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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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hatte er seine Schandtaten lieber für
sich behalten und die Opfer im Park vergraben. Aber wo war er mit seinen
Experimenten danach hingezogen? So, wie es um das Verwesungsstadium der Leichen
stand, mußte er schon vor einem Jahr den Operationssaal gewechselt haben.
    »Was ist hier los, in Gottes Namen?« vernahm ich
plötzlich eine Baßstimme hinter meinem Rücken. Als ich den Kopf zurückwandte
und einen schneeweißen Perser die Wiese entlang kommen sah, geriet ich ins
Zweifeln, ob ich mich unter diesen schrecklichen Umständen wirklich darüber
freuen sollte, Miracolo gefunden zu haben. Durch Sancta kannte ich nur das
Rassemerkmal, aber jetzt, da der Kerl vor mir stand, wußte ich auf Anhieb, um
wen es sich handelte.
    Er sah aus, als hätte man eine Tonne Watte in eine
Hydraulikpresse gesteckt und dann zu einem Gebilde von nur einer Armlänge
verdichtet. Alles an ihm sah gepreßt aus: die winzigen Ohren, die in dem wie
geföhnt wirkenden Fell vollkommen untergingen, die blauen Äuglein, die sehr
kurze Nase, die zwischen den Augen eine tiefe Einbuchtung besaß, die
Miniglieder, mit denen er nur zu hoppeln in der Lage war, der buschige Schwanz,
einfach alles! Hätte ein verrückter Zauberer einen Pekinesen-Hund in eine
Felidae verwandelt, wäre das Resultat kaum anders gewesen. Das einzig
Beeindruckende an Miracolo war dieses aufgeplusterte Erscheinungsbild, welches
aus Übergewicht und jener charakteristischen Explosion an Haaren zustande kam.
    »Wir sind an dieser Stelle auf einen alten Friedhof
gestoßen, Exzellenz«, sagte Pius, der auch nicht gerade eine Zier seiner Art
war. Seine Stimme klang, als hätte ein Tonbastler das Geräusch der
Toilettenspülung gesampelt und aus dem Material Worte geformt.
    »Was redest du da wieder für einen Stuß daher,
Pius!«
    blaffte der neben mir hockende Gescheckte. »Siehst
du denn nicht, daß diese armen Schweine alle umgebracht und dann verscharrt
worden sind? Sogar in einer Erbse steckt mehr Grips als in deinem dämlichen
Schädel.«
    » Silencium! « sagte Miracolo und trat in
unsere Runde.
    »Ich dulde an diesem Ort kein Geschimpfe …«
    Der Unterkiefer des Wuschelmops klappte herunter,
als sein Blick mit einem Mal auf das Unfaßbare fiel, das wir bereits zur Genüge
hatten studieren dürfen. Die Äuglein traten aus den dichten Wattebauschballen
hervor, und er gab ein gepreßtes Stöhnen von sich.
    »Heilige Mutter Maria, hilf uns! Heilige Mutter
Maria, hilf uns! …« stöhnte er immer wieder. Er war aufrichtig bestürzt, ja man
sah es ihm richtiggehend an, wie in ihm wie von Rasierklingen erzeugte Wunden
aufklafften. Er begann bitterlich zu weinen. Auch die anderen bekamen nun
feuchte Augen, und ließen ihrer Trauer freien Lauf.
    Schließlich hob über den Toten ein
steinerweichendes Geschluchze an, das lange anhielt und an einen Choral
gemahnte. Ich schämte mich ein bißchen für meine Gedanken von eben, die nicht
gerade von Sympathie für Miracolo gezeugt hatten. Jeder von uns war auf seine
eigene Fasson glückselig, und wenn sich einer für die eigene Erfüllung den
Glauben erwählt hatte, was sollte daran falsch sein? Pfui, Francis!
    » Il diavolo! « sagte Miracolo schließlich,
nachdem er sich wieder ein bißchen beruhigt und die Tränen weggewischt hatte.
Die anderen hatten sich der getragenen Stimmung Seiner Exzellenz längst
angepaßt und starrten mit ernsten Gesichtern ins Leere. Niemand brachte einen
Laut heraus.
    » Il diavolo ist aus seinem Schwefelpfuhl
heraufgestiegen, o liebe Brüder und Schwestern!« tönte er salbungsvoll und
rollte mit den Äuglein. »Das hier ist das Werk des Teufels. Denn niemand von
uns würde die Pfote so bestialisch gegen den anderen erheben. Und kein Mensch
hier wäre fähig, sich an uns derart schändlich zu vergreifen. Das ist il
diavolo !«
    »Ich kannte mal einen Pudel, dessen Herrchen
Sebastian Teufel hieß«, warf Pius ein und rollte eine Zunge aus, die so lang
war, daß man daran Tauklettern hätte veranstalten können. »Der ist wohl nicht
gemeint, oder?«
    »Halt dich mit deinen dummen Sprüchen zurück, Pius,
wenn Seine Exzellenz spricht!« wetterte der Gescheckte.
    »Entschuldigt, liebe Gemeinde«, sagte ich und erhob
mich. In der Zwischenzeit fühlte ich mich stabil genug, um ein bißchen
diesseitige Logik in die Angelegenheit hineinzubringen. »Ein Teufel ist der
Täter gewiß. Ob er allerdings Hörner auf dem Kopf trägt und einen Pferdefuß
hinter sich herschleift, da habe ich so meine Zweifel.«
    »Du

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