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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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dieses
zwiespältig-beglückende Finale bekam ich schon nicht mehr mit, da ich schneller
als gedacht ein Opfer der Schwerkraft wurde und in einer Wolke aus Staub, unter
umherfliegenden Steinchen und großen Schieferplatten durch das Loch stürzte.
    Die Ankunft in der Tiefe verdiente zwar nicht
gerade das Prädikat »bequem«, aber ich wurde auch nicht im Reich der Toten
willkommen geheißen, sondern im Kreis von drei Erleuchteten. Ich landete
auf vier Pfoten auf einem großen Schutthaufen, während auf mich ein
Niederschlag aus Staub und Geröll herabging. Offensichtlich befand ich mich in
einer neuen Katakombe. Diese schien weitaus primitiver gebaut als die obere –
krumme und schiefe Gemäuer, vermutlich mit bloßen Händen und einem
Mörtelgemisch aus Lehm, Stroh und Kuhdung gemauert, von Stützbalken eingefaßt,
die aus Baumstämmen bestanden und die teilweise noch mit Rinde behaftet waren.
Hier schienen überall archäologische Kleinode versammelt. Jerusalemer und
lateinische Kreuze, Aureolen, die die Aposteln mit Glorienschein und gen Himmel
weisendem Zeige- und Mittelfinger darstellten und Szenen vom Heiligen Grab Jesu
mit wehklagenden Weibern waren mit bloßer Asche an die Mauern gemalt.
    Doch auch farbige Zeichnungen waren zu sehen. Ich
nahm an, daß es sich bei diesem untersten Bereich um den Ursprung des
Katakombenbaus handelte.
    Ich konnte die Sehenswürdigkeiten jedoch gar nicht
genießen, da mich die drei Erleuchteten um mich herum blendeten. An ihren
kanariengelben Schutzhelmen klemmten Grubenlampen, die mir direkt ins Gesicht
leuchteten. Einer von ihnen stand noch in der heroischen Pose eines
Arbeiterdenkmals mit einem eisernen Rammbock in den Händen da, mit dem er wohl
die ganze Zeit die Decke nach Querverbindungen zu der Anlage abgehämmert hatte.
Eine Frau mit Nickelbrille und Atemschutzmaske vorm Gesicht schien die
Intellektuelle in der Runde zu sein, da sie lediglich ein graziles
Mineralienhämmerchen und einen Pinsel vorzuweisen hatte. Der dritte Mann kam
mir verdammt bekannt vor.
    Kein Wunder, neigte sich doch dieses dumme Gesicht
gewöhnlich tagtäglich mit Sprüchen wie »Wuduwuduwudu, na hattas Freßchen auch
geschmacket?« zu mir herab.
    Da ich wußte, daß es um die Denkgeschwindigkeit bei
diesem Kerl ungefähr so bestellt war wie um den Fluchtreflex bei einer
Schnecke, und da ich darüber hinaus auch wußte, welcher Spruch mit
hundertprozentiger Sicherheit am Ende dieser anstrengenden Denkarbeit folgen
würde, vertrieb ich mir die Zeit solange mit etwas Vernünftigem. Ich hob den
Kopf und blickte zu dem Durchbruch an der Decke. Die Boys oben waren – wie
nicht anders zu erwarten – längst verschwunden, und nichts erinnerte mehr
daran, daß in der Beletage noch vor einigen Augenblicken eine echte Schießerei
stattgefunden hatte.
    Dann wandte ich mich wieder Gustav zu und ließ
seine höchst überraschende Erkenntnis über mich ergehen:
    »Ich habe zu Hause auch einen von deiner Sorte!«

10.
     
    Das Wiedersehen mit Gustav, wenn man die zigste
Begegnung mit ein und derselben Person innerhalb eines Tages überhaupt als
solches bezeichnen will, dauerte nur Sekunden. Denn ich hatte weder Lust noch
Zeit, die in Zeitlupe arbeitende Visage des Erstaunens meines nicht unbedingt
katakombenkompatiblen Lebenspartners lange zu studieren. Sicher war es
anerkennenswert, daß er sich direkt nach der Landung ans Werk gemacht und mit
seinen Kollegen bis in die tiefe Nacht hinein in den neu erschlossenen Gang
durchgebuddelt hatte. Auch würde dank des aktuellen Durchbruchs Licht in das
obere Katakombensystem fallen und unvermeidlich das fragwürdige Treiben der
Theosophen beleuchten. Aber mein untrüglicher Instinkt sagte mir, daß die
Lösung des Rätsels weder in den Katakomben noch bei der Theosophical Society zu
finden sein würde. Dieser Geheimbund mochte vielleicht unheimlich konspirativ
und zwielichtig sein, aber harmlos waren die Brüder allemal.
    Nein, den Schlüssel zu der grausamen Wahrheit hielt
allein der Meister in der Hand. Er nutzte alle aus, um sein Ding durchzuziehen.
Dieses Ding, il miracolo , war das eigentliche Motiv der Morde an meinen
römischen Artgenossen. Das spürte ich, das wußte ich!
    Im Spotlight der von den Schutzhelmen strahlenden
Grubenlichter, eingeschneit von Schutt und Staub und mit dem dämlichsten
Ausdruck im Gesicht, den die Welt je gesehen hat, gab ich auf dem Steinhaufen
wohl keine so tolle Figur ab. Deshalb wunderte ich mich kaum, daß die drei
Archäologen

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