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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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nicht begreifen, wer von uns der wahre Francis ist. Jetzt mußt du mich aber leider entschuldigen. Ich muß noch schnell einen Krieg verhindern.«
    Wir sprinteten beide aus dem Schlafzimmer, er in Richtung Küche, ich zur halbgeöffneten Wohnzimmertür. In der Diele machte ich halt und schaute ihm andächtig hinterher. Mein Gott, wie schön er war! Dieser geschmeidige Gang, als wäre Samt lebendig geworden und hätte die Gestalt eines Tiers angenommen, dieses silbrige Funkeln auf dem Fell wie von Sternenstaub und dieser kraftstrotzende Körper, die Krönung all dessen, was die Natur in Jahrmillionen des Experimentierens hervorgebracht hat. Eine riesige Woge des Glücks trug mich davon, bis sie jäh an einer Mauer der Scham zerschellte ob meiner väterlichen Pflichtvergessenheit. Ist ja nicht möglich, das Gefühl gab es tatsächlich: Ich war Vater!
    »He! ...« rief ich. »Ähm, Junge! ... Ähm, Sohn!«
    Er stoppte und starrte mich fragend an.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Keine Ahnung. Mutter hatte nicht die Muße, sich für uns Namen auszudenken. Nenn mich doch einfach ... Junior!«
    Ich lächelte verlegen und nickte. Dann eilte ich ins Treppenhaus, geistig noch immer mit meinen früheren Untaten beschäftigt. Allerdings nicht ausschließlich, denn die Hälfte meines Hirns war erneut auf Droge, berauschte sich an dem Stoff der unstillbaren Neugier, und ich wollte verdammt sein, wenn ich meine gestrigen Entdeckungen nicht durch einen Kniff optimal auszuwerten wußte.
    CAVE CANEM! Noch mehr als der seltsame Umstand, daß sowohl der umgebrachte Kläffer in der Röhre als auch die hinter mir herhechelnde morbide Truppe Soldatenmarken trugen, elektrisierten mich diese beiden Worte. Sie konnten eine Spur zur Klärung des Falles sein. Und da ich keine weiteren Anhaltspunkte besaß, war es nur folgerichtig, daß ich eine Art Deus ex machina bemühen mußte, um hinter die wahre Bedeutung dieser Worte zu kommen. Die »Maschine« stand eine Etage aufwärts.
    Ich weiß, daß ich mich anfangs zu Archie, diesem Sultan der Idioten, und zu seinen tausend Arten der Zeitverschwendung unfreundlich geäußert habe. Ich weiß auch, daß ich das Internet für die Menschheit als so unentbehrlich einschätzte wie Akne. Aber schließlich halte ich Ärzte auch für wandelnde Geldstaubsauger, die sich von den Quacksalbern des Mittelalters nur durch ihre weiße Berufskleidung unterscheiden, und jammere doch nach ihnen, sobald ich auch nur leichte Kopfschmerzen bekomme. Was ich damit sagen will, ist, man kann seine Meinung bisweilen ändern. Man sollte es vielleicht nicht jede halbe Stunde tun, aber sagen wir mal - wenn es einem paßt!
    Selbstverständlich hätte ich für meine Suche auch Gustavs Lexika heranziehen können. Doch der Instinkt sagte mir, daß die von mir benötigte Information dort nicht zu finden sein würde, hauptsächlich deshalb, weil sie so aktuell, vor allem aber so speziell war. Zu diesem Zweck mußte ich etwas tun, was ich eigentlich nie tat und wenn doch, dann ging es nicht ohne einen Nervenzusammenbruch ab: nämlich die Stufen hinaufzusteigen und Archies Wohnung zu betreten.
    Meine Befürchtungen wurden sogar übertroffen! Als ich die Tür mit den Vorderpfoten aufdrückte (das Schloß war irgendwann herausgefallen, ohne daß es Archie aufgefallen wäre) und in die Bude hineinging, wähnte ich mich in einem Life-Bericht aus einem Erdbebengebiet. Zwar standen Decke und Wände noch, aber das Chaos dazwischen unterschied sich kaum von den Folgen einer veritablen Naturkatastrophe. Undefinierbare Möbelteile, zerknitterte Kleidungsstücke, Bücher, CD-Hüllen, ja selbst Plastikbesteck und halbgegessene Tiefkühlkost in Aluminiumverpackungen waren in einem derartigen Durcheinander über die ganze Wohnung verstreut, daß selbst ein auf rabiate Hausdurchsuchungen spezialisiertes Polizeikommando diese Leistung nicht hätte toppen können.
    Ich kämpfte mich über Berge von stinkender Unterwäsche und durch Täler unbezahlter Rechnungen ins Schlafzimmer - oder war es das Wohnzimmer? -, wo ich mit dem grausamsten Anblick meiner an Schicksalsschlägen ohnehin reichen Existenz konfrontiert wurde: Ein von Junkfood und Alkohol aufgedunsener, ältlicher Mann lag bäuchlings und nackt bis auf einen Tangaslip auf dem zerwühlten Bett und schnarchte - und furzte! Damit nicht genug. Sein Körper war auch noch widerlich entweiht. Auf jeder Pobacke prangte eine Tätowierung, und auch über den Rücken erstreckten sich die

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