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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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derzeitigen
Inkarnationsstufe nicht eher blenden, blind machen und am Ende gar gänzlich
zerreißen? Ich werde dir trotzdem eine Beschreibung geben. Das Wunder kennt das
Gesicht des Bösen, des Menschenfeinds. Und wo immer sich das Böse auch
verbergen mag, es kennt den Weg zu ihm. Viele kennen den Weg zum Bösen, doch
sie scheitern an den Wachen und an den tausend Winkeln seines Labyrinths,
denkst du? Das Wunder nicht! Das Wunder nicht, cari amici. «
    Der Kapuzenmann riß die Arme empor, als wäre
endlich das ersehnte Tor für seinen Verein gefallen. Und als hätten seine
Anhänger nur auf dieses Zeichen gewartet, gerieten sie völlig aus dem Häuschen.
In dem sich wieder schließenden Meer der Flattermänner schrumpfte der
unbotmäßige Frager wieder zu dem unbedeutenden schwarzen Fleck, der er vorher
gewesen war, bis er in der wogenden Masse vollends verschwand. Alle rissen die
Zylinder vom Kopf jubelten dem Meister mit wedelnden Armen zu, applaudierten
und johlten aus voller Kehle. Das Gejohle und Gestampfe mit den Füßen wurde
lauter und lauter, bis der ganze Raum zu beben begann.
    Währenddessen machte ich mir ernsthafte Sorgen um
die Unversehrtheit meiner Ohren. Samantha erging es nicht anders, denn ein
Seitenblick genügte, um mich von der totalen Verstörtheit ihres Ausdrucks zu
überzeugen.
    »Hast du dir mittlerweile etwas einfallen lassen?«
fragte sie mich. Ihr rechter grauer Lauscher zuckte fiebrig vor Ungeduld.
    »Ja«, erwiderte ich. »Wenn du von der Strecke, die
wir eben gekommen sind, eine Karte dabei haben solltest, bin ich bereit, dir
dafür das Zehnfache zu bezahlen, oder, wenn du auf so etwas stehst, dich dabei
zusehen zu lassen, wie Antonio und ich ein Paar werden!«
    Ich schaute schnell weg, um ihre Reaktion auf
meinen aus purer Verzweiflung geborenen Sarkasmus nicht mitbekommen zu müssen.
Mein Blick wurde vollkommen von der Bühne gefesselt, auf der der Kapuzenmann,
von seinen tobenden Fans angefeuert, wie ein Popstar auf dem Höhepunkt der Show
ekstatisch zappelte und den Säbel wild in der Luft schwang. Als schließlich die
Menge vor lauter Euphorie erneut in brüllend lauten Chorgesang ausbrach,
vollführte der Star mit der freien Hand provokante Winkbewegungen, als fordere
er etwas, das ihm zustünde.
    »Manna für das Wunder!« rief er in das in einem
rauschartigen Zustand befindliche Publikum hinein.
    »Manna für das Wunder, cari fratelli! Manna
für das Wunder, cari fratelli !«
    Diese Aufforderung schien für die Brüder der
endgültige Auslöser zu sein, ihrem Verstand einen langen Urlaub zu gönnen. Denn
als wären sie vollends zu gleichgeschalteten Robotern mutiert, griffen sie in
ihre Anzugtaschen, forderten daraus irgendwelche Bündel hervor und schleuderten
diese auf die Bühne. Im ersten Moment glaubte ich, daß es sich dabei um
religiöse Traktätchen handeln würde, obwohl mich das Ausmaß der
Papierfetzenflut schon ein wenig stutzig machte. Dann aber erkannte ich an der
signifikanten Farbe und am typischen Flatterverhalten der Scheine das
Unfaßbare: Die Knaben scheffelten dem Meister echte Banknoten zu!
    Ungezählte Geldscheine gingen schauerartig auf die
Bühne nieder, umwehten den großen Zampano, bis sie schließlich sachte zu Boden
glitten. Hätte man mit Konfetti um sich geworfen, hätte das Ergebnis nicht
anders ausgesehen.
    Der Meister zeigte seine Dankbarkeit, indem er sich
demutsvoll verneigte. Als das Jubilieren nach einer Weile wieder abebbte und
der Bühnenboden schier lückenlos mit Geldscheinen übersät war, ergriff er
wieder das Wort.
    » Grazie grazie mille grazie, o voi fratelli
generosi! «
    sagte er schnaufend, völlig erschöpft von der
Plackerei des Spendensammelns.
    »Liebe Brüder, wir sind heute weiter als die
Gründer unserer Lehre. Ihnen erschien es damals unvorstellbar, daß die aus dem
ersten Reich im Atlantischen Ozean hervorgegangene Rasse auch in Zukunft eine
Minderheit bleiben würde. Sie dachten nicht, daß die Mehrheit der Menschen
weiterhin in der physischen Welt, auf der untersten Stufe, verharren und sich
so vehement weigern würde, in die Äther- und Astralebene aufzusteigen, daß die
Welt lieber dem Unfrieden, als dem Gesang der Engel frönen würde. Kurz, unsere
inzwischen längst in die oberste Ebene gestiegenen Meister konnten nicht ahnen,
daß die Menschen der heutigen Welt sich um keinen Deut von den Schwachköpfen,
trägen Mitläufern und den Monstern der damaligen Zeit unterscheiden würden.«
    Obwohl die Brüder durch die

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