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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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handelte es sich bei dem felinen Ohr um ein Unikum oder,
um es in der Sprache der Werbung zu sagen, um ein Spitzenprodukt. Es ist das
empfindlichste Lauschorgan in der Natur und stellt, was die
Differenzierungsfähigkeit einzelner Geräusche betrifft, den Gehörsinn anderer
Arten weit in den Schatten. Es war also nachvollziehbar, daß Menschen sich mit
diesem Akustikwunder näher beschäftigten und es vielleicht sogar für ihre
dunklen Machenschaften mißbrauchten. Aber, und dieses Aber demolierte mein
Hypothesenkonstrukt wie eine dicke Abrißbirne: 1. Das feline Ohr ist bereits
vor Jahrzehnten von Wissenschaftlern bis ins kleinste Detail erforscht und
seines noch so lächerlichsten Geheimnisses beraubt worden. Man brauchte also zu
Forschungszwecken keine scheußlichen Experimente mit »lebendem Material« zu
veranstalten, sondern konnte diesbezügliche Informationen völlig problemlos aus
dem Internet saugen.
    2. Ich hatte zwar allen Grund, auf unsere
Hörtrichter stolz zu sein und sie über den grünen Klee zu loben, doch, fair ist
fair, der Mensch hatte inzwischen noch feinere Abhörtechnologien entwickelt und
in der Lauscholympiade längst die höchste Stufe des Siegertreppchens erklommen.
Wenn einer es heutzutage darauf anlegte, konnte er mit entsprechendem High-Tech
aus den tiefsten Tiefen des Weltraums sogar das Bäuerchen eines Wurms zehn
Meter unter der Erde hören.
    Von uns zu lernen gab es in dieser Abteilung nichts
mehr.
    Solcherlei Gedanken schwirrten mir durch den Kopf,
während ich mich langsam danach sehnte, endlich etwas anderes vor die Augen zu
kriegen als nur Düsternis und das monoton lineare Steinkorsett einer Katakombe.
Ich hatte an einem schlauen Quiz teilgenommen, aber als Kandidat auf jedem
Level kläglich versagt. Dennoch war das Spiel nicht umsonst gewesen, hatte ich
doch ein Gefühl dafür bekommen, wohin die Reise ging.
    Eine Frage, diesmal eine handfeste, beschäftigte
mich immer noch. Wo würde ich am Ende dieses urchristlichen Schlauchs
herauskommen? Hoffentlich nicht inmitten des mörderischen Verkehrs Roms, der
auf vierbeinige Verkehrsteilnehmer wie mich so viel Rücksicht zu nehmen pflegte
wie ein Lavastrom auf stolze Hausbesitzer. Doch plötzlich wurde mir klar, wo
ich mich befand, und gleichzeitig roch ich frische Luft und sah in der Ferne
die ersten Konturen eines Ortes, der mir vor Ehrfurcht den Atem verschlagen
ließ. »Wahrhaftig!«, rief ich wie der italienische Dichter Francesco Petrarca
bereits 1337 aus, »größer ist Rom, als ich glaubte, größer sind seine Trümmer!
Schon verwundert mich nicht mehr, daß der Erdkreis von dieser Stadt unterworfen
wurde«.
    Die Katakombe endete an einem von Spinnweben
verhangenen Mauerwerk, in das ein Loch von der respektgebietenden Größe Gustavs
geschlagen worden war. Die herabgefallenen Bruchsteine lagen noch überall an
der Schwelle verteilt. Ich hüpfte hinaus in die Nacht und betrat über einen
rampenartig ansteigenden Weg endlich, endlich das Forum Romanum! Mir frontal
gegenüber erhob sich der mächtige Triumphbogen des Septimius Severus, der an
die Siege über Parther und Araber und die Stämme im ehemaligen Assyrien
erinnern sollte. Das Mondlicht tauchte den gegenüber der Kirche Santi Luca e
Martina gelegenen 23x25-Meter-Mammut in einen bläulichen Schimmer.
Beeindruckend an dem dreitorigen Bauwerk waren die vier riesenhaften
Marmorreliefs, die in überragender Plastizität Szenen dieser Kriege zeigten.
Darüber thronten die Siegesgöttinnen mit den Trophäen.
    Ich sprang schnell auf einen aus zusammengefallenen
Säulen entstandenen Hügel, drehte mich in südöstlicher Richtung und ließ den
Blick über das Erbe des Imperiums schweifen, das unmittelbar vor der Morgenröte
jedes Technicolor-Panorama eines Sandalenfilms übertraf. Es war gewaltig! Es
war titanisch! Es war … wunderschön!
    Welch eine weite Ebene, von Ruinen, Gärten und
Tempeln umgeben, mit gestürzten Kapitellen, aufrechten einsamen Säulen, Bäumen
und einer stummen Wüste bedeckt. Es schien, als seien der aufgewühlte Schutt
aus dem ausgegossenen Aschenkrug der Zeit und die Scherben einer großen Welt
umhergeworfen worden. Grillen zirpten um die Wette, der warme Wind streichelte
hörbar die in großen Teilen grasbewachsenen Überreste. Ein Kloß bildete sich
mir im Halse vor Freude, daß ich es tatsächlich bis zu diesem allerheiligsten
Grund der Zivilisation geschafft hatte, und der Salutschuß, den ich so gerne in
die warme Nacht herausgeschrien hätte,

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