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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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wirst,
Francis. Doch mir wird bestimmt noch etwas einfallen, um unsere Brüder und
Schwestern zu retten! Und danach werde ich dieses fürstliche Monster endgültig
verlassen.«
    Schräger Gesang drang allmählich zu uns, was unsere
Unterhaltung schlagartig zum Ersterben brachte. Wir zuckten zusammen und
hielten den Atem an. Als wir nach einer Weile wieder Mut gefaßt hatten und uns
vorwärts wagten, sahen wir, daß sich auch das bisherige Bild des sich ewig
hinziehenden Ganges verändert hatte. Wir steuerten dem letzten Rundbogen
entgegen, offenbar der Schlußpunkt unserer Reise. Dahinter wurde es heller und
heller, und der seltsame Gesang, Hunderten Kehlen entströmend, schwoll zu
brüllender Lautstärke an. Jenseits des Ausgangs versperrte eine hohe Balustrade
die Sicht, so daß wir immer noch rätseln mußten, was sich dahinter verbergen
mochte. Samantha und ich wechselten einen langen bangen Blick, in dem die Frage
schwang, ob wir tatsächlich den Mut aufbringen würden, unsere zwar gruselige,
aber in Anbetracht des echten Grauens da draußen plötzlich recht gemütlich
erscheinende Katakombe zu verlassen. Dann aber ließ ich mich doch von meiner
selbstmörderischen Neugier verleiten, gab mir einen Ruck, stürmte zur
Balustrade und hechtete hinauf.
    Es wäre übertrieben gewesen zu sagen, daß das, was
ich nun sah, die Hölle sei. Nein es war die Musicalversion der Hölle. Und zwar
mit Giovanni und Konsorten aus dem Largo Argentina als den wahren Stars.

8.
     
    Das kreisrunde Gewölbe glich sowohl architektonisch
als auch in seiner Dimension einer Arena. Eine Halbkugel diente als Decke und
ein aus Schieferplatten zusammengesetztes Puzzle als Boden. Es wurde von einer
unüberschaubaren Anzahl von Zugängen in Form von Rundbögen gesäumt. Diese
wiederholten sich im oberen Teil, und die Mauern wirkten daher wie
durchlöchert.
    Steinerne Treppen verbanden die Ebenen miteinander,
so daß man bequem nach oben oder nach unten gelangen konnte, gleichgültig,
welcher Katakombe man gerade entstieg. Zweifelsohne hatten diesen Tempel einst
Menschen errichtet, die ihren Glauben im Verborgenen ausüben mußten. Ob es die
Urchristen gewesen waren oder andere drangsalierte Religionsgemeinschaften,
darüber konnte ich nur rätseln.
    Von meiner hohen Warte auf der Balustrade aus bot
sich mir jedoch nicht allein wegen des baugestalterischen Aspekts ein
staunenswertes Bild. Zunächst einmal waren da die brennenden Kerzen. Kerzen? Ach
was, mein nach unten gerichteter Blick schweifte über ein wahres Lichtermeer.
Auf mannshohen Ständern illuminierten sie den Ort zusätzlich zum Schein der
seitlich angebrachten Fackeln. Auf jede Kerze kam eine Fledermaus – allerdings
in menschlicher Gestalt. Eine Armee von Gestalten im Fledermaus-Look drängte
sich zwischen den Kerzenständern. Glänzende Zylinderhüte, Fracks mit langen
Schößen, lange schwarze Pelerinen und ausgesuchte Spazierstöcke in
samtbehandschuhten Händen. Alle trugen Augenmasken, so daß ihre Identitäten
verborgen blieben. Fürst Savoyen ging im Gewimmel völlig unter. Das Ganze sah
ein bißchen nach einer internationalen Konferenz der Zauberer alter Zunft aus.
    Um Hokuspokus schien es sich tatsächlich zu drehen,
und wie es schien sogar um den eines gefährlichen Kalibers. Einen das Gewölbe
zum Erzittern bringenden lateinischen Singsang intonierend, drängten sich
sämtliche Fledermaus-Männer ins Zentrum des Platzes, dorthin, wo eine Art Bühne
stand. Auf diesem von allen Seiten einsehbaren Podest stand – flankiert von
zwei Fackeln – ein Kerl in einem Kapuzengewand. Das Kostüm ähnelte ein bißchen
der Dienstkleidung der Ku-Klux-Klan-Anhänger, bloß daß es aus glänzender
schwarzer Seide bestand. Die Sehschlitze in der Kapuze hatten scharlachrote Ränder,
und anstatt eines Kreuzes baumelte um den Hals des Akteurs ein protziges
Goldgepränge, das eine lachende Sonne darstellte. Der Kapuzenmann stützte sich
auf einen Säbel, der so hell funkelte, als sei er tagelang poliert worden.
    Aus den Augenwinkeln registrierte ich eine
Nebensächlichkeit, die mir jedoch eine Antwort auf die nebensächliche Frage von
vorhin gab. Unterhalb der gekrümmten Decke entdeckte ich vier gewaltige Luken.
    Sie waren entsprechend der Himmelsrichtungen
positioniert und vorne mit hölzernen Schotten versehen.
    Eine antiquierte Seilzug-Mechanik mit großen
Hebeln, Zahnrädern und herabbaumelnden Sandsäcken als Zuggewichte sorgte mit
Stahldrähten dafür, daß sie sich öffnen

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