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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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sagte ich, langsam
spürend, daß die zurückliegenden Geschehnisse ganz schön an meinen
Kraftreserven gezehrt hatten. »Wenn diese Flattermänner kein fröhliches
Ohrenstechen veranstalten, im Gegenteil, die Unserigen nur esoterisch knuddeln
wollen, wenn von ihnen also keinerlei Gefahr ausgeht, kannst du mir dann
gefälligst verraten, warum und vor wem wir eigentlich auf der Flucht sind?«
    Giovanni verlangsamte sein Tempo wie ein an Schwung
verlierendes Pendel, bis er schließlich zum Stehen kam.
    Auch ich machte halt und starrte ihn an. Die
funkelnden rötlichen Augen, die zickzackförmig gekrümmten ergrauten
Schnurrhaare, die halb kahle Maulpartie, das ganze zerschundene Gesicht war
jetzt eine einzige Verblüffung.
    »Ähm, war das nicht deine Idee gewesen?« sagte er
nach einer Weile.
    Ich wollte ihm energisch widersprechen – bis mir
plötzlich aufging, daß er völlig recht hatte. Ich mochte keine Wette darauf
abschließen, wie nun mein Gesicht aussah, aber ich fürchtete, daß
»dümmlich« es präziser getroffen hätte als »verblüfft«.
    Wir befanden uns jetzt in der Mitte des Ganges, der
sich hinter uns in einem ausgedehnten Bogen erstreckte. Die Fackeln beschrieben
eine geschwungene Lichterkette aus einzelnen und immer kleiner werdenden
Helligkeitstupfern. Der Weg vor uns führte in gerader Linie weiter, wobei sich
am Ende rechts ein Quergang andeutete. Während Giovanni und ich noch damit
beschäftigt waren, uns ratlos anzustarren, passierten im folgenden drei Dinge
nahezu gleichzeitig. Sie schossen nach der bisherigen Konfusion im buchstäblichen
Sinne nach den Vogel ab, und ich möchte mir hier die Mühe machen, sie in der
Aufzählung der Landessprache wiederzugeben.
    Numero uno. »Hast du vielleicht eine brauchbare
Idee, wie wir aus diesem verfluchten Irrgarten wieder herauskommen?« wollte ich
von Giovanni wissen, dessen sichtliche Gelassenheit mir langsam auf den Wecke
ging.
    »Warum gehen wir nicht einfach zurück und gucken,
ob die Theosophen sich wieder beruhigt haben? Vielleicht lassen sie aus
Erleichterung, daß die Welt doch nicht untergegangen ist, für uns ein
Fünf-Sterne-Gelage springen. Mein leerer Magen jedenfalls sendet schon seit
Stunden SOS …«
    In diesem Augenblick erschien am Ende des Ganges
ein Schatten. Vom Quergang kommend, blähte er sich an der Mauer zu einer
unheimlichen Silhouette auf. Giovanni und ich verstummten augenblicklich, und
obwohl wir uns beide darüber im Klaren waren, daß gerade das unbeständige
Fackellicht eine Gestalt als Schattenriß bis ins Unkenntliche verzerren und die
Größenverhältnisse ins Groteske verkehren konnte, begannen wir zu frösteln.
Jetzt vernahmen wir auch Schritte, die keinen Zweifel darüber ließen, daß es sich uns in Kürze zeigen würde. Mein Nebenmann schluckte hörbar, was
bestimmt nicht vom Hunger herrührte. Und was mich betraf, so produzierte ich
wohl eine komplette Symphonie an Lauten, die der puren Angst geschuldet waren.
Das unaufhaltsam näherkommende schwarze Gespenst wurde allmählich kleiner, doch
das beruhigte unsere wie Klaviersaiten gespannten Nerven kein bißchen.
    Endlich bog der Schattenmann um die Ecke – und
siehe da, es war ein alter Bekannter! Aber nicht gerade einer, der die Saiten
zur Entspannung brachte. Ohne uns richtig wahrzunehmen, näherte sich der
Kapuzenmann eiligen Schrittes. Ich konnte nur spekulieren, wieso er sich noch
in der Anlage aufhielt. Wahrscheinlich hatte er sich erst aus seinem Versteck
getraut, nachdem sich die Lage einigermaßen beruhigt hatte. In seiner düsteren
Kluft und mit dem Chromsäbel in der Hand machte er aus der Nähe einen noch
furchteinflößenderen Eindruck als von der Empore im Gewölbe. Sein wallendes
Gewand erzeugte beim Gehen beklemmende Schleifgeräusche, und in den
rotgeränderten Sehschlitzen funkelten nervös hin- und herhuschende azurblaue
Augen. Als er uns schließlich doch noch entdeckte, kostete ihn dies lediglich
eine Schrecksekunde, von der er sich schnell erholte, geradeso, als ärgere er
sich en passant über den Unrat am Straßenrand. Danach marschierte er
entschlossen weiter auf uns zu.
    »Ich habe es mir in Sachen Friedfertigkeit dieser
Geisterbeschwörer anders überlegt«, flüsterte Giovanni mir zu. »Laß uns lieber
den Abgang machen – der Typ sieht mir nicht koscher aus!«
    Er sprach mir aus der Seele. Als wären bei uns die
Zündschlüssel umgedreht worden, machten wir gleichzeitig kehrt und flitzten
los.
    Numero due. Ein sich wiederholendes

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