Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
Vom Netzwerk:
verursachen. An diesen Leichen
wurde herumoperiert!«
    »Aber warum regst du dich plötzlich so auf,
Franziskus?« sagte Miracolo. Er schaute mich halb verdutzt, halb tadelnd an.
Als ich mich zu den anderen umdrehte, merkte ich, daß alle mich mit dem
gleichen Blick anstarrten. Ein Bleigewicht aus Scham und Schuldgefühlen
beschwerte daraufhin mein Haupt und drückte mich nieder. Ich lächelte
gezwungen.
    »Weil ich mir schon halbwegs eine Hypothese mit
einem Menschen in der Rolle des Mörders zusammenkonstruiert hatte, und jetzt
kommt diese ominöse dunkle Gestalt daher und macht alles kaputt«, antwortete
ich.
    »Wie du schon sagtest, mein Sohn, das Böse besitzt
viele Gesichter, und es hat die Macht, sich zu verwandeln.
    Vertraue Gott, und er wird dich auf die richtige
Fährte führen.«
    Der Junge hatte wirklich göttlichen Humor!
    »Sicher, sicher, Exzellenz« sagte ich in einem
Tonfall, der sich ziemlich resigniert anhörte. »Hoffentlich beeilt sich Gott
damit, bevor noch andere ins Gras beißen.«
    Ich wandte mich wieder der Gruppe zu.
    »Eine letzte Frage an euch alle. Gab es
irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern? Ich meine, vielleicht eine
Vorliebe oder eine Angewohnheit, die nur sie besaßen. Oder verfügten sie über
eine ganz spezielle Fertigkeit. Hatten sie zum Beispiel ein überragendes Gehör
oder so etwas?«
    Wieder war es Blixa, in deren Schokoladengesicht
sich das langsame Aufkeimen von etwas Unbestimmten abzeichnete. Sie überlegte
und überlegte, und je länger sie das tat, desto mehr Glanz bekamen ihre
Kupferaugen.
    »Ich kann mich irren«, sagte sie schließlich, »aber
mir sind tatsächlich zwei Gemeinsamkeiten zwischen den Vieren eingefallen.
Zunächst einmal waren sie sehr jung, hatten gerade die Geschlechtsreife hinter
sich. Und dann, wie soll ich mich ausdrücken …«
    »… taten sie sich durch besonders akrobatische
Kunststückchen hervor«, beendete ich für sie den Satz.
    »Sie waren sogar in der Lage, während eines Sprungs
mehrmals um die eigene Achse zu rotieren und dann auf vier Pfoten zu landen.«
    »Genau!« stieß sie aus. »Woher weißt du das?«
    »Von Giovanni«, entgegnete ich. »Aber das ist
wieder ein ganz anderer Fall.«
    Kurz bevor wir zu der Kapelle gelangten, bemerkte
ich, wie ein Priester im langen Ordensrock humpelnd an uns vorbeihuschte und
durch die alte Tür verschwand, die einer primitiven Stallklappe ähnelte. Es
ging so schnell, daß die anderen es gar nicht mitbekamen. Wie es aussah, hatten
sie an solchen feinsinnigen Beobachtungen auch gar kein Interesse. Denn vor der
Kapelle waren so viele Teller mit köstlichstem Futter aufgestellt, daß ich sie
kaum zählen konnte. Die vatikanischen Kollegen stürmten auf die Delikatessen zu
wie Pilger zur Ostermesse auf Hostien. Rasch war vor der Kapelle ein Kordon aus
Fellen entstanden, und wäre nicht das Auf und Ab der gierig in die Teller
hineintauchenden Köpfe gewesen, hätte man das Ganze für ein ausgefallenes
Blumenbeet-Arrangement halten können. Während ich mich anfangs noch zurückhielt
und im Geiste immer noch mit wilden Spekulationen über Motiv und Täter kämpfte,
blieb es nicht aus, daß mein leerer Magen durch die verlockenden Speisendüfte
zu grummeln begann. Plötzlich ging mir auf, daß ich in der Tat seit langem
nichts gefressen hatte. Dies erkannt, gesellte ich mich schnell zu den anderen
und schlang die mit leckerer Soße angerichteten Fleischstückchen in
Rekordgeschwindigkeit in mich hinein.
    Nachdem auch der letzte Teller blank geleckt war,
zogen die Gemeindemitglieder nach und nach in alle Richtungen des Areals davon.
Zuvor jedoch verabschiedeten sie sich herzlich von mir und beschworen mich, den
Schuldigen des Massakers um jeden Preis zu finden. Ihr Wunsch war mir Befehl.
Alle gingen – bis auf Miracolo. Er schaute nachdenklich seinen Schäfchen
hinterher, die sich in der Ferne allmählich verloren.
    »War der Leichenschmaus nach deinem Geschmack,
Franziskus?« wollte er wissen.
    »Besser hätte es nicht munden können, Exzellenz!«
    »Dann wollen wir für die Dahingeschiedenen ein
letztes Gebet sprechen«, sagte er und wandte sich vom Park ab, auf den sich
mittlerweile ein weinrotes Licht gesenkt hatte. Die Sonne war längst
untergegangen, und in den nächsten Minuten würde sich über den Gottesstaat
endgültig die totale Finsternis legen. Noch aber konnte man gut erkennen, wie
sich immer mehr kobaltblaue Wolken in den Nachhall des Abendrots hineinfraßen,
aus denen es in der

Weitere Kostenlose Bücher