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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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überschlagenden Ereignissen danach.
    Selbstverständlich kam ich auch auf die
grassierenden Morde zu sprechen, deren letztes Opfer ich mit eigenen Augen
hatte ansehen müssen. Ich unterbreitete ihr meine diesbezüglichen Gedanken und
die daraus resultierenden Schlüsse. Sancta schien von dem von mir erschaffenen
Bild einer im Spalt einer zerbrochenen Säule knospenden zarten Blume weit
entfernt zu sein und entpuppte sich Gott sei dank als Realistin. Auch sie hatte
von den Morden schon gehört, befürchtete gar, selbst Ohr und Leben durch die
Hand des Meuchlers zu verlieren und war entschlossen, mich bei meiner Suche mit
Informationen, so sie welche besaß, tatkräftig zu unterstützen.
    » Igitur investigator es, Francis, quaerens
verum ultimum? «, sagte sie und verengte ihre Augenlider gegen das
stechende Sonnenlicht. Wir hatten an einer Terrasse der Thermen des Septimius
Severus eine kleine Rast eingelegt. Die mächtigen Unterbauten, die einst
Pfeiler und Bögen des Mauerwerks trugen, einige Bäder und Korridore und sogar
die Heizungsanlage waren noch erhalten. Der Blick reichte hinüber zum Kolosseum
bis hin zum Circus Maximus. Doch die wundervollste unter allen
Sehenswürdigkeiten blieb immer noch meine antike Braut.
    In der Helligkeit war aus ihrem Fell der blaue
Farbton gänzlich entschwunden. Das Silber darin hingegen hatte sich
mittlerweile zu einem kosmischen Glühen intensiviert, das sie endgültig zu
einer Heiligen krönte. Ihr begehrenswertes Odeur hing wie die Erinnerung an ein
glückliches Kindheitserlebnis immer noch in meiner Nase und ließ mich beinahe
in die Knie gehen. Herr im Himmel, solche Empfindungen hatten mich seit seligen
Jugendtagen nicht mehr beschlichen! Der alte Esel hat sich verliebt! hätte ich
mich beinahe selbst verspottet, wenn mir die Verwendung von Tiernamen in
Spötteleien nicht verdammt auf den Senkel gehen würde.
    »Ja, zuweilen ergreift der Detektiv von mir Besitz,
Sancta« antwortete ich, nachdem ich mich von meiner Benommenheit aus zu viel
Sonnenschein und zu viel hormoneller Verzückung wieder ein bißchen erholt
hatte.
    »Aber es ist bloß Zufall, daß ich gelegentlich in
den Hades hinabsteigen muß. Oder Schicksal. Von heute an jedoch möchte ich
hauptberuflich nur noch eins sein, nämlich derjenige, der dich bis ans Ende
aller Tage anbetet.«
    Sie lächelte spitz, als würde sie meine Worte als
ein liebgemeintes, aber phrasenhaftes Kompliment werten.
    Doch ich wußte aus alter Erfahrung, daß den Damen
gerade die klebrigsten Komplimente in Wahrheit wie Öl runtergingen.
    »Um auf die letzte Scheußlichkeit in meinem
Zweitberuf nochmals zurückzukommen: Ich habe dir erzählt, daß auf dieser
spukhaften Versammlung in den Katakomben der Kapuzenmann von einem
bevorstehenden Wunder, von il miracolo sprach. Sagt dir das
irgend etwas? Ich meine, hast du je Gerüchte in Zusammenhang mit unserer Art,
die sich um ein sogenanntes Wunder drehen, gehört?«
    Sancta überlegte lange, wobei ihre patinagrünen
Augen zwischen den schlitzgewordenen Lidern gänzlich verschwanden, und
schüttelte dann den Kopf. Ich wollte gerade die nächste Frage loswerden, da
schaute sie mit einem Mal ruckartig auf, als sei ihr doch noch etwas
eingefallen.
    »Nun, wenn ich es mir recht überlege, gibt es da in
der Tat ein Wunder, das eine gewisse Verbindung zu uns besitzt. Doch es steht
nicht bevor, sondern existiert bereits seit Ewigkeiten und ist ziemlich
lebendig. Jeder Römer kennt es. Und seitdem die Fernsehsender, die das Volk um
die Weihnachtszeit und zu Ostern mit rührseligen Impressionen zu beglücken
pflegen, sein Bild bis zum Erbrechen gesendet haben, hängt es mittlerweile
allen zum Halse hinaus.«
    Sofort verwandelte ich mich vom feurigen Liebhaber
in den feurigen Detektiven zurück.
    »Was, es gibt il miracolo tatsächlich?«
    »Leider! Und er heißt auch so.«
    »Wie bitte?«
    » Miracolo ist der Name des Haustiers des
Papstes! Und seit diesen putzigen Medienberichten hat das Vieh eine steile
Karriere zum heimlichen Maskottchen des Vatikans hingelegt. Dagegen ist nichts
einzuwenden. Doch der Kerl, der bedauerlicherweise unserer Art abstammt, legt
mehr und mehr ein Gehabe an den Tag, als sei er selbst der Papst. Er ist ein
Perser, der inzwischen wohl so viele Jahre auf dem Buckel haben dürfte wie der
Apollo-Tempel. Er umgibt sich mit Hofschranzen, die ihn in seinem Größenwahn
auch noch bestärken. Jedenfalls läßt er unserer Gemeinde ab und an
sittenstrenge Botschaften zukommen, die

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