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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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wie du tust,
wärst du ganz allein drauf gekommen, daß die Anhänger des Wiedergeburtgedöns’
sich eher selbst ein Ohr abhacken würden, als einem Tier Leid zuzufügen,
geschweige denn es zu töten. Denn nach ihrem eigenen Tod könnte ja ihre
kostbare Seele zufällig in einem Giovanni wiedergeboren werden, wodurch sie
meiner Meinung nach sogar enorm an Wert gewinnen würde.«
    »Andererseits betrachtet man in solchen Kreisen das
Ohr als das Tor zur Seele«, warf ich ein. »Die Seele soll den Kadaver durch das
Ohr verlassen. Das hat mir jedenfalls Samantha erzählt. Und hat nicht gerade
dieser Kapuzenheini verkündet, daß ihr im Käfig das Ritual erwartet? Es
war die Rede vom Öffnen der Herzen, damit alle Seelen ein Schwätzchen
miteinander halten können.
    Für mich hat sich das angehört wie ›Machen wir ein
paar Probebohrungen im Ohrbereich, mal sehen was dabei herauskommt‹.«
    »Ich kenne deine Samantha nicht. Aber ihre Theorie
klingt so, als ob sie sich mit diesem Theosophenpack fabelhaft verstehen würde.
Das Ritual, von dem der Typ sprach, ist pures Theater. Eine feierliche Befreiung
der, wie sagt man, symbolischen Art. Einmal im Monat sammeln die Frackträger
uns im Largo Argentina ein, bringen uns in ihren Bunker und bauen um uns herum
diesen Käfig auf, der den Namen nicht verdient. Wir könnten auch ohne die Hilfe
deiner Windshow daraus entfliehen, doch statt dessen machen wir ganz gequälte
Gesichter, um das Mitleid noch zu forcieren. Na ja, anfangs wird immer zünftig
geträllert, ein bißchen Abrakadabra und Seelenwanderung betrieben und viel
jenseitiges Blech schwadroniert. Dann kommt die Nummer mit dem Säbel dran.
Diese Idioten halten nämlich ihre Rasse unserer ebenbürtig. Der reinste
Größenwahn, aber was soll’s, Adriano Celentano hielt sich eine Zeitlang auch
für einen begnadeten Schauspieler! Auf dem Höhepunkt des Tamtams wird der Säbel
geschwungen, die Knoten weggehauen und die armen, armen Tierchen aus dem Käfig
gelassen. Danach gibt es immer ein fürstliches Mahl, um uns zwecks späteren
Seelenaustauschs gnädig zu stimmen, und anschließend wieder den Rücktransport
in das Elend. Ein bißchen langweilig, wenn man die Prozedur schon dreißigmal
mitgemacht hat, aber immer noch nobler als einer alten Frau die Salami vom
Brötchen zu klauen.«
    Ich kam ins Grübeln. Sollte Samantha, die sich so
intensiv in die theosophische Materie vertieft hatte, ausgerechnet in diesem
brisanten Punkt eine Wissenslücke gehabt haben? Es erschien mir
unwahrscheinlich, weil sie gerade die Mordmethode des »Ohrentkernens« als eine
Spezialität der Lehre ausgemacht hatte. Wie konnte sie sich genau ins Gegenteil
von dem versteifen, was Giovanni erfahren hatte? Ich unternahm einen weiteren
Versuch, um die Widersprüche im herzensguten Image der Theosophen aufzuzeigen.
    »Giovanni, Kapuzie sprach in seiner Salbaderei von
einem Wunder, das sich bald offenbaren würde«, sagte ich, während wir immer
noch rannten, als sei der Leibhaftige hinter unseren Ohren her. »Das Ganze
hörte sich nicht gerade nach Völkerverständigung der Seelen an.
    Eher nach Weltpolitik. Kannst du mir vielleicht
verraten, was es damit auf sich hat?«
    »Von Weltpolitik habe ich keine Ahnung, ich habe
mit der Politik des Schnorrens schon genug am Hals. Und auch von Wundern weiß
ich nichts. Aber wie gesagt, diese Kerle haben samt und sonders einen an der
Klatsche.
    Vielleicht hält es der Meister schon für ein
überwältigendes Wunder, wenn er sich beim Furzen ein brennendes Feuerzeug an
den Hintern hält und es Paff!
    macht.«
    »Ich verstehe das nicht. Es ergibt alles keinen
Sinn.
    Wieso setzt die schlaue Samantha eine derartige
Behauptung in die Welt, wenn fast jeder von euch in Rom weiß, daß das nicht
stimmen kann.«
    »Ich habe da so eine Theorie: Sie hat dich
angelogen, Francis!«
    Ohne es mir richtig eingestehen zu wollen, hatte
ich diesen Gedanken schon selbst in Betracht gezogen. Der Grund für die dreiste
Lüge blieb mir natürlich verschlossen, aber die Vermutung lag nahe, daß diese
merkwürdigen Morde mit etwas in Zusammenhang standen, was weit verzwickter, vor
allem aber ungeheuerlicher war als die albernen Gespensterbeschwörungen eines
Chapeau-claque-Vereins.
    Und so mußte ich bei meiner Kombinationsarbeit
wieder bei Null anfangen, vorausgesetzt das spezifische Verletzungsmerkmal traf
auch auf jene anderen Opfer zu, die vor meinem Eintreffen ins Gras gebissen
hatten.
    »Okay, eine letzte Frage, Sizilianer«,

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