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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Behindertenparkplatz abgestellt hat.
Niemand von uns hat ihn jemals gesehen, aber er ist da drin. Das Licht brennt
die ganze Nacht, das kann man an den erleuchteten Fenstern erkennen. Es
kursieren die wildesten Gerüchte um diesen Mann. Manche behaupten, er sei ein
Serienmörder gewesen, andere sagen sogar, er wäre ein Kannibale.«
    »Verstehe. Und wenn sich in der Nähe gerade kein
Zweibeiner auftreiben läßt, begnügt er sich halt mit leckeren Vierbeinern.
Ergibt irgendwie einen Sinn.«
    Ich hatte mein Mahl beendet, und trotz meiner
sarkastischen Bemerkung war ich Eloi in Wahrheit für die köstliche Speise
dankbar.
    »Nun ja, Dude, sind halt so Gerüchte. Und die entstehen
fix in einer Gegend, in der der Minzeverbrauch derart um sich gegriffen hat,
daß Realität und Phantasie Jacke wie Hose sind. Doch ich sehe schon, in deinem
Oberstübchen drehen sich ein paar Zahnräder mehr als in denen der Schlaffies in
dieser Stinkekammer.«
    Ich ließ mir die letzten Leckerbissen schmecken, indem ich
mit der Zunge die Reste zwischen meinen Zähnen herauspulte und dann in den
Rachen beförderte. »Entschuldige, Eloi, ich wollte mich nicht über dich lustig
machen. Seit heute morgen weiß ich selbst, zu was Menschen imstande sein
können. Aber daß ein serienmordender Kannibale direkt vor eurer Haustür wohnen
soll, paßt doch ein bißchen zu perfekt ins Bild, findest du nicht? Spontan habe
ich da eine andere Erklärung, wenn auch eine schlichte. Du hast erwähnt, daß
sich bisweilen wilde Tiere aus dem Naherholungsgebiet in die Gärten verirren.
Könnten sich unter ihnen nicht auch solche befinden, die nicht so gern grasen,
sondern ebenso wie wir Frischfleisch bevorzugen?«
    In Elois Gesicht erschien erneut das verdutzte Lächeln. Er
wirkte so, als hätte er mit einem Mal über meinem Kopf eine Glühbirne
aufleuchten sehen. Mit seinen knitterigen Schnurrhaaren, von denen fusseliges Zeug
herunterhing, und dem siamtypisch dunklen, allerdings schon ergrauten Fell um
Augen- und Schnauzenbereich sah er nun wie ein Depp aus, der erfolgreich bis
drei gezählt hat.
    »Hey Dude, du hast nicht nur mehr Zahnräder unter der
Schädeldecke als wir, sondern du bist ein wahres Genie! Verdammt, warum bin ich
nicht selbst auf die Idee gekommen? Na, damit ist der Fall geklärt, würde ich
sagen. Wir dürfen einfach den Brunnen nicht mehr in den Nachtstunden verlassen,
dann sind wir in Sicherheit.«
    Der jüngste Genuß der guten alten Minze hatte die
Beweglichkeit seiner Gesichtsmuskeln, insbesondere aber sein Denkvermögen arg
verlangsamt. »Nicht so voreilig, Eloi«, sagte ich und stieß einen unhörbaren
Rülpser aus. »Nur weil ich eine mögliche Erklärung locker aus dem Ärmel
schüttele, heißt das nicht, daß irgend etwas geklärt wäre.«
    »Nicht?« Seine Schnurrbarthaare knickten nun vollends ein.
    »Nein! Vielleicht hast du nämlich recht, und ich habe
unrecht. Vielleicht könnte dieser ominöse Kerl in seiner verfallenen Villa doch
für die Morde in Frage kommen. Es könnte noch viele andere Möglichkeiten geben.
Ich meine, wenn euch eine solch schlimme Gefahr bedroht, untersucht ihr nicht
die Leichen und die Spuren, um irgendwelche Rückschlüsse auf den Tathergang zu
ziehen?«
    »Ähm, eigentlich nicht. Wir sind einfach immer zu
geschockt, um ...«
    Plötzlich erfüllte ein dumpfes Kreischen den Raum, das
ganz offensichtlich aus der Verbindungsröhre herausschallte. Unsere Köpfe
fuhren wie automatisch in diese Richtung. Die anderen Höhlenbewohner wurden
abrupt aus dem Schlaf gerissen. Einige sprangen sofort auf die Pfoten, andere
brauchten ein Weilchen, um sich zu berappeln. Aber innerhalb weniger Sekunden
stand im schwachen Kerzenschein eine regungslose Menge Spitzohriger, die mit
schreckgeweiteten Augen zu dem einzigen Ausgang aus dem Brunnenbecken starrte.
Dort war nun das spezifische Trippeln eines Artgenossen zu hören, das entsteht,
wenn die Krallenspitzen in schneller Folge an einem glatten Fußboden schaben.
Alle hielten den Atem an.
    Aus der Finsternis des Lochs sprang uns schließlich der
Kerzen-Heini von heute morgen entgegen. Der rote alte Zausel mit den
kupferfarbenen Glubschern sah noch verzottelter aus, gerade so, als sei er mit
knapper Not der Explosion in einer Feuerwerksfabrik entronnen. Die Haare
standen ihm zu Berge, und er hechelte asthmatisch.
    »Dudes, oh Dudes, es hat schon wieder einen Dude
rübergemacht!« krächzte er in die angespannte Stille hinein und rollte dann
derart unheilschwanger mit den

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