Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
Vom Netzwerk:
schlagartig die Augen
auf, doch ich erkannte meinen guten Freund nicht wieder. Sein saphirblauer
Blick besaß etwas derart Haßerfülltes, daß er damit selbst tote Vulkane hätte
zum Ausbrechen bringen können. Haßverzerrt war auch seine gesamte Physiognomie.
Sie glich der eines gelifteten Menschen, bei dem die Gesichtshaut zu den Ohren
hin bis an den Rand des Zerreißens gestrafft wurde. Mit einem unheimlichen
Knurren schaute sich der gewandelte Eloi um. Aus seinem Maul tropfte Sabber.
Und dann begann das Blutbad ...
    Hätte ich nur Hände besessen, hätte ich sie mir vors
Gesicht gehalten, um nur gelegentlich zwischen den Fingern einen Blick auf den
laufenden Horrorfilm zu riskieren. Eloi schlich sich der Reihe nach an jeden
Schlafenden heran und schlug seine Hauer mit unglaublicher Brutalität in dessen
Hals oder Genick. Das herausspritzende Blut schien ihn weder zu stören noch
wieder zu Bewußtsein zu bringen. Im Gegenteil, er suhlte sich in dem
Lebenssaft, als sei er ein stampfender Winzer in einem Bottich voll roter
Trauben. Gleichwohl gab er sich große Mühe, die anderen bei seiner Schandtat
nicht zu wecken. Denn er wollte auch dem letzten den Garaus machen. Ein Blutsee
bedeckte bald den ganzen Boden. Und damit auch die Wände und Bücherstapel nicht
zu kurz kamen, rieb sich der Meuchelmörder mit seinem blutverschmierten Fell
daran. Er steigerte sich in einen regelrechten Blutrausch.
    Nur einmal schien es, als könne er sein Werk nicht
vollenden. Der alte rote Zausel wachte plötzlich auf, und da seine Minzedosis
an diesem Tag wohl zu niedrig gewesen war, erfaßte er die brenzlige Lage mit
einem Blick aus seinen Kupferaugen. Er hielt sich gar nicht erst lange mit
einer Schockreaktion auf, sondern rannte sofort zum Tunnel. Doch er hatte eine
Sekunde zu spät reagiert. Eloi bemerkte ihn, setzte ihm nach und erwischte auch
ihn. Als der Henker sich zum schrecklichen Abschluß Madam vornahm, wandte ich
mich mit Grauen ab.
    »Ende der Diashow«, sagte Luzifer und ließ die Bilder des
Entsetzens verschwinden.
    »Was ist aus Eloi geworden?« fragte ich mit zitternder
Stimme.
    »Keine Ahnung. Nach dem Massaker hat er sich totgestellt.
Du bist selbst darauf reingefallen. Er wird ein Wanderer geworden sein. Ihr
kennt bestimmt diese ruhelosen Wesen, die es an keinem Ort lange hält und die
einsam und stumm ihrer Wege ziehen. Sie sind verflucht, und mit ihnen auch ihre
Nachkommen. Ja, ja, der Weg zur Hölle ist gar nicht so weit; manchmal genügt
ein Blick ins eigene Herz, und schwuppdiwupp! ist man da. Kann man nichts
machen, das ist der Preis für die Mitgliedschaft in meinem Club. Eigentlich
schade, denn Eloi war der beste Verbündete, den ich je hatte. Doch niemand ist
unersetzlich.«
    »Du glaubst tatsächlich, daß wir dir nach all dem, was
vorgefallen ist, die Treue halten?«
    »Was bleibt euch übrig? Ihr wurdet speziell zu diesem
Zweck ausgesucht und habt alles schön mitgemacht. Ihr wolltet doch unbedingt
mit den Menschen sprechen. Ich mache nur Vorschläge. Was dich angeht, mein
Lieber, hast du wohl keine andere Wahl. Du hast den Pakt mit mir geschlossen.
Ach, wenn ich es noch am Rande erwähnen darf: Keiner verschreibt sich einfach
so der Sünde, wenn er nicht eine gewisse Beziehung zu ihr unterhält. Das gilt
für euch alle! Ab jetzt ist Dauerquasseln angesagt.«
    »Hör mal, Alder, das ist ja alles schön und gut, was du
hier abziehst«, meldete sich unversehens Efendi zu Wort. Der
rabenschwarze Gefährte trat aus unserer Wagenburg hervor und stellte sich dem
Unhold so furchtlos entgegen, als habe er es mit dem kinderlieben
Eiswagenverkäufer zu tun, der immer um diese Zeit bimmelt. »Und dein
Scheißaussehen stört mich auch nicht weiter. Schließlich bin ich ja praktisch
in Scheiße aufgewachsen. Allerdings warst du mir in deinem Sean-Connery-Look
doch etwas sympathischer. Aber du hast recht: Es beginnt eine neue Zeitrechnung
– vor allem für mich. Die Abenteuer in der Klapse waren echt lustig, einige der
Schwanks werde ich wohl noch meinen Enkeln zum besten geben. Doch selbst die
schönste Party hat mal irgendwann ein Ende. Efendi muß sich nun ein
richtiges Zuhause suchen. Dir und deinen hochfliegenden Plänen noch alles Gute
und toi, toi, toi! Ich ... Mist, ich wollte doch noch etwas sagen ... ach ja –
tschüs!« Sprach's, drehte sich um und spazierte einfach in Richtung der Tür.
    »Neeeiiin!« kreischte der Stierkopf und trampelte auf
seinen Hufen behende wie eine Primadonna Efendi hinterher.

Weitere Kostenlose Bücher