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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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blieb mir in der Kehle stecken: Heil
dir, Roma!
    Hier bot sich mir auf halber Höhe die Gelegenheit,
die Ruinen des Zentralplatzes auf mich wirken zu lassen: von den drei Tempeln
unterhalb des Senatorenpalastes und des Tabulariums, der Dei Consentes (der
zwölf Gottheiten griechischen Ursprungs), des Kaisers Vespasian und der Göttin
Concordia, hinüber zu den Kaiserforen auf der anderen Seite der Via dei Fori
Imperiali bis zum Titus-Bogen und dem Kolosseum. All diese Zeugnisse vom
Ursprung des Abendlandes erhoben sich als düstere Silhouetten vor mir, die
durch die allmählich einsetzende Dämmerung nur Stück um Stück bereit waren,
ihre Geheimnisse preiszugeben. Ich tat so, als wären sie welche. In Wahrheit
hatte ich schon unzählige Kaminabende mit Gustav verbracht, an denen er dieser
goldenen Epoche mittels Tonnen von Literatur noch jedes Geheimnis entlockt
hatte, und ich, im Zentrum der Dokumente den Schlaf vortäuschend, gleich mit.
    Auf dem Forum spiegelte sich die gesamte Macht und
Geschichte der Stadt Rom und des Imperiums wider; hier wurden Ruhm, Glanz und
Ansehen Roms demonstriert.
    Das Gelände war ursprünglich ein sumpfiges Tal in
der Mitte der Sieben Hügel, auf denen die Menschen zunächst siedelten. Die enge
Verbindung von Wirtschaft und Justiz, Religion und Politik, die Zunahme an
Macht und Einfluß des römischen Staatswesens wurde hier mit prächtigen Bauten
und herrlichen Kunstwerken dokumentiert. Die Vertreter des öffentlichen Lebens,
die Volkstribunen, Beamten, Senatoren, Konsuln und Kaiser verschönerten durch
eindrucksvolle Bauwerke und Standbilder über Jahrhunderte das Zentrum ihres
Reiches, in dem Neuerbautes neben Altem und Geordnetes neben zufällig
Entstandenem schließlich einen dichtbebauten Komplex bildeten.
    Nun war dieser einstige Nabel der Welt eine
Ruinenstadt geworden, eine tote Stadt, in der in solch einsamen Stunden die
Geister vielleicht zusammentrafen, ihr Lebenswerk zerbröckelt und verfallen
sahen und darüber in einem herzergreifenden Chor bitterlich weinten.
    »O ihr Kaiser, o ihr edlen Bürger Roms, o ihr
Sklaven, und nicht zu vergessen o ihr Spitzohren, die ihr gewiß auch zu jener
Zeit das Rattenpack das Fürchten gelehrt habt, o ihr Herrscher des Universums!«
rief ich im Geiste zu all diesen traurigen toten Seelen und bildete mir ein,
daß meine Stimme imposant nachhallte. »Weint nicht, ihr Unerreichten, denn euer
Tun war nicht für die Katz –
    wenn ich mir mal einen Insiderwitz erlauben darf.
Wir alle sind dem Tod geweiht, und selbst das Wenige, das wir der Nachwelt
hinterlassen wie zum Beispiel den Afro-Look oder das Wort »Girlie« ist nicht
von Bestand. Alles vergeht. Aber auf immer und ewig bleibt das Schöne, das ein
Schöngeist ersonnen hat. Doch auch die armen Teufel, die diese Steine den
lieben langen Tag gebuckelt und geklopft haben und nach Feierabend sicher kaum
noch großartig über die richtige Farbe der Tapeten gefachsimpelt haben dürften,
sind nicht vergessen. Ihr seid eine Supermacht gewesen, und keine Supermacht
der Welt hat je etwas Schöneres erschaffen. Ob es wert war, dafür die komplette
Welt zu unterjochen, darüber mögen eure inflationären Götter richten. Aber was
ihr geschaffen habt, ihr habt damit stets für die ganze Menschheit gesprochen.
    Nichts bleibt im atemlosen Weltenlauf, doch das wird
bleiben!«
    So sprach ich zu den Gespenstern im Mondschein und
glaubte von ihnen ein Zeichen des Dankes durch eine plötzlich aufkommende
Windböe erhalten zu haben. Von meinem erhöhten Standpunkt aus waren in der
antiken Scherenschnittlandschaft weder eine Menschenseele noch die Spur einer
anderen Kreatur zu sehen. Sogar die Vögel hatten mit ihrem Geträller und
Geschnatter noch nicht losgelegt, so daß ich mir auf dem silbrig glänzenden
kolossalen Platz allmählich wie in einer verlassenen größenwahnsinnigen
Theaterkulisse vorkam.
    Und wieder hätte ich eine recht elegische Rede
halten können: »O Antonio, du rosa Schwarzer, du cronista di Roma ,
wo bist du jetzt, da ich dich so sehr brauche? Du warmer Bruder im Herzen, der
du mich hast köstlichen Abfall fressen lassen, du, der du mein Haupt wie
versprochen auf samtene Kissen gebettet hast, kannst du vielleicht endlich
deine blöde Schnarcherei beenden, deinen Hintern bewegen und dich gefälligst
auf die Suche nach mir machen! Sonst werde ich nämlich tatsächlich noch eine
schlimme Aversion gegen euch Tücken entwickeln! Herrgott, ich brauche dich so!«
    Ja, das war der desolate

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