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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Nacht bestimmt kräftig schütten würde.
    »Es soll ein ganz starkes Gebet werden, mein Sohn«,
fuhr Miracolo fort und bewegte sich zur Kapellentür, die einen Spaltbreit
offenstand. »Deshalb brauche ich diesmal die Unterstützung eines sehr starken
Mannes. Komm mit …«
    Wir betraten die Kapelle und tauchten in ein
Dämmerreich hinein. Der Geistliche, der vor uns hineingegangen war, hatte
zahllose Kerzen angezündet, die aus etlichen langstieligen Ständern und
vielarmigen Kandelabern wuchsen. Zudem stand in einem Winkel ein niedriger
Tisch, auf dem dicht an dicht Opferkerzen brannten. Der erste Eindruck
bestätigte meine Vermutung.
    Es handelte sich bei der Kapelle tatsächlich um
eine aus der Urzeit des Christentums stammende und sehr schlicht gehaltene
Glaubensstätte, die an eine Höhle erinnerte. Ein handgeschnitztes großes
Altarkreuz, auf dem der Gekreuzigte in groben Zügen dargestellt war, stand auf
einem aus einer primitiven Kommode bestehenden Abendmahltisch. Diesen schmückte
ein weißes Tuch mit dem Christus-Monogramm. Die wenigen antiken Kirchenbänke
waren nicht der Rede wert. In diesem beengten Raum konnte nicht einmal eine
kleine Versammlung, geschweige denn eine Messe abgehalten werden. Durch das
einzige Fenster unmittelbar unter der Dachdecke sah ich draußen den letzten
hellen Schimmer des zu Ende gegangenen Tages.
    Das einzig Eindrucksvolle hier war ein meisterhaft
gemeißelter pokalförmiger Taufstein aus Basalt, an dem der Geistliche mit uns
zugewendetem Rücken letzte Vorbereitungen für das Weihwasserritual traf. Das
wassergefüllte Becken besaß das spezifisch cremige Funkeln echten Silbers und
schien abnehmbar zu sein.
    Miracolo und ich bewegten uns bis nach vorne und
sprangen dann auf die obere Rückenlehnenkante einer Bank.
    »Gedenke der Toten, Franziskus, und bete für sie«,
flüsterte Seine Exzellenz. Ich gehorchte, schloß die Augen und tat mein Bestes.
Aber meine Konzentration wurde durch unbändige Haßgefühle gestört. Der
Schlächter lief immer noch da draußen herum und heckte wahrscheinlich gerade
seinen nächsten Schlachtplan aus. Immer wenn ich der vielen Toten
gedenken und sie in meiner Imagination als schnurrende lebendige Geschöpfe
auferstehen lassen wollte, drängte sich mir das Bild des seelenlosen
Phantomgesichts und der klammen Hände dieses Ungeheuers auf.
    Plötzlich wurde die Kapellentür aufgesperrt, und
ein weißberockter Mann in einem Rollstuhl wurde von zwei jungen Priestern
hereingeschoben. Und als das warme Licht der vielen Kerzen von seiner
Erscheinung immer mehr preisgab, da stockte mir der Atem: Es war der Papst!
    »Ganz ruhig, mein Sohn«, sagte Miracolo, der meinen
hocherregten Zustand registriert hatte. »Er ist auch nur ein Kind Gottes so wie
du. Er kommt wie jeden Abend hierher, um das Wasser für den Petersdom zu
weihen.
    Also lehn dich zurück und genieße es!«
    Der Heilige Vater wurde vor das Weihbecken
gefahren, und begann mit zittriger Stimme und Händen, die nicht weniger
zitterten, die Segensliturgie zu sprechen, die zugleich das Gedächtnis an die
Erneuerung der Taufe darstellen sollte. Leben, Reinigung, Gefährdung und
Rettung – diese Bedeutungen wurden in dem Segensgebet mit Jesus Christus als
ihrem Ursprung verknüpft. Langsam bekam ich meine Sensationslust unter
Kontrolle, mein aufgewühlter Zustand wich einem transzendentalen, und ja, ich
genoß es! Keine häßlichen Bilder des Mörders verunstalteten mehr die Antlitze
der Toten, sondern im Gegenteil, ich sah sie quicklebendig und tollend im
Paradiesgarten. Einige lieferten sich wilde Duelle im Sonnenschein und an
rauschenden Wasserfällen.
    » Impossibile! Incredibile! Non lo è
assolutamente certo!
      Dio c’assiste! «
 rief mit einem Mal einer der jungen Priester neben dem Heiligen Vater aus
und riß mich schlagartig aus meiner wohligen Entrückung. Ich schlug die
halbgeschlossenen Augenlider wieder auf.
    »Unmöglich! Unglaublich! Das gibt es doch gar
nicht!
    Gott stehe uns bei!« hatte der Geistliche gesagt.
Und wahrhaftig, ich sah, wie sich das Wasser im Weihbecken, das von dem
Priester, der alles vorbereitet hatte, umklammert wurde, plötzlich rot färbte.
Der Gedanke lag nahe, daß es sich um einen Zaubertrick handelte. Das Weihwasser
färbte sich immer stärker, und dem intensiven Farbton nach zu urteilen gab es
bald keinen Zweifel mehr daran, daß es sich um Blut handelte. Miracolo, der den
unbegreiflichen Vorgang mit mir angesehen hatte, war so erstaunt, daß er

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