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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Sein
Gang erhielt etwas Trotziges. Ich hätte es vielleicht ein bißchen
diplomatischer angehen sollen. »Und wenn es so gewesen wäre, hätten wir
bestimmt etwas dagegen unternommen.
    Wir mögen vielleicht wie ein Haufen von
Betschwestern aussehen, aber wenn es um das eigene Leben und das von
unseresgleichen geht, erinnern wir uns ganz gern an unsere scharfen Krallen!«
    »Das will ich gern bestätigen«, mischte sich der
Gescheckte wieder ein. »Wir werden von den Patres und dem übrigen Kirchenvolk
sehr verwöhnt. Doch es ist nicht Luxus allein, der uns hier hält. Nein, hier
sind wir Gott nahe, das spürt jeder von uns. Das heißt aber nicht, daß wir
weltfremd wären und nicht mitbekommen würden, wenn es einem von uns an die Gurgel
geht.«
    »Okay«, sagte ich. »Dann die Standardfragen:
Kanntet ihr diese Toten?«
    »Nicht alle, aber einige schon«, erwiderte der
Gescheckte.
    »Dasselbe gilt auch für mich«, sagte Miracolo.
»Aber es ist nicht so, daß ich alle morgens zum Zählappell antreten lasse.
Außerdem ist niemand gezwungen, bei uns zu bleiben. Die Fluktuation innerhalb
der Gemeinde ist nicht groß, aber es gibt sie. Wir lassen jedoch die Glocken
des Doms nicht Sturmläuten, wenn sich einer mal ohne erklärlichen Grund aus
unserer Mitte verabschiedet hat.«
    »Hat jemand von euch eines der Opfer mit einer
verdächtigen Gestalt gesehen, bevor es für immer aus der Gemeinde und damit aus
dem Alltagsbild des Vatikans verschwand?«
    Alle schüttelten den Kopf … Fast alle.
    »Ja, ich!«
    Die ganze Gruppe blieb so abrupt stehen, als wäre
sie gegen eine unsichtbare Glasscheibe geknallt. Ich war dabei keine Ausnahme.
    »Wer hat das gesagt?«, wollte ich wissen, und auch
Miracolo schwenkte fiebrig den Kopf hin und her, als sei il diavolo leibhaftig
auf der Wiese erschienen. Eine schokoladenbraune Schwester mit kupferfarbenen
Augen scherte schließlich aus dem Zug der Übrigen aus und begab sich zu uns.
    »Um genau zu sein, habe ich eine zwielichtige
Gestalt mit vier der Opfer zu ganz unterschiedlichen Zeiten zusammengesehen«,
sagte sie, nachdem sie sich als Blixa vorgestellt hatte. »Natürlich hätte ich
diese Eindrücke damals nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen mit Mord in
Verbindung gebracht.«
    »Fein, Blixa, du besitzt anscheinend eine
fabelhafte Beobachtungsgabe. Was war das für ein Mensch?«
    »Es war kein Mensch, sondern ein Artgenosse!«
    Ahhs und Ohhs des Erstaunens und der Ungläubigkeit
gingen durch die Runde, und auch mir entrangen sich unwillkürlich einige
komische Geräusche.
    »Ein Artgenosse? Aber wie …«
    Blixa schien jetzt die einzige zu sein, die einen
kühlen Kopf behielt.
    »Alle Opfer in spe trafen sich mit dem Fremden in
den Kolonnaden des Bernini an der Piazza San Pietro. Der Fremde redete immer
intensiv auf seine neue Bekanntschaft ein. Manchmal verfielen sie in lautes
Gelächter. Sie schienen einander zu mögen. Und irgendwann spazierten sie
zwischen den Säulenreihen davon. Ohne Hast, geradezu lustwandlerisch, so als
wären soeben Freundschaften fürs Leben geschlossen worden.«
    Jetzt kam die Preisfrage.
    »Und wie sah dieser Fremde aus?«
    Das Schokoladenmädchen räusperte sich und
schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Das war es ja eben: Ich sah ihn immer nur als
einen Umriß, als einen sehr dunklen Umriß, einen pechschwarzen Schatten. Aber
ich würde sagen, jung, schlank, mit äußerst geschmeidigen Bewegungen.
    Übrigens möchte ich nicht mißverstanden werden: Ich
habe diese Gestalt niemals grob werden gesehen. Ob er also wirklich der Mörder
der armen Seelen im Massengrab war, das weiß nur Gott allein.«
    »Darauf kannst du deinen Hut verwetten, Blixa!«
schrie ich, weil mir der Kragen nun endgültig platzte. Ich war wütend auf die
verzwickte Situation, auf mich selber, weil ich, wie ich es auch anstellte,
nicht vorankam, vor allem aber auf diesen blutrünstigen Bastard, der sogar in
einem Theorienkonstrukt ein Hintertürchen zur Flucht fand.
    Denn ich kannte ja nicht einmal sein Motiv.
Vielleicht war ich auch wütend auf Gott, der es selbst in seinem eigenen Staate
nicht fertigbrachte, uns vor solch einem namenlosen Grauen zu schützen.
    »Nur Gott allein weiß, wer der Mörder ist«, fuhr
ich mit zorniger Stimme fort. »Ich allerdings weiß jetzt schon mit
hundertfünfzigprozentiger Gewißheit, daß diese dunkle Gestalt nicht der
Mörder sein kann. Solche Verletzungen, mit chirurgischen Mitteln beigebracht,
können Tiere von unserer Größe und Masse nicht

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