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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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doch da stockte ich ein zweites Mal. Der Grund dafür war ein
kaum wahrnehmbares Plätschern hinter meinem Rücken, das mir sämtliche Fellhaare
zu Berge stehen ließ. Obwohl es sich um ein alltägliches Geräusch handelte,
klang es nun unbeschreiblich häßlich, ja geradezu obszön. Ich riß mich herum
und fühlte, wie es mir vor Grausen die Kehle zuschnürte.
    Wie in meinem letzten Traum war auch diesmal die
Hauptrolle erneut mit Antonios kaltherzigem Herrchen besetzt. Er trug seinen
pastellfarbenen Disco-Anzug aus den Siebzigern mit dem weiten Revers und der
Schlaghose und saß im Rollstuhl des Papstes. Das halb aufgeknöpfte Hemd
entblößte wieder seine haarige Brust, über der ein silbernes Kruzifix baumelte.
Durch die große dunkle Sonnenbrille lächelte er mich maliziös an. Der makellos
gebräunte, an einer dicken Zigarre nuckelnde Macho kam diesmal jedoch kaum als
leutseliger Gast bei einer Retro-Show in Frage. Denn am rechten Jackenärmel und
am linken Hosenbein klafften dunkle Einschußlöcher, aus denen sich ganze
Blutbäche über den schönen Anzug ergossen hatten. Er hatte vielleicht in seiner
Macho-Welt einmal zuviel eine dicke Lippe riskiert und dafür die Quittung
erhalten. Nichtsdestotrotz bewahrte er Haltung und tat, als sei nichts gewesen.
Im Gegenteil, er war immer noch zu makabren Gesten aufgelegt. Direkt vor ihm stand
der alte Taufstein aus der Kapelle, dessen Silberbecken bis zum Rand fast
schwarz gewordenes Blut enthielt. Der Römer tauchte die freie Hand samt der
Rolex und den goldenen Manschettenknöpfen in die dunkle Suppe hinein und rührte
darin herum. Seine Finger vollführten ein neckisches Plätschern und ließen
bisweilen von den Kuppen Blutstropfen abperlen.
    »Das Böse besitzt viele Gesichter, Franziskus«,
wiederholte er meine eigenen Worte vom Nachmittag. Sie hallten in dieser
seltsamen Kammer nach wie in einer Tropfsteinhöhle. »Und es hat die Macht, sich
zu verwandeln. Es kann selbst in die bravste Seele hineinfahren und sie für
seine verderblichen Zwecke instrumentalisieren.«
    Obwohl sich die Traummaschine Erlebnisfetzen aus
der unmittelbar zurückliegenden Vergangenheit ausgeliehen hatte, erinnerte mich
der Angeschossene plötzlich an einen anderen Verletzten. Wieso hatte der Macho
die Schußwunden des Kapuzenmannes, dessen Verwundungen sich exakt an den
gleichen Körperstellen befinden mußten?
    »Damit das Böse besiegt werden kann, muß das
Gleichgewicht der Welt wieder hergestellt werden, Francis«, fuhr der Verwundete
fort. »Bedauerlicherweise hängt das Gleichgewicht der Welt mit dem
Gleichgewicht in euren Köpfen zusammen so wie die Beschichtung von
wasserabweisenden Pflanzenblättern mit modernen Autolacken zusammenhängt.«
    »Ich weiß, es geht gar nicht um den Hörapparat«,
sagte ich und gratulierte mir selbst, daß ich zum ersten Mal in einem Traum den
Schlüssel zum Aufknacken eines Falles gefunden hatte.
    Über die dunklen Brillengläser des blutüberströmten
Mannes flogen sternförmige Lichtreflexionen. Sein Lächeln wurde breiter, und er
pfiff leise aus einem Mundwinkel.
    »Schlaues Kerlchen!« bestätigte er. »Man muß immer
wissen, wo oben und wo unten, was falsch und was richtig ist. Mit einem Wort:
Ihr gebt uns euer einzigartiges Gleichgewicht, und wir vollbringen das Wunder,
das Gleichgewicht der Welt wiederherzustellen.«
    »Du wirst scheitern«, sagte ich. »Irgendwas,
irgendwer, ich, die anständigen Menschen, vielleicht sogar der Allmächtige
höchstpersönlich werden dich und deine frevelhaften Taten hinwegfegen! Und das
einzige Wunder, das dir widerfahren wird, wird dein heißer Auftritt in
der Hölle sein!«
    Das Lächeln verschwand schlagartig aus dem
sonnengebräunten Gesicht, und die ganze Kälte dieses Mannes, die lediglich von
lächerlichen Accessoires versteckt wurde, trat jetzt unverhohlen zum Vorschein.
Er verzog die Mundwinkel, als ekle er sich vor meinen Worten, so daß die Lippen
sich in einen dünnen Strich verwandelten.
    »Verstehe, du bist auch nur ein Freund des
unverbindlichen Friedens, des Friedens aus Sonntagsreden und scheinheiligen
Fernsehdebatten. Es ist immer dasselbe. Kaum einer ist bereit, für die gute
Sache Opfer zu bringen. Die Guten aber, die Helden, die wahren Christen werden
den endgültigen Frieden gleich einem Wunder über die Welt bringen. Schau her!«
    Er warf die Zigarre in einem hohen Bogen durch die
Luft und griff mit beiden Händen in die Blutsuppe, wodurch die Flüssigkeit in
Bewegung geriet. Heftige

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