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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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solch einem hochgeschraubten
Zeug beschäftigt hatte.
    Schließlich stand ich ratlos inmitten des Saales und ließ
mich durch die diversen Löcher in der Decke einschneien. In der düsteren Ruine
schien ein heller Schleier zu tanzen. Ich versuchte krampfhaft, mir etwas
Gescheites einfallen zu lassen, wie ich die desaströse Hausdurchsuchung
gegenüber Morlock rechtfertigen könnte. Immerhin hatte er mir ja versichert,
daß er bereits alles durchsucht habe. Apropos Morlock, wo steckte der Kerl
überhaupt? Ich schaute nach oben zu den Durchbrüchen, durch die Schneeflocken
wie winzige Engel herunterschwebten. Nichts, kein Morlock, nirgends.
    Ich wollte gerade nach ihm rufen, als mein Blick zufällig
eine Kommode streifte und daran haftenblieb. Obwohl auch dieses Möbel vom
Verfall völlig entstellt war, konnte man schon von weitem die stilvollen Intarsien
und Messingbeschläge an dem einst kostbaren Stück erkennen. Zwei spießförmige
Kerzenständer standen unmittelbar davor auf dem Boden. Ich sprang an dem
kerzenlosen Dorn des einen vorbei hoch auf die Kommode und untersuchte den
Kasten genauer. Er besaß drei Schubladen mit Messinggriffen. Der Teufel ritt
mich, und ehe ich mich versah, war ich auf dem Boden, stellte mich auf die
Hinterpfoten und biß mich an dem Griff der obersten Schublade fest. Dann ging
ich langsam rückwärts Richtung Kerzenständer und benutzte dabei das ganze Maul
als elastische Zugmechanik. Anfangs blockierte die Schublade, und die
Anspannung in meinem Kiefer- und Halsmuskelbereich verwandelte sich sehr
schnell in Schmerz. Dann aber gab das verdammte Ding endlich nach und ließ sich
herausziehen.
    Sofort hechtete ich hinein. Auch hier lag nichts
Besonderes – allerdings war der Inhalt diesmal privater Natur. In der Schublade
befanden sich ein Goldring, dessen Siegel eine Dämonenfratze darstellte, lose,
vergilbte Papiere, auf denen mit einer geradezu künstlerisch zu nennenden,
geschwungenen Handschrift Ansichten ohne Sinn und Verstand festgehalten waren,
und ein paar Kunststoffminiaturen von Schafen und Giraffen, offenkundig
Kinderspielzeug. Danach machte ich mich über die mittlere Schublade her und
öffnete sie auf die gleiche anstrengende Art wie vorhin. Darin krabbelten
Insekten über verstaubtem Krimskrams: ein Handspiegel, Feuerzeuge, verrostete
Schlüssel, antiquiertes Rasierzeug und so weiter. Mein Goldgräber-Enthusiasmus
hatte inzwischen den Tiefpunkt erreicht, dennoch hätte ich es mir nicht
verziehen, wenn ich nicht auch noch die unterste Schublade untersucht hätte.
Also erneut die Zähne in den Griff gerammt, wieder das beschwerliche
Herausziehen mittels Rückwärtsgang und ...
    Plötzlich hörte ich ein Schwirren gepaart mit einem
gellenden Schrei! Es war so laut, als hätte jemand eine Kugel abgefeuert. Ich
fuhr herum und sah sofort zur Decke. Instinktiv spürte ich, daß die Gefahr von
oben kam. Und da war er: Batman! In dem bläulich schimmernden
Schneeflockenschleier sah ich den berühmt-berüchtigten Fledermaus-Mann aus
einem der Löcher auf mich niederschießen. Doch je mehr er sich mir näherte,
desto offensichtlicher wurde, daß es sich bei dem erdwärts stürzenden Schatten
nicht um Batman handelte, sondern um einen meiner Artgenossen, den ebenfalls
ein dunkles Geheimnis umgab.
    Morlock prallte mit voller Wucht auf mich, und es glich
einem Wunder, daß er mir dabei nicht sämtliche Knochen brach. Er hatte mich
wohl die ganze Zeit vom Rand des Durchbruchs beobachtet und in dem Moment
zugeschlagen, als ich seine neuralgische Stelle entdeckte. Nachdem wir
ineinanderverkeilt wie zwei in der Kühltruhe zusammengefrorene Spießbraten zur
Seite rollten, verlor er keine Sekunde, mir mit seinem bis zum Anschlag
aufgerissenen Gebiß an die Kehle zu gehen. Das weiß blitzende Teil, welches
einem Arsenal von Stichwaffen glich, haschte wie außer Kontrolle geraten nach
mir. Dabei leuchteten seine blauen Augen so überhell, als bestünden sie aus
einer kochenden Masse. Der elegant dandyhafte Gesichtsausdruck von vorhin hatte
sich in die kalte Fratze eines Killers verwandelt. Fauchend überschlugen wir
uns mehrmals auf dem Holzboden. Keine Gelegenheit wurde ausgelassen, den
anderen zu beißen, zu treten und an ihm zu zerren. Und trotz des Fellpolsters
blieb es nicht aus, daß unsere Leiber tiefe Kratzer abbekamen und unser Blut
die Schneeschicht unter uns rot einfärbte.
    Schließlich hielt ich die Grenze für erreicht, wo bloße
körperliche Bedrohung in echte Todesgefahr

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