Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
würden wohl kaum einen anderen Begriff
dafür wählen – schien der magische Moment endlich gekommen. Die Sonne stieg
blutrot über der Maxentius Basilika auf und tauchte mich und meine Heilige in
ihren Glutschein. Und als ich sie bestieg und sie mit meinen Zähnen im Nackenfell
ergriff, um sie unbeweglich zu machen, da vermeinte ich tatsächlich Eros’
Anwesenheit unter uns zu spüren, jener Gott unter den vielen hier, der meiner
Meinung nach wirklich zu etwas zu nütze ist.3 Die Vögel begannen zu trällern,
und auf unserem Höhepunkt stimmten Sancta und ich mit hymnischen Schreien in
den Gesang mit ein. Das nannte ich Urlaub first class!
Unser Liebesspiel dauerte noch viele Stunden, bis
wir schließlich völlig erschöpft, jedoch durchtränkt von Glück, nicht einmal
mehr die Kraft aufbringen konnten, uns richtig zu putzen. Aus der Ferne sahen
wir bereits die ersten Touristenhorden ins Forum hereinbrechen. Es wurde
langsam Zeit, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen und sich auch auf
intellektueller Ebene kennenzulernen, oder sagen wir besser, endlich
miteinander zu reden!
»Kannst du mir vielleicht jetzt verraten, wer dich
die Sprache gelehrt hat, von der alle Welt glaubt, sie sei eine Erfindung von
Werbetextern für Arzneimittel-Verpackungen, Liebling?« wollte ich von ihr
wissen, während ihre Schritte uns unter der gleißenden Sonne in Richtung
Palatin lenkten. Ich hoffte, daß sie mein so langsam auftauendes Latein
einigermaßen verstand.
» Dominus meus me docuit, Pater Umberto. «
Ich übersetzte im Geiste die Worte, die ihrem
silbern funkelnden Maul entströmten. Also ihr Herrchen, ein Pater namens
Umberto hatte sie Latein gelehrt …
»… In seinem früheren Leben war er Ingenieur, bis
er in eine schwere Krise geriet und sich gänzlich dem Glauben zuwandte. Er
schloß sich einem Mönchsorden mit sehr puritanischem Kodex an. Aber sein Ruf
als grandioser Techniker folgte ihm bis in die dunkle Mönchszelle und
glücklicherweise noch darüber hinaus. So wurde er irgendwann vom Heiligen Vater
höchstpersönlich zum Vatikan beordert, um dort die Sicherheitstechnologie auf
den neuesten Stand zu bringen. Heute ist er für die Überwachungsanlagen
insbesondere des Petersdoms zuständig. Und weil er seine Sache so gut macht,
bat man ihn, die bewährte Technologie auch hier im Forum zu installieren. Er
ist besessen von unserer Art, und neben mir hält er sich in dieser Anlage noch
so einen schwarzen Halunken, der aber immer wieder ausreißt. Jedenfalls sehe
ich ihn selten. Nachdem Umberto mich einer Züchterin abgekauft hatte, sprach er
von Kindesbeinen an nur Latein mit mir. Er lebt zwar in der heutigen Welt, doch
sein Herz schlägt für die alte. Er ist der Meinung, unsere Zeit sei völlig
verkommen. Wie von einer ganz speziellen Art von Alzheimer befallen, würde sie
nach und nach ihre ursprünglichste und bedeutsamste Sprache verlernen und die
Werte der christlich abendländischen Kultur gleich mit. Wenn du mich fragst,
übertreibt er maßlos. Equidem me satis dixisse puto, Narra historiam
tuam, Francis. Non hinc esse videris. «
Jetzt sollte ich also meine Geschichte zum besten
geben.
Nun, die würde sich ziemlich wirr anhören. Für eine
Schönheitskönigin, die den lieben langen Tag nichts anderes tat, als sich mit
vor Jahrtausenden aus Stein geklopften Schönheiten zu messen und über Touristen
in XXL-Shorts die Nase zu rümpfen, vielleicht sogar ein bißchen albern. Wir
waren inzwischen den Palatinischen Hügel hochgestiegen, eine mystisch-mythische
Ruinenwelt. Jahrhundertelang residierten auf dem Palatin die Herren Roms.
Reiche Patrizier, Schriftsteller wie Cicero, Politiker und Gelehrte hatten hier
ihre Wohnungen, und Kaiser wie Augustus und Domitian bauten auf diesem Hügel
Tempel und ihre Stadtpaläste –
das Wort »Palast« kommt übrigens von Palatin. Noch
die Rudimente dieser Bauten vermittelten einen deutlichen Eindruck vom einstigen
Glanz. Zwischen den Terrassen und Blumeninseln, Rasenflächen, kleinen Bauten,
Fontänen und Baumgruppen zu schlendern war fast stimmungsvoller als der Gang
durch das Forum. Zudem sah man von hier oben die Hinterlassenschaften des
Imperiums aus der geordneten Vogelperspektive. Das Beste daran war jedoch der
ungehinderte atemraubende Blick auf das Amphitheater der Flavier, auch
Kolosseum genannt.
Ich berichtete Sancta von den Umständen meiner
Romreise, meiner freundlichen Aufnahme seitens Antonio, Giovanni und Samantha
in der Stadt und von den sich
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