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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Stand der Dinge. Was
sollte ich in diesem Eldorado für Lateininschriften-Freaks nun anfangen?
Samantha war verschwunden, Giovanni ebenso, und ohne einen weiteren brauchbaren
Hinweis und eine leitende Pfote, die mich durch das geheimnisvolle Labyrinth
Roms führte, war ich aufgeschmissen.
    Eigentlich hätte ich reumütig zu Gustav
zurückkehren und mich bei ihm Liebkind machen müssen, damit er mich wieder ins
überschaubare Idyll der Hinterhofgärten verfrachtete. Dann würde zwar der Fall
nicht gelöst werden, doch geben wir es unter uns Kriminalisten zu, mehr als die
Hälfte aller Verbrechen bleibt ungelöst.
    Wie so oft in verzwickten Lagen wurde ich unversehens
von einem Einfall heimgesucht, der mit der eigentlichen Sache absolut nichts zu
tun hatte: Die Mona Lisa hängt im Louvre und wird gegen Diebstahl von einer
Alarmanlage geschützt, deren Raffinesse sich wahrscheinlich nicht einmal Bill
Gates erschließen dürfte. Und die Insel Manhattan steht mittlerweile vermutlich
unter solch einem undurchlässigen Sicherheitsschirm, daß nicht einmal eine
Kanalratte ohne einwandfreie Ausweispapiere da hineinschlüpfen könnte. Und
hier, auf dem Forum Romanum, in der Wiege der Menschheit … nichts, einfach gar
nichts! Man sah nirgendwo Wachmänner patrouillieren, keine Schranken aus
Laserlicht im Dunkeln rötlich glühen und keine Videokameras hin- und
herschwenken. Hatten die Verantwortlichen dieses Weltkulturerbes denn überhaupt
keine Sorge, daß in einer schönen Nacht Typen mit so ausgefallenen Namen wie
»Zahnstocher-Edi« oder »Monokel-Max« vorbeischauen, einen der Tempel in einen
Laster verladen und unbemerkt wieder verschwinden könnten? Ich meine, selbst
der Kopf einer Statue aus dem Forum hätte auf dem archäologischen Schwarzmarkt
so viel eingebracht, daß ein Ganove bis ans Ende seiner Tage ausgesorgt hätte.
    Oder hielten es sogar die größten Ganoven für ein
Sakrileg, ihre langen Finger in Caesars Schatztruhe zu stecken?
    Ich wußte darauf keine gescheite Antwort, und noch
weniger wußte ich, ob ich nicht einen Hinweis übersehen hatte. In diesem
Zusammenhang ging mir aber auf, daß ich mich in einer weitaus privilegierteren
Position befand als ein Tourist, der sich tagsüber unter der allen mystischen
Zauber raubenden Sonne mit seinesgleichen rottenhaft durch die geballte Antike
schieben mußte. Ja, warum eigentlich nicht? Wenn ich schon einmal hier war und
wenn schon die Anlage wie extra für mich abgesperrt dalag, konnte ich doch einen
Rundgang unternehmen, wobei mir mein Gedächtnis als Touristenführer dienen
mußte. Offengesagt blieb mir auch nichts anderes übrig, nachdem ich sowohl der
wenigen römischen Freunde als auch der Orientierung in jederlei Hinsicht
verlustiggegangen war.
    Ich verließ den Säulenhaufen mit einem eleganten
Satz und begann meine Route durch die Via Sacra. Direkt vor mir lag der Lapis
Niger, der schwarze Stein, ein Fußbodenquadrat aus schwarzem Marmor. Darunter
soll sich das Grab des Romulus, des Gründers von Rom, befinden. Die Stelle
glänzte milchig im Mondlicht, und ich bekam vor Ehrfurcht eine Gänsehaut. Links
von mir sah ich die Basilica Aemilia, das einzig erhaltene Gebäude aus
republikanischer Zeit. Der Name steht wahrscheinlich für »Königshalle«. Die
Basilika hatte unter anderem als Börse und Gerichtsaal gedient.
    Und so ging es Sehenswürdigkeit für
Sehenswürdigkeit weiter, von mir mit immer größer werdenden Augen betrachtet
und mit angehaltenem Atem genossen. Hier die Fundamente und Säulenstümpfe der
großen Basilica Julia, dort die Überreste des Caesar-Tempels. Dann endlich der
Vesta-Tempel und das Haus der Vestalinnen – dieser Rundtempel bewahrte in
altrömischer Zeit das »Heilige Feuer« unter der Obhut der
Vestalinnen-Priesterinnen. Die zum Dienst am Heiligen Feuer auserwählten
Jungfrauen stammten aus den vornehmsten Geschlechtern Roms. Sie wurden schon
als Kinder aufgenommen und mußten 30
    Jahre lang bleiben; falls sie die Regel der
Keuschheit verletzten, wurden sie lebendig in einem Verließ begraben. Was tat man
nicht alles für die Tradition!
    Nach einer guten Wegstrecke im Osten des Forums
angelangt, entschloß ich mich zu einer Verschnaufpause am Fuße des
Triumphbogens des Titus. Im Hintergrund ragte die gigantische Silhouette des
Kolosseums wie ein frisch gelandetes Invasionsraumschiff einer außerirdischen
Macht empor. Immer noch bedeckte das saphirblaue Himmelszelt die Stätte, und
immer noch sorgte der große alte Mond

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