    »Nein«, entgegnete ich. »Du hast wirklich gute
Arbeit geleistet, Samantha. Allerdings hättest du mit deiner Vermutung ein
bißchen früher herausrücken können. Für eine Rettung scheint es jetzt zu spät
zu sein.«
    »Tut mir leid. Aber ich war mir meiner Sache nicht
ganz sicher.«
    »Ich frage mich, wie diese Unholde sämtliche
Kollegen im Largo Argentina einfangen konnten. Und wieso verübten sie die Morde
in der zurückliegenden Zeit in Abständen und immer nur an einem Einzelnen, wo
sie doch, wie man sieht, die Möglichkeit besitzen, alle auf einen Schlag zu
töten?«
    »Hast du noch mehr solche tollen Fragen auf Lager?
Ich habe das untrügliche Gefühl, daß wir knietief in einem Blutbad stehen
werden, bevor uns die richtigen Antworten einfallen.«
    »Ja, eine Frage hätte ich noch«, sagte ich durch
den dröhnenden Gesang hindurch, der mir allmählich Kopfschmerzen bereitete.
»Wie hat dieser Kapuzenclown es bloß fertiggebracht, mit so einem Riesenteil
derart präzise Löcher in die Schädel der Opfer zu bohren?«
    »Das kannst du gleich studieren! Mamma mia! bist
du der König der Klugscheißer oder was?«
    »Du wirst lachen, aber dort, wo ich herkomme, werde
ich tatsächlich so genannt.«
    »Francis, hör auf zu reden und tu endlich etwas!«
    »Wieso ich? Du warst doch diejenige, die behauptet
hat, daß ihr schon irgend etwas einfallen werde, wenn dieses Schreckensszenario
eintritt.«
    »Bedauerlicherweise bin ich momentan mental total
blockiert.«
    »Na wunderbar! Und ich habe im Gegensatz zu den
Flattermännern dort unten keinen Zylinder und keinen Stab bei mir, um zu
zaubern.«
    Mit einem Mal erstarb der Gesang, und ein Räuspern
und Hüsteln hallte durch das Gewölbe. Aber auch noch ein anderes Geräusch war
zu hören. Jetzt vernahm ich das angsterfüllte Gejaule unserer Artgenossen im
Käfig in voller Lautstärke. Es hörte sich an, als würde der lateinische
Singsang auf eine groteske Weise fortgesetzt.
    Der Kapuzenmann schlug mit dem Säbel dreimal auf
den Podestboden, woraufhin endgültig Stille einkehrte.
    Sogar die Käfiginsassen schwiegen. Die Augen
leuchteten aus den rotgeränderten Sehschlitzen so intensiv,

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