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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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gewahrte ich mit einem Seitenblick,
wie Samantha die gleiche Technik wie ich anwandte, hochschoß und dem Hebel
einen neuen Stoß verpaßte. Das Ding sprang mit einem dumpfen Einrastgeräusch
endlich um! Unten gelandet, beobachtete ich, wie die Seilzugmechanik sich nun
in Bewegung setzte, die Zahnräder knirschend ineinandergriffen und sich zu
drehen begannen, die schweren Gewichte abwärts fuhren, ein Stahlseil sich
spannte. Das zweite Schott ging langsam hoch.
    Samantha, die abwechselnd mein zufriedenes Gesicht
und den von ihr ausgelösten Vorgang beobachtete, war inzwischen zu einer
Karikatur der Skepsis geworden.
    »Und was soll das?« sagte sie. Es war keine Frage,
sondern ein Vorwurf.
    »Das Phänomen der Zugluft«, erwiderte ich wieder
knapp und zuckte mit den Schultern.
    Unten im Gewölbe kam ein leiser Wind auf. Die
Kerzenflammen begannen zu flackern, und selbst das Feuer der Fackeln an den
Mauern wurde allmählich von einem Flattern heimgesucht. Die Seidenschals der
Fledermaus-Männer wurden zur Seite gewirbelt und die Pelerinen ein wenig
hochgepustet. Manch einer faßte sich an die Krempe seines Zylinders, damit das
gute Stück nicht wegflog. Selbst der Kapuzenmann unterbrach sein Ritual, wandte
sich vom Käfig ab und ließ den Blick hin-und herkreisen, um die Ursache der
Störung auszumachen.
    Das verschaffte mir ein bißchen Hoffnung. Doch ich
durfte mir jetzt keine Pause gönnen, wenn mein Plan von Erfolg gekrönt sein
sollte.
    »Weiter!« munterte ich Samantha auf, die zwar immer
noch nicht verstand, worauf ich hinaus wollte, aber augenscheinlich spürte, daß
ich mir bei der ganzen Sache etwas Vernünftiges dachte.
    Unsere Hinterpfoten katapultierten uns erneut
himmelwärts, und die Vorderpfoten schlugen gegen den dritten Hebel. Diesmal war
es eine richtige Qual. Das Ding rührte sich kaum einen Millimeter. Wir mußten
wieder und wieder springen. Ich spürte, wie meine Pfoten durch die harte
Aufprallserie vor Schmerz zu glühen begannen und bald taub wurden. Stück um
Stück rückte der verdammte Knüppel letzten Endes aber dann doch nach oben, und
sprang mit einem leichten Tippen hoch.
    Das Seil zog an, das dritte Schott fuhr hoch, und
ein neuer Luftstrom sorgte für zusätzlichen Wirbel in dem ohnehin
vorherrschenden Windchaos.
    Es war ein Schauspiel nach meinem Geschmack!
    Anhand ihrer Wirkung konnte man die tosenden
Luftgewalten so eindrucksvoll studieren, als besäßen sie eine faßbare Gestalt.
Die Hälfte der Kerzen im Raum erlosch, nachdem die Flammen einen vergeblichen
Kampf gegen den Wind ausgefochten hatten, ebenso einige Fackeln. Heiterkeit
verschaffte mir jedoch der textile Teil des Panoramas. Als hätte man
sämtliche Brüder mit einem Mal in Schwerelosigkeit versetzt, hoben die
Zylinderhüte von ihren Köpfen ab, stiegen tänzelnd in die Höhe, wirbelten wie
in einer Windhose im Kreis herum, drifteten dann auseinander und schwebten
herunter, bis das ganze Spiel wieder von vorne begann. Die Pelerinengewänder
waren schier einem Orkan ausgesetzt und flatterten um die Wette. Es wäre
übertrieben, zu sagen, daß eine Panik ausbrach. Aber unter der Theosophenschar
kam merkliche Unruhe auf. Das Singen hatte man schon längst eingestellt.
    Köpfe reckten sich nach oben oder wurden nervös
hin-und hergerissen. Aus der anfänglichen Sprachlosigkeit erwuchs ein
unbehagliches Getuschel und daraus wiederum ein echauffiertes lautes Geplapper.
Ein paar der alten Knaben nahmen sogar ihre Masken ab, weil sie wohl ihren
Augen dahinter nicht ganz trauten. Die Unsrigen im Käfig verfolgten das Spektakel
ebenfalls erstaunt, aber im Gegensatz zu den Menschen schienen sie zu ahnen,
daß diese windige Wende zu ihren Gunsten verlief. Der Kapuzenmann stand in
einem Wirbelsturm von umherfliegenden Geldscheinen und schlich zentimeterweise
zum Bühnenrand, jederzeit zur Flucht bereit, falls die Lage sich noch weiter
zuspitzen sollte.
    Und sie spitzte sich weiter zu! Samantha und ich
genossen die Konfusion nur ganz kurz und vertieften uns wieder in unsere
Sabotagearbeit. Die verlief im Vergleich zum letzten Mal kinderleicht. Gleich
Basketballartisten, die den Ball mit Schwung in den Korb zu befördern trachten,
hoben wir gleichzeitig ab, und als unsere Pfoten am vierten Hebelkopf
gleichzeitig anschlugen, da tat dieser uns den Gefallen, sofort hochzuhämmern.
Endlich öffnete sich auch das vierte Schott, und das Zusammentreffen der
Luftströme aus vier Himmelsrichtungen machte das Chaos perfekt.
    Bevor die Kerzen

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