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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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der Kirchenbank zu kippen drohte.
    »Was geschieht hier?« brachte er nur mühsam hervor.
    »Gott im Himmel, seit ich hier lebe, hat es so
etwas nicht gegeben. Etwas Mirakulöses geht vor.«
    Der Pontifex schloß sich der Meinung an.
    » Questo è un miracolo che c’è stato
rivelato! Il sangue di Gesù Cristo ritorna da noi! Chi è responsabile? «
    Der Papst, Miracolo, die jungen Priester, sie alle
hielten es für ein Wunder. Es war das Blut Jesus Christus’, das sich ihnen
zeigte. Eine knisternde Stille erfüllte die Kapelle, während der über die
unterschiedlichsten Deutungsmöglichkeiten dieses Zeichens und über dessen
Ursache spekuliert wurde. Hatte sich hier vielleicht noch etwas anderes
verändert? War heute abend etwas anders als sonst? Die Geistlichen ließen ihre
Köpfe im Raum kreisen und versuchten Abweichungen vom gewohnten Bild
herauszufinden. Da es jedoch außer der Blutwerdung des Wassers nichts Neues zu
sehen gab, blieben ihre Blicke schließlich an uns beiden haften – genauer an
meiner Wenigkeit. Ja, etwas war diesmal anders als sonst.
    Neben Miracolo saß ein Fremder.
    Das an eine zerklüftete Felslandschaft erinnernde
Gesicht des greisenhaften Papstes verfinsterte sich, und in die wäßrigen blauen
Augen schlich sich eine Art von Anspannung, die mir Furcht einjagte. Er behielt
diesen Ausdruck lange bei. Das edelsteinbesetzte Goldkruzifix um seinen Hals
blendete mich mit Reflexen des Kerzenscheins. Ich kam mir vor, als würde ich
einer Prüfung unterzogen.
    » Portatemi a lui! «  befahl er
schließlich mit einer festen Stimme, die sich in meinen Ohren wie ein
Pistolenschuß anhörte.
    Die beiden Helfer taten, wie ihnen geheißen, und
schoben den Rollstuhl ganz dicht in unsere Nähe. Allein der Priester, der das
Weihritual vorbereitet hatte, blieb mit uns zugewandtem Rücken am Taufstein
zurück. Ich fühlte, daß Miracolo einer Ohnmacht nahe war, oder bildete es mir
ein, weil ich jeden Moment mit meiner eigenen Ohnmacht rechnete. Auge in Auge
mit dem Stellvertreter Christi zu stehen, war wahrlich kein Zuckerschlecken.
Ich hatte inzwischen sogar das Gefühl, daß seine ohnehin verhärtete Miene ein
paar Grade härter geworden war.
    Plötzlich, so als reiße in einer trüben Wolkendecke
ein Loch auf und leite einen gleißenden Sonnenstrahl von unglaublicher Kraft
zur Erde nieder, fiel alle Härte von diesem Gesicht ab. Die buschigen
schlohweißen Augenbrauen hoben sich, die Mundwinkel zuckten, und ein schönes
Lächeln erschien im Antlitz des alten Mannes.
    Zunächst noch murmelnd, dann jedoch immer
vernehmlicher werdend begann der Primas sodann mit meiner Segnung! Ich zitterte
am ganzen Leib vor Glück und Ergriffenheit und bemühte mich, noch etwas zu
warten, bevor ich wirklich in Ohnmacht fiel. Denn als ich am Tag zuvor die
Reise nach Rom angetreten hatte, hatte ich mit allem gerechnet, nur nicht
damit, vom Papst höchstpersönlich gesegnet zu werden. Hätte ich jedoch zu
dieser Stunde die wahre Ursache des Wunders gekannt und auch nur geahnt, welch
unermeßliches Grauen auf mich noch wartete, hätte ich zum ersten Mal im Leben
einem Menschen gegenüber den Maul aufgetan und von ihm sicherheitshalber auch
noch die letzte Ölung verlangt!

13.
     
    Die folgenden Geschehnisse bekam ich nur mehr durch
einen Schleier der Verzückung mit, wobei ich die ganze Zeit ein wie gemeißelt
wirkendes Dauergrinsen vor mir hertrug. Vom Segen des Heiligen Vaters noch
völlig entrückt, registrierte ich nur flüchtig, wie er nach den salbungsvollen
Worten von den jungen Geistlichen wieder aus der Kapelle geschoben wurde.
Schließlich verließen alle den Raum. Stolz auf seinen neuen Protegé, machte nun
auch Miracolo den Eindruck, als stünde er unter der Wirkung von Glückszäpfchen.
     
    »Du bist etwas ganz Besonderes, mein Sohn«, sagte
er, als wir wieder unter uns waren. »Man nimmt in diesem Staat das Wort
Karriere nicht gern in den Mund, aber gesetzt den Fall, man täte es, so hast du
gewiß die steilste Karriere absolviert, die man sich denken kann. Du hast uns
das Wunder gebracht. Deine Schritte wurden gelenkt, damit es sich an diesem Ort
erfüllen konnte. Vielleicht ist es ein Zeichen, daß das Martyrium der
Ermordeten vom Himmel auf diese Weise gewürdigt wird. Oder aber …«
    Er ließ sich über das Thema noch lang und breit aus
und präsentierte eine religiös inspirierte Theorie nach der anderen. Doch
irgendwann fiel auch ihm auf, daß der zurückliegende Tag sowohl meine Kräfte
als auch

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