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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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den
Morden stecken. Unheimlich sind diese Brüder zwar allemal, vor allem aber
unheimlich skurril. Meiner Meinung nach handelt es sich bei der Theosophical
Society um einen harmlosen Opa-Verein, dessen Mitglieder sich mit viel Hokuspokus
und schrägen Gesangseinlagen auf das Jenseits vorbereiten. Das gilt allerdings
nicht für ihren Chefpriester. Er scheint in die Morde stark verwickelt, wenn er
nicht sogar selbst die Bestie ist! Sein Motiv ist mir noch verborgen, aber es
kann sich nur noch um Stunden handeln, bis ich ihm auf die Schliche gekommen
bin. Ich habe da nämlich eine Theorie, was es mit dem Ohr-Absäbeln auf sich
hat. Samantha wollte mich aufs Kreuz legen, indem sie mir suggerierte, es
würden während dieser Zeremonien unseresgleichen geopfert. Sie rechnete damit,
daß ich in Anbetracht des in der Tat furchteinflößenden Theaters die Flucht
ergreifen würde, bevor überhaupt etwas passiert war. So hätte ich als détective
di artiglio den Fall für gelöst erklärt – und mich dabei ganz schön
lächerlich gemacht. Denn alle wußten, daß der wöchentliche Theosophen-Zirkus in
Wahrheit die beste Futterquelle in der Stadt ist. Aus dem großen Detektiv wäre
schnell ein Clown geworden. Es kam aber, wie du ja inzwischen weißt, anders.«
    »Samantha ist trotzdem tot«, sagte Antonio und
trommelte mit dem dünnen langen Schwanz nervös auf den Sitz der Kirchenbank.
    »Wie ist sie gestorben? Und wo befindet sich ihre
Leiche jetzt?«
    Der schwarze Orientale setzte eine Miene auf, als
müsse er einem Schwachsinnigen beibringen, welcher Buchstabe nach A kommt.
    »Was glaubst du wohl, wie sie gestorben ist? Man
hat ihr ein Ohr abgetrennt. Daran ist sie verblutet. Sie liegt in Fürst
Savoyens Keller, und ich kann dir verraten, es ist wirklich kein schöner
Anblick.«
    »Verdammt, jetzt tut sie mir trotzdem leid! Irgend
etwas paßt da nicht zusammen. Ich hatte soeben einen verrückten Traum, in dem
sich mir das Motiv der Morde zu zeigen schien. Du kamst übrigens auch darin
vor.
    Weißt du, was Bionik bedeutet, Antonio?«
    »Also wenn du mich so fragst …«
    »Es ist ein Kunstwort und setzt sich aus der
Kombination der Begriffe Biologie und Technik zusammen. Dieses Forschungsgebiet
befaßt sich mit der Übertragung der in Jahrmillionen entwickelten und
optimierten ›Erfindungen der Natur‹ in die Technik. Der Mensch versucht der
Natur ihre Geheimnisse abzuluchsen und sie für bahnbrechende neue Produkte und
Technologien nutzbar zu machen. Doch gelegentlich bleibt es nicht beim
Abgucken. In gewissen Bereichen sind wir Tiere der schönen neuen Technik
haushoch überlegen – und nicht kopierbar. Es würde viel kostspielige
Forschungsarbeit ersparen, wenn man das in Frage kommende Organ des Tieres
einfach in die lahme Technik installierte.«
    »Du meinst, der Mörder entfernt unsere Ohren, um
sie zu hochempfindlichen Richtmikrofonen umzufunk-tionieren oder so etwas? Sei
mir nicht böse, aber darauf wäre ich auch selbst gekommen.«
    Sein strahlendes Bild vom détective di artiglio schien
einen Riß zu bekommen.
    »Das weiß ich, mein Freund. Aber die Sache mit dem
Super-Gehör wäre auch wirklich zu einfach gewesen.
    Nein, es dreht sich um das, was sich im Ohr
beziehungsweise im Innenohr verbirgt. Des Rätsels Lösung ist das
Vestibulärorgan, das oben auf der sogenannten Hör-Schnecke sitzt und unseren
Gleichgewichtssinn bei Laune hält. Es ist eine Art Meßgerät, das Informationen
über Raumlage und Beschleunigung einholt. Der Sensor funktioniert – extrem
einfach dargestellt – nach dem Prinzip der Wasserwaage.
    Er besteht aus mehreren mit Flüssigkeit gefüllten
Kammern, die an den Innenwänden von sensiblen Sinneshärchen besiedelt sind. Bei
einer Veränderung der Lage kommt die Flüssigkeit in Bewegung und stimuliert die
Fühler, die umgehend dem Gehirn Bericht erstatten. So ähnlich läuft es auch
beim Menschen ab. Doch bei uns ist das Ding immens hochgezüchtet. Wir können
mit solch traumwandlerischer Grazie auf dem Gartenzaun flanieren, als existiere
keine Schwerkraft, wir können solche akrobatischen Nummern hinlegen, als
besäßen wir die Gabe des Fliegens, und uns so elegant zwischen teurem Porzellan
hindurchmanövrieren, als handle es sich dabei um pure Zauberei. Nach
Beobachtungen Giovannis und einer Artgenossin namens Blixa bevorzugt der Mörder
junge, vor allem aber mit einem selbst für unsereins phänomenalen
Gleichgewichtssinn ausgestattete Opfer.
    Der Zusammenhang liegt für mich auf der

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